Die Sieben unterirdischen Könige
Fluß und gerieten in ein tückisches Mohnfeld, in dem Elli, Toto
und der Löwe vom Duft der Mohnblumen in einen tiefen Schlaf fielen, aus
dem sie nur durch einen glücklichen Zufall wieder erwachten. Während
dieses letzten Abenteuers lernte Elli die Königin der Feldmäuse, Ramina,
kennen, die ihre Freundin wurde. Von Ramina bekam sie eine silberne
Zauberpfeife, die Elli sehr zustatten kommen sollte. Nach unzähligen
Strapazen erreichten Elli und ihre Gefährten den herrlichen Palast
Goodwins. Beim Betreten der Stadt hatte man ihnen grüne Brillen aufgesetzt, worauf alles ringsum in den verschiedensten Tönen der grünen
Farbe zu funkeln begann. Goodwin erklärte sich bereit, unsere Wanderer zu
empfangen, nur mußte jeder einzeln vor ihn treten. Elli erschien er in der
Gestalt eines riesigen Kopfes, dessen Stimme von der Seite kam.
„Ich bin Goodwin, der Große und Schreckliche”, hörte Elli. „Wer bist du,
und warum belästigst du mich?”
„Ich bin Elli, ein kleines und schwaches Mädchen”, antwortete sie. „Ich
komme von weit her, damit Ihr mir helft!”
Elli erzählte dem Kopf ihre Abenteuer und bat, er solle ihr helfen, zu Vater
und Mutter nach Kansas zurückzukehren. Als der Zauberer hörte, daß Elli
aus Kansas sei, sagte er in milderem Ton:
„Geh in das Violette Land und befreie seine Einwohner von der bösen
Bastinda. Dann werde ich dich nach Hause bringen.”
Das gleiche forderte Goodwin vom Scheuch, vom Eisernen Holzfäller und
vom Löwen, nachdem sie ihre Anliegen vorgetragen hatten. Schweren
Herzens machten sich unsere Freunde in das Violette Land auf, denn sie
glaubten nicht, die mächtige Bastinda besiegen zu können. Die böse Hexe
mußte indessen alle ihre Zaubermittel anwenden, um der tapferen Schar
Herr zu werden. Auf ihren Befehl zerrissen die fliegenden Affen den
Scheuch, warfen den Eisernen Holzfäller in einen Abgrund und brachten
Elli, den Löwen und Toto als Gefangene in den Violetten Palast. Lange
schmachteten die drei in der Gefangenschaft ohne Hoffnung auf Rettung.
Diese kam aber, wenn auch durch Zufall. Die Hexe hatte nämlich eine
schreckliche Angst vor Wasser. Seit 500 Jahren hatte sie sich nicht mehr
gewaschen, ihre Zähne nicht geputzt und kein Wasser angerührt, denn man
hatte ihr prophezeit, daß sie durch Wasser umkommen werde. Eines Tages
schüttete Elli, außer sich vor Zorn, weil die Hexe ihr die silbernen Schuhe
rauben wollte, einen Eimer Wasser über sie aus. Bastinda löste sich auf, und
das Land der Zwinkerer war von nun an frei. Frohlockend flickten die
Zwinkerer die Kleider des Scheuchs und stopften sie mit frischem Stroh aus.
Den Eisernen Holzfäller zerlegten sie in seine Bestandteile, und nachdem
jedes einzeln repariert wurde, bauten sie ihn wieder zusammen und polierten
ihn auf Hochglanz. Der Mann gefiel ihnen so sehr, daß sie ihm die Herrschaft über ihr Land anboten. Der Holzfäller willigte ein, sagte aber, er
müsse sich zuerst bei Goodwin ein Herz holen. Siegreich kehrte die kleine
Schar in die Smaragdenstadt zurück, doch Goodwin beeilte sich nicht, sein
Versprechen zu halten. Darüber aufgebracht, stürmten unsere Helden in den
Thronsaal, wo Toto hinter einem Wandschirm einen kleinen alten Mann in
gestreiften Hosen hervorzerrte. Elli und ihre Begleiter waren enttäuscht, als
sie erfuhren, daß das ängstliche Männchen niemand anders als der große
und schreckliche Zauberer Goodwin war. Dieser erzählte ihnen seine Geschichte und gestand, daß er die Menschen viele Jahre lang betrogen hatte.
Er schloß jedoch mit den Worten:
„Eure Wünsche werde ich trotzdem erfüllen, Freunde. Ich war ja immerhin
viele Jahre Zauberer, und da hab ich schließlich einiges gelernt.”
Goodwin nahm dem Scheuch den Kopf ab, schüttete das Stroh aus und
füllte ihn mit Sägespänen, in die er Näh- und Stecknadeln getan hatte.
„So, jetzt habt Ihr einen ungewöhnlich scharfen Verstand, mein Freund”,
sagte Goodwin, „Ihr müßt nur lernen, ihn richtig zu nutzen.”
„Oh, verlaßt Euch darauf!” rief der Scheuch freudig. Dem Holzfäller schnitt
Goodwin eine Öffnung in die eiserne Brust, hängte ein totes, mit Sägespänen ausgestopftes Seidenherz hinein und lötete das Loch zu. Das Herz
schlug nun in der Brust des wackeren Mannes, der darüber ganz entzückt
war. Dem Löwen setzte der entlarvte Zauberer eine große Schüssel mit Mut
vor, und als dieser sie ausgetrunken hatte, sagte er, jetzt sei er das tapferste
Tier
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