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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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Väter Borils und Robils waren längst tot, und
es gab niemanden, der den beiden die Heilkunde wieder beibringen konnte.
Die sieben Könige schnaubten vor Wut. Wenn sie erkrankten, würde es jetzt
niemanden geben, der ihnen helfen konnte! Sie wollten sogar Ortega
aufhängen, weil er diese Unglücksquelle entdeckt hatte, aber dann überlegten sie es sich, denn das hätte ja niemandem genützt. Binnen drei Tagen
war Doktor Boril so weit, daß er gehen und sprechen konnte. Aber die
Heilkunde hatte er völlig vergessen. Zum Glück fanden sich im Haus die
Aufzeichnungen seines Vaters und die alten Hefte mit den Hausaufgaben
Borils. Nach zwei Wochen konnte er schon leidlich seinem Beruf wieder
nachgehen. Unterdessen war auch Robil erwacht.
„Ich werde ihn unterrichten!” sagte Boril, und natürlich hatte niemand etwas
dagegen einzuwenden. Jetzt, da er über seinen Freund und Rivalen Macht
hatte, wollte der dicke Doktor jeden möglichen Vorteil daraus ziehen. Als
Robil wieder zu sprechen anfing, flüsterte Boril ihm ein:
„Weißt du, wer ich bin? Ich bin der berühmte Doktor Boril, ein großer
Mann der Wissenschaft, dein einziger Lehrer und Beschützer, ohne den du
dein Leben lang ein Dummkopf und Trottel bleiben würdest. Hast du
verstanden? Wiederhole!”
Der baumlange Robil, der fast zusammenknickte und dabei immer noch auf
seinen Lehrer herabblickte, schaute ihn mit verliebten Augen an und sagte:
„Ihr seid der berühmte Doktor Boril, ein großer Mann der Wissenschaft,
mein einziger Lehrer und Beschützer. Ohne Euch würde ich mein Leben
lang ein Dummkopf und Trottel bleiben …”
„So, das merke dir und höre nicht auf die Leute, die dir etwas anderes sagen
sollten.”
Die Minister, die mehr als die Doktoren vom Wasser getrunken hatten,
schliefen drei Monate. Dann erwachten sie beide gleichzeitig. König
Ukonda, der darüber erbost war, daß sie ohne Erlaubnis ihr Amt verlassen
und so lange geschlafen hatten, gebot ihnen einzuflüstern, daß sie früher
Diener im Palast gewesen seien. Ihren Angehörigen befahl er unter Androhung schwerer Strafe, den Ärmsten nichts von ihrer Vergangenheit zu
erzählen. Dieses kühne Experiment gelang: Beide Minister hatten die
Vergangenheit völlig vergessen. In ihren Dienerkleidern liefen sie mit
Tabletts durch den Palast, fegten die Zimmer, putzten Schuhe und bedienten
bei Tisch.
EIN GLÄNZENDER EINFALL
    Als sich diese seltsamen Dinge zutrugen, befand sich unter den sieben
Hütern der Zeit einer namens Bellino, der durch Verstand und Ehrlichkeit
hervorragte. Seinen klugen Ratschlägen folgten nicht nur die anderen Hüter
der Zeit, sondern sogar die Könige. Dieser Bellino hatte einen prächtigen
Einfall.
„Wie wär’s, wenn man die Könige einschläfern würde für die Zeit, in der sie
nicht regieren?” sagte er leise, blickte sich aber sogleich nach allen Seiten
um, ob niemand horche …
Zuerst schien ihm diese Idee vermessen und unerfüllbar, aber je länger er
nachdachte, desto mehr gefiel sie ihm. ,Jetzt’, überlegte Bellino, muß das
Volk sieben Könige mit ihren Familien, sieben Höfe, sieben maßlos freche
Dienerhaufen, sieben militärische Wacheinheiten und sieben Spionsbanden
ernähren. Das sind mehr als tausend unnütze Esser. Wird aber meine Idee
verwirklicht, so werden dem Volk nur etwa anderthalb Hundert Tagediebe
auf der Tasche liegen, während die übrigen friedlich und traumlos schlafen
und nicht an ihren Magen denken werden. Zuerst überlegte der alte Bellino
selbst seinen Plan, dann teilte er ihn dem kleinen dicken Doktor Boril mit.
„Bei allen Senfumschlägen der Welt”, rief dieser begeistert, „das ist eine
geniale Idee! Aber werden unsere Herrscher schlafen wollen?” fügte er
nachdenklich hinzu. „Egal, dann werden wir sie eben überreden!”
Vor allem mußten jedoch die geheimnisvollen Eigenschaften des
Schlafwassers untersucht werden. Das übernahmen Bellino und die
Doktoren Boril und Robil. Sie stellten fest, daß das Zauberwasser einmal im
Monat aus dem Felsen hervortrat. Es füllte das kleine runde Becken,
verblieb darin mehrere Stunden und floß dann in die unerforschte Tiefe der
Erde zurück. Das Wasser wurde in Krügen in die Stadt gebracht, aber schon
nach 24 Stunden verlor es seine einschläfernde Kraft. Damit es wirkte,
mußte man es frisch trinken. Es war nicht leicht herauszufinden, wieviel
Zauberwasser ein Mensch trinken mußte, um genau sechs Monate zu
schlafen. Die Versuche
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