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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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noch zu früh. Ich habe da Schatten großer Tiere gesehen, die uns
folgten.”
„Auch wir haben sie gesehen!” riefen mehrere Stimmen.
„Wir dürfen keine Zeit verlieren! Die Frauen sollen ihre Kinder schlafen
legen und auf sie achtgeben, die Männer aber eine Befestigung bauen!”
Bofaro wälzte den ersten Stein heran. Die anderen folgten, ihre Müdigkeit
überwindend, seinem Beispiel. Sie schleppten Steine herbei und begannen
eine Mauer zu errichten.
Nach mehreren Stunden stand eine dicke, feste Mauer von doppelter
Mannshöhe da.
„Ich glaube, das reicht einstweilen”, sagte König Bofaro. „Später werden
wir hier eine Stadt bauen.”
Bofaro stellte eine Wache aus mehreren Männern mit Pfeilen und Lanzen
auf; die anderen, die vor Müdigkeit fast umfielen, begaben sich im
unheimlichen Licht der goldgelben Wolken zur Ruhe. Ihr Schlaf sollte
jedoch nur kurz sein.
„Alarm! Alarm!” schrie die Wache.
Die aufgeschreckten Menschen stiegen auf Vorsprünge an der Innenseite
der Befestigung und blickten über die Mauer. Da gewahrten sie einige
Dutzend seltsamer Tiere, die sich der Befestigung näherten.
„Sechsfüßer! Das sind Sechsfüßer!” riefen mehrere Leute.
Die Tiere hatten tatsächlich nicht vier, sondern sechs dicke, runde Beine, auf
denen mächtige runde Rümpfe ruhten. Ihr Fell war schmutzigweiß, dicht
und zottig. Sie starrten aus großen runden Augen auf die Befestigung, die so
jählings entstanden war …
„Welch gräßliche Ungeheuer! Ein Glück, daß die Befestigung uns schützt!”
riefen die Menschen. Während die Bogenschützen Pfeile auflegten, kamen
die Tiere immer näher. Sie schnüffelten, glotzten und schüttelten drohend
ihre großen Köpfe mit den kurzen Ohren. Bald hatten sie sich auf
Schußweite genähert. Die Schützen spannten die Bogen, die Pfeile
schwirrten durch die Luft. Sie konnten aber die dicke Haut der Tiere nicht
durchbohren und blieben in ihrem zottigen Fell stecken. Mit dumpfem
Gebrüll kamen die Sechsfüßer näher. Wie alle Tiere des Wunderlandes
konnten sie sprechen, aber sie sprachen undeutlich, denn ihre Zungen waren
zu dick und unbeholfen.
„Verschießt eure Pfeile nicht umsonst!” befahl Bofaro. „Haltet die
Schwerter und Lanzen bereit! Schafft die Frauen und Kinder in die Mitte der
Befestigung!”
Die Tiere wagten es aber nicht, anzugreifen. Sie umstellten die Befestigung
und hielten ihre glühenden Augen unverwandt auf sie gerichtet. Bofaro und
seine Leute waren belagert. Da begriff er, welchen Fehler er begangen hatte:
Er hatte es unterlassen, für Wasser zu sorgen. Wenn jetzt die Belagerung
lange anhielt, würden seine Leute verdursten. Bis zum See waren es zwar
nur ein paar Dutzend Schritt, aber wie sollte man die Umkreisung des
Feindes durchbrechen, der gar nicht so schwerfällig war, wie er aussah?
Es vergingen ein paar Stunden. Als erste verlangten die Kinder zu trinken.
Vergeblich versuchten die Mütter, sie zu beruhigen. Bofaro bereitete sich zu
einem verzweifelten Ausfall vor. Plötzlich rauschte es in der Luft, am
Himmel tauchte eine Schar sonderbarer Geschöpfe auf, die sich schnell
näherte. Sie sahen wie Krokodile aus, nur waren sie viel größer. Diese
Ungeheuer schwangen ihre gewaltigen hautbespannten Flügel, und aus ihren
schmutziggelben, schuppigen Bäuchen ragten mächtige Tatzen mit scharfen
Krallen hervor.
„Wir sind verloren!” schrien die Belagerten. „Das sind fliegende Drachen;
vor ihnen kann uns keine Befestigung schützen!”
Die Menschen bedeckten ihre Köpfe mit den Händen, und sie vermeinten
schon zu spüren, wie die schrecklichen Krallen in ihr Fleisch eindrangen.
Aber da geschah etwas Unerwartetes: Die Drachen stürzten sich heulend auf
die Sechsfüßer und suchten deren Augen zu treffen. Diese schienen aber an
solche Überfälle gewöhnt: Sie zogen tief die Köpfe ein, richteten sich auf
den Hinterbeinen auf und schlugen wild mit den Vorderbeinen um sich.
Das Heulen der Drachen und das Brüllen der Sechsfüßer betäubte fast die
Menschen, die das ungewöhnliche Schauspiel beobachteten. Einige Sechsfüßer hatten sich zusammengerollt, und die wütenden Drachen rissen ihnen
mit den Zähnen ganze Büschel des zottigen Fells aus. Ein unvorsichtiger
Drache, den ein mächtiger Tatzenhieb getroffen hatte, konnte nicht
auffliegen und hüpfte hilflos umher. Dann stoben die Sechsfüßer, von den
fliegenden Echsen verfolgt, auseinander. Sofort ergriffen die Frauen ihre
Krüge und

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