Die Sieben unterirdischen Könige
verirrt. Vielleicht sind sie durch unterirdisches Gas
umgekommen. Oder ist eines der Kinder verletzt und kann nicht weiter?”
Die Menschen stürzten mit brennenden Kerzen und Laternen in die Höhle,
allen voran Bill. Der niedrige, schmale Gang wurde allmählich breiter und
mündete in eine große Tropfsteingrotte. Vom Ende der Grotte führten drei
Gänge weiter. Die Leute gingen dem Faden nach in den mittleren. Der Gang
war schmal und niedrig. An manchen Stellen mußte man sich tief bücken.
Plötzlich stieß Bill, der immer voranging, einen heiseren Schrei aus:
„Die Decke ist eingestürzt!”
Eine undurchdringliche Mauer aus kleinen und großen Steinen, auf die der
Millionen Tonnen schwere Berg drückte, versperrte den Weg. Da hinein
führte der Faden. Bill brach in Tränen aus:
„Fred, mein teurer Sohn! Elli, meine liebe kleine Elli! O weh, welch
schreckliches Ende!” schluchzte er.
Die Gefährten versuchten, ihn zu beruhigen.
„Laß das”, sagten sie, „noch ist nicht alles verloren! Vielleicht sind sie auf
der anderen Seite …”
Bill sprang auf „Ja, ja!” rief er. „Wir müssen hindurch. Laßt uns graben!
Jede Sekunde ist kostbar!”
Immer mehr freiwillige Helfer fanden sich vor der Höhle ein. Die Schlucht
sah jetzt wie ein Lager aus! Feuer wurden entfacht, über denen die Frauen
Essen für die Männer kochten. Auch Tante Cat, die plötzlich um viele Jahre
älter aussah, war da. Männer schafften Spaten, Brecheisen und Hacken
herbei; andere fällten im nahen Wald Bäume, um die Decke abzustützen.
Man arbeitete fieberhaft. Der Gang war so schmal, daß jeweils immer nur
drei Männer arbeiten konnten, aber man löste sich jede Viertelstunde ab.
Die herausgebrochenen Steine gingen von Hand zu Hand über die lange
Menschenreihe hinaus ins Freie. Andere Männer untersuchten sorgfältig den
rechten und den linken Gang der Grotte. Es war ja möglich, daß einer dieser
Gänge an der Einsturzstelle vorbei in denjenigen führte, wo die Kinder
vielleicht auf ihre Retter warteten. Leider zeigte es sich bald, daß der eine
Gang in einem Bogen zur Grotte zurückkehrte, während der andere an einer
Blindwand endete. Bill bat, die Smiths durch ein Telegramm über das
Unglück zu benachrichtigen. Am dritten Tag trafen Ellis Eltern ein. Sie
waren verzweifelt. John schaltete sich sogleich in die Arbeit ein, aber bei
den Rettern zeigten sich schon die ersten Zweifel. Die Arbeit war sehr
schwierig in den schmalen, niedrigen Stollen - in acht Tagen war man nur
um 150 Fuß vorwärtsgekommen. Durch Abklopfen und Bohrungen mit
langen Bohrern war man zu der Einsicht gekommen, daß die Einsturzstelle
sich sehr weit, vielleicht über viele Hunderte Fuß, hinziehe. Außerdem hatte
es in der Decke zu knacken begonnen, so daß ein neuer Einsturz zu
befürchten war, der viele Menschen begraben konnte. John Smith und Bill
Cunning waren die ersten, die vorschlugen, die Rettungsarbeiten einzustellen.
„Unsere Kinder sind wohl nicht mehr zu retten”, sagte Bill traurig. „Wenn
sie nicht erdrückt worden sind, sind sie vor Hunger umgekommen…”
Am zwölften Tag verließen sie die Höhle.
NACH DEM EINSTURZ
Fred, Elli und Toto waren aber nicht umgekommen. Als die Decke
einstürzte, hatten sie die gefährliche Stelle längst passiert. Aber die
schreckliche Bodenerschütterung warf sie um, von der Decke bröckelten
kleine Steine ab, dann hörten sie ein ohrenbetäubendes Dröhnen, und ein
Windstoß blies ihre Fackeln aus. Toto winselte. Elli und Fred waren vor
Schreck wie gelähmt. Als das Grollen verhallt war, sagte das Mädchen:
„Nicht umsonst hat sich Toto so gesträubt, uns zu folgen. Toto, mein
Hündchen, du warst klüger als wir!”
Toto zitterte vor Angst, und den Kindern ging es nicht besser. Fred zündete
eine Fackel an.
„Wir wollen mal nachsehen… .”, sagte er.
Sie gingen vorsichtig zurück und betrachteten aufmerksam die Decke und
die Wände. Zum Glück war dieser Teil der Höhle sehr fest, nur da und dort
waren kleine Sprünge zu sehen. Aber nach dreihundert Schritt blieben sie
wie angewurzelt vor einem gewaltigen Trümmerhaufen stehen.
„Da hätten wir unser Grab gefunden, ein Glück, daß wir rechtzeitig
weitergingen”, flüsterte Fred entsetzt. Obwohl es in der Höhle kalt war, trat
ihm der Schweiß auf die Stirn.
„Was fangen wir nur an?” fragte Elli, die zusammengesunken auf dem
Boden saß.
„Was, ja was? … Vielleicht finden wir einen anderen Ausgang”,
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