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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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Unterirdischen tauschten ihre Erzeugnisse - Kupfer und Bronze, eiserne
Pflüge und Eggen, Glas und Edelsteine - gegen Getreide, Butter und Früchte
der Oberirdischen. Allmählich entwickelte sich der Handel. Der Marktplatz,
wo der Tausch getätigt wurde, lag am Ausgang des unterirdischen Reichs in
das Blaue Land, dicht an dessen östlicher Grenze. Dieser Ausgang war einst
auf Befehl König Aranjas durch ein mächtiges Tor versperrt worden. Nach
Aranjas Tod wurde die Wache jedoch von dem Tor zurückgezogen, denn
die unterirdischen Erzgräber unternahmen keinen Versuch, in die obere
Welt zurückzukehren. Während der vielen Jahre ihres unterirdischen Lebens
hatten sie die Sonne nicht mehr gesehen, und jetzt konnten die Erzgräber
nur noch nachts zur Oberfläche aufsteigen, weil für ihre Augen das
Sonnenlicht zu grell war. Jeder Markttag wurde durch das mitternächtliche
Geläute der Glocke angekündigt, die über dem Tor hing. Am Morgen
prüften und zählten die Kaufleute des Blauen Landes die Waren, die die
unterirdischen Einwohner nachts hinterlassen hatten. Dann brachten
Hunderte Menschen Schubkarren mit Säcken voller Mehl, Körbe mit Obst
und Gemüse, Kisten mit Eiern, Butter und Käse zum Tor. In der folgenden
Nacht wurde alles von den Bewohnern des unterirdischen Landes abgeholt.
KÖNIG BOFAROS VERMÄCHTNIS
    Bofaro regierte viele Jahre im unterirdischen Lande. Er war mit zwei
Söhnen hinabgestiegen, dann wurden ihm weitere fünf geboren. Da Bofaro
alle seine Kinder gleich liebte, wußte er nicht, welches er zu seinem Nachfolger bestimmen sollte. Er dachte, wenn er einen Sohn zum Thronfolger
auswählte, werde er dadurch die anderen sehr kränken. Siebzehnmal änderte
Bofaro sein Vermächtnis, bis er, des Klatsches und der Intrigen seiner
zukünftigen Erben müde, auf einen Gedanken kam, der ihm die Ruhe
wiedergab. Er ernannte nämlich alle sieben Söhne zu seinen Erbfolgern. Sie
sollten, so besagte das Vermächtnis, der Reihe abwechselnd je einen Monat
regieren. Damit sie sich nicht stritten und nicht bekriegten, mußten sie dem
Vater schwören, daß sie immer in Frieden leben und die Reihenfolge der
Herrschaft genau einhalten würden. Der Eid fruchtete aber nichts. Gleich
nach dem Tod Bofaros begannen die Brüder miteinander zu streiten, wer als
erster die Herrschaft antreten solle.
„Wir müssen die Reihenfolge der Herrschaft nach unserem Wuchs bestimmen. Ich bin der Größte, und darum werde ich als erster regieren”, sagte
Prinz Wagissa.
„Mit Verlaub”, entgegnete der dicke Gramento, „wer mehr wiegt, hat mehr
Verstand, also soll die Waage entscheiden, wer als erster zu regieren hat.”
„Du hast viel Fett, aber keinen Verstand”, schrie Prinz Tubago. „Mit den
Geschäften des Königreichs wird der Stärkste am besten fertig. Ich nehme
es mit dreien von euch auf. Tretet vor und laßt uns unsere Kräfte messen!”
brüllte er, seine riesigen Fäuste schwingend. Es kam zu einer Rauferei, bei
der einer der Brüder etliche Zähne verlor, während die anderen blauunterlaufene Augen und ausgerenkte Arme und Beine davontrugen …
Als sich die Prinzen wieder ausgesöhnt hatten, wunderten sie sich, daß
ihnen nicht schon früher die beste Lösung eingefallen war, nämlich die
Reihenfolge nach dem Alter der Brüder festzulegen. Sie beschlossen, einen
gemeinsamen Palast zu bauen, in dem ein jeder seinen Teil haben sollte.
Architekten und Maurer errichteten auf dem Stadtplatz ein riesiges Gebäude
mit sieben Türmen und sieben getrennten Eingängen zu den Gemächern
jedes Königs. Die ältesten Einwohner der Höhle hatten den Regenbogen,
der am Himmel ihrer verlorenen Heimat strahlte, noch gut in Erinnerung.
Sie beschlossen, ihn auf den Wänden des Palastes für ihre Nachfahren zu
erhalten, und strichen die sieben Türme in den sieben Farben des Regenbogens. Kunstfertige Maler verliehen den Farben eine wunderbare Reinheit,
und sie strahlten so schön wie die eines richtigen Regenbogens.
Jeder König machte die Farbe des Turmes, in dem er sich niederließ, zu
seiner Leibfarbe. Im grünen Teil des Palastes zum Beispiel war alles grün:
die Gemächer, das Festkleid des Königs, die Kleider der Hofleute, die
Livreen der Diener, die Möbel. Im violetten Teil war alles violett … Welche
Farbe welchem König zufallen solle, wurde durch das Los entschieden.
In der unterirdischen Welt gab es keinen Wechsel von Tag und Nacht,
deshalb wurde die Zeit mit Sanduhren
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