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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Feinden Ausschau. Im unterirdischen Land hatten sich unterdessen viele Geschlechter
abgelöst, nur im Regenbogenpalast schien das Leben stillzustehen: In den
700 Jahren, die seit der ersten Einschläferung vergangen waren, hatten nur
zwei Wechsel der sieben Könige, ihrer Höflinge und Diener stattgefunden.
Der Verstand dieser Leute änderte sich überhaupt nicht, denn jedesmal,
wenn sie nach einer Schlafperiode aufwachten, hatten sie alles vergessen,
was sie früher wußten, und man mußte sie in allem neu unterweisen.
Wieviel aber kann schon ein Mensch erlernen, wenn die ganze Lehrzeit nur
drei, vier Tage dauert? Das Volk begann sich Gedanken darüber zu machen,
ob das Land die sieben Könige überhaupt brauche, die nur schliefen oder
zechten und die Staatsgeschäfte vernachlässigten. Doch die von den
Vorfahren ererbte Ehrfurcht vor den Monarchen war zu tief verwurzelt, und
kaum jemand glaubte ernsthaft daran, daß man die Könige stürzen und ohne
sie leben konnte. Eine unerwartete Begebenheit brachte jedoch die Ordnung,
die seit Jahrhunderten im unterirdischen Lande herrschte, durcheinander.
WEITERE BLÄTTER AUS DER GESCHICHTE
DES WUNDERLANDES
    Es waren genau 300 Jahre und vier Monate nach der Entdeckung des Schlafwassers im Labyrinth vergangen. In verschiedenen Teilen des Kontinents,
den man zu jener Zeit bereits Amerika nannte, lebten vier Zauberinnen,
zwei gute und zwei böse. Die guten hießen Willina und Stella, die bösen
Gingema und Bastinda. Obwohl sie leibliche Schwestern waren, lagen sie
miteinander in ewigem Streit. Die menschlichen Siedlungen rückten immer
näher an die Gebiete der Zauberinnen heran, und diese beschlossen, wie
einst der mächtige Hurrikap, ihren Wohnort zu wechseln. Seltsamerweise
kam ihnen dieser Gedanke zur gleichen Zeit, aber was gibt es nicht alles auf
der Welt! Die Schwestern guckten in ihre Zauberbücher und beschlossen, in
das Wunderland zu ziehen, das durch eine große Wüste und unbezwingbare
Berge von der übrigen Welt getrennt war. Den Büchern entnahmen sie auch,
daß in diesem Land kleine stille Menschlein lebten, die man leicht unterwerfen konnte, und daß es dort weder Zauberer noch Zauberinnen gab, mit
denen man um die Macht hätte ringen müssen. Die vier Schwestern waren
unangenehm überrascht, als sie, nachdem sie auf verschiedenen Wegen ins
Wunderland gekommen waren (wobei sie natürlich ihre Zaubermittel mitführten), plötzlich einander gegenüberstanden.
„Das ist mein Land!” kreischte die vor Bosheit spindeldürre Gingema. „Ich
war die erste hier!”
Sie war tatsächlich eine Stunde vor den anderen angekommen.
„Ihr habt einen zu großen Appetit, Verehrteste!” bemerkte die schöne Stella,
die das Geheimnis der ewigen Jugend kannte. „In diesem großen Lande
wird sich wohl für uns alle Platz finden.”
„Ich will mit niemandem teilen, nicht einmal mit Schwester Gingema!” rief
die einäugige Bastinda, die einen schwarzen Schirm unterm Arm hielt, der
sie auf ihren Wunsch überallhin trug. „Hütet euch”, sagte sie, „bei einem
Streit mit mir werdet ihr schlecht abschneiden.”
Die grauhaarige, gutmütige Willina sagte nichts. Sie nahm aus den Falten
ihres Kleides ein winziges Buch, pustete darauf, und siehe da, es verwandelte sich in einen riesigen Band. Voller Respekt blickten die anderen
Zauberinnen auf Willina, denn sie waren nicht imstande, ihre Zauberbücher
so zu verwandeln, und mußten sie in ihrer vollen Größe mitschleppen.
Willina blätterte in ihrem Buch und raunte:
„Afrika, Ananas, Aprikosen, Brot, Buche … da, ich hab’s: Krieg!” Die
Zauberin überflog ein paar Zeilen und lächelte überlegen: „Ihr wollt Krieg
führen? Nun denn, ich bin bereit!”
Gingema und Bastinda bekamen Angst. Sie verstanden, daß es ein ernster
Kampf sein würde, in dem sie - das mußte wohl Willina in ihrem Zauberbuch gelesen haben - unterliegen würden. Die vier Zauberinnen kamen
überein, den Streit gütlich zu regeln. Aus ihren Büchern erfuhren sie
natürlich auch von dem unterirdischen Lande, doch keine wollte dorthin
ziehen. Das Los entschied, daß Gingema das Blaue Land, Willina das
Gelbe, Bastinda das Violette und Stella das Rosa Land erhalten solle. Das
mittlere Gebiet sollte einen Trennungsraum zwischen ihnen bilden, damit
sie einander seltener begegneten. Die Zauberinnen einigten sich auch; ihre
Länder niemals für längere Zeit zu verlassen, was durch einen Eid besiegelt
wurde. Dann machte

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