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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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weit.”
„Paßt auf an den Seiten”, befahl Ortega. „Die Sechsfüßer suchen immer an
der Wand durchzuschlüpfen.”
„Die Fackeln sind bereit”, sagten die Männer. „Wir werden ihn mit dem
Feuer schrecken.” So leise die Menschen auch sprachen, das Tier hörte sie
und huschte in einen schmalen Gang. Aber die erfahrenen Jäger, die das
Labyrinth genau kannten, hatten auch den zweiten Ausgang der Höhle mit
einem Netz versperrt, das eine andere Schar hielt. Der Sechsfüßer kehrte
heulend um und begann durch die Höhle zu rasen. Die Jäger aber erhoben
ein lautes Geschrei, zündeten ihre Fackeln an, stampften mit den Füßen und
schlugen mit den Stöcken auf den felsigen Boden. Der durch das Echo
verstärkte Lärm erschreckte das Tier derart, daß es vorwärts stürmte und
sich in den weiten Maschen des Netzes verfing. Die Stricke drohten unter
den wuchtigen Tatzenschlägen zu zerreißen, aber die Jäger schlugen das
Netz fester um den Sechsfüßer, der jetzt ihr Gefangener war. Aus dem Gang
trat die andere Jägerschar hervor. Freudestrahlend umringten die Leute den
Sechsfüßer.
„Für dieses Tier ist uns eine schöne Belohnung sicher”, sagte ein Jäger.
„Schaut, wie groß es ist!”
Jetzt laß uns, lieber Leser, sehen, wozu die Leute die Stöcke mit den
Schlingen brauchten. Ein paar Männer lösten vorsichtig das Netz von den
Beinen des Ungeheuers, warfen ihnen die Schlingen um und banden sie so
zusammen, daß der Sechsfüßer nur ganz kleine Schritte machen konnte.
Dann setzten sie dem Tier einen festen ledernen Maulkorb auf und banden
mehrere Stricke daran. Nachdem all das mit großem Geschick getan war,
wurde das Netz abgenommen und zusammengerollt. Dann machten sich die
Jäger auf den Heimweg. Die Größten und Stärksten von ihnen zogen den
Sechsfüßer an den Stricken, und wenn er nicht weiter wollte, stachen ihn
hinten die anderen mit den spitzen Enden ihrer Stöcke. Das Tier fügte sich
schließlich in sein Geschick und folgte den Menschen.
„Bringt dieses Baby in das Sechsfüßergehege Nr.4. Du, Selano, wirst es dort
zähmen!” sagte Ortega. „Und jetzt geht, ich will mich derweilen im
Labyrinth ein wenig umschauen, mir scheint, daß es hier noch mehr für uns
zu tun gibt.”
DER GEHEIMNISVOLLE SCHLAF
    Die Jäger boten Ortega eine Fackel an, aber dieser nahm sie nicht, die
Leuchtkugel auf seinem Hut, sagte er, genüge ihm. Die Leute zogen mit
dem Sechsfüßer davon, während Ortega das Labyrinth in Augenschein
nahm. Nach etwa zwei Stunden entdeckte er, daß sich in diesem Teil der
Höhle eine Sechsfüßermutter mit einem Jungen verbarg. Auf dem Heimweg
machte Ortega einen Abstecher in eine Höhle, in der er schon lange nicht
mehr gewesen war. Plötzlich erblickte er den Widerschein seiner Leuchtkugel in einem kleinen Becken, das früher leer war.
„Siehe da”, wunderte sich der Jäger, „das ist ja eine neue Quelle!”
Nach dem langen Marsch verspürte er einen starken Durst. Er kniete nieder,
schöpfte eine Handvoll Wasser und begann gierig zu trinken. Das Wasser
hatte einen sehr angenehmen Geschmack, es schäumte und quirlte. Ortega
wollte noch ein paar Schluck trinken, aber da überkam ihn eine
unerklärliche Müdigkeit.
„Oho, Ortega”, tadelte sich der Jäger, „du wirst alt! Früher hätte dir ein
solcher Spaziergang überhaupt nichts ausgemacht! Na, dann werde ich eben
etwas ausruhen …”
Er machte es sich auf dem harten Boden bequem, und im Nu übermannte
ihn der Schlaf. Erst gegen Abend des nächsten Tages wurden die Angehörigen Ortegas wegen seines Verschwindens unruhig. Sie waren es zwar
gewöhnt, daß der alte Jäger lange wegblieb, als er aber nach drei Tagen
noch immer nicht zurückkehrte, schlugen Frau und Kinder Alarm.
Was konnte dem Jäger zugestoßen sein? Daß er sich im Labyrinth verirrt
hatte, war nicht anzunehmen, denn er kannte es ja sehr gut. Man mußte das
Schlimmste befürchten, daß nämlich ein hungriges Tier ihn überfallen oder
daß er verschüttet worden war. Das erstere war sehr zu bezweifeln, denn die
Sechsfüßer hatten schon längst. die Bekanntschaft der Menschen gemacht
und mieden sie. König Ukonda, der in diesem Monat regierte, sandte eine
Schar Jäger auf die Suche aus. Ihr Führer war Kuoto, Ortegas Gehilfe.
Die Leute nahmen Fackeln und Proviant für mehrere Tage mit. Nach
langem Suchen fanden sie Ortega in einer Höhle, die kaum jemand kannte.
Er lag an einer kleinen runden Vertiefung, die
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