Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
aber viele Wochen, bis Charlie Black die Smiths verließ. Die
Nichte, die ihn auf der gefährlichen Reise in das Wunderland so liebgewonnen hatte, ließ ihn einfach nicht fort. Aber dann kam doch der Tag
des Abschieds, und die verweinte Elli geleitete ihren Onkel zur nächsten
Postkutschenstation. Mehrere Monate ging Elli in die Schule, wo sie in
Arithmetik und Grammatik unterrichtet wurde. Als die Ferien begannen,
brachte der Postbote einen Brief auf die Farm. Die Smiths bekamen selten
Briefe, und darum war jeder für sie ein Ereignis. John drehte den Brief lange
in den Händen, bevor er den Umschlag aufbrach. Als er die Unterschrift
erblickte, rief er freudig:
„Sieh da, von Bill Cunning, meinem Vetter! Der hat aber lange nichts von
sich hören lassen!”
„Lies doch, was schreibt er denn?” fragte neugierig Frau Anna.
Bill schrieb, daß er mit seiner Familie lange im Lande umhergeirrt sei. Er
hatte als Erzgräber gearbeitet und in Kalifornien Obst gepflückt, dann war er
Straßenbauarbeiter gewesen, und jetzt hat er sich als Hirte auf einer Farm im
Staate Iowa verdungen. Elli achtete nicht auf diese Einzelheiten, aber das
Ende des Briefes ließ sie aufhorchen.
„Schick Deine kleine Elli in den Ferien zu uns”, schrieb Bill Cunning. „Ich
glaube, sie hat meinen Jungen, den langen Fred, nicht vergessen. Erinnert
sie sich noch, wie sie mit ihm gespielt hat? Unsere Umgebung ist sehr
schön, die Kinder werden die Zeit angenehm verbringen …”
Natürlich konnte sich Elli an Fred erinnern. Sie hatte ihn vor fünf Jahren
kennengelernt, als die Cunnings, die gerade wieder einmal umzogen, fast
drei Wochen Gäste der Smiths waren. Der blauäugige Junge, der zwei Jahre
älter war als sie, dachte sich allerlei Spiele aus - Jäger, Räuber, Indianer -,
bei denen Elli bald die Nase zerschrammt, bald das Kleid zerrissen wurde,
aber sie hatte niemals geweint und auch nicht gepetzt.
„Laßt mich doch zu den Cunnings fahren!” bat das Mädchen die Eltern.
„Fred ist ein so guter und lustiger Junge! …”
„Ach, Töchterchen, warum hält es dich nur nicht zu Hause?” fragte John.
Die Eltern brummten, aber schließlich ließen sie Elli doch nach Iowa fahren.
Ihre Reisevorbereitungen dauerten nicht lange. In den Rucksack - es war
derselbe, mit dem sie in das Wunderland gezogen war - legte sie zwei, drei
Kleider, Wäsche, ein Handtuch, ein Stück Seife und ein paar
Bilderbücher …
Die Mutter gab ihr Brot, ein gekochtes Huhn, Pasteten, eine Flasche mit
gesüßtem Tee und selbstverständlich auch Knochen für Toto mit auf den
Weg, der natürlich nicht zu Hause bleiben konnte, wenn seine Herrin eine
weite Reise unternahm…
John Smith brachte Elli zur Postkutschenstation, übergab sie der Obhut des
Kutschers und nahm von beiden Abschied. In einem Monat sollte das
Mädchen wieder zurück sein.
BEI DEN VERWANDTEN
    Der Kutscher war so freundlich, einen Umweg von drei Meilen zu machen,
um Elli auf die Farm zu bringen. Aus einem Häuschen mit Strohdach und
zwei kleinen Fensterchen kam ein Junge in kurzen Hosen und kariertem
Hemd dem Wagen entgegengelaufen. Es war Fred Cunning. Er eilte auf die
Kutsche zu und half Elli, die von der dreitägigen Reise ganz benommen
war, beim Aussteigen.
„Meine liebe Cousine!” rief Fred freudig. „Wie groß du bist! Ich dachte
schon, du würdest nicht von Zuhause wegwollen!”
Der Junge nahm Ellis Gepäck und ging zum Häuschen. Das Mädchen
bedankte sich schön beim Kutscher und folgte dem Cousin, während Toto
munter umhersprang. Fred sagte:
„Elli, fein, daß du gekommen bist! Sag, du warst wohl noch nirgends, außer
vielleicht auf dem Jahrmarkt?”
Elli entgegnete lächelnd:
„Da irrst du aber, Fred. Ich war zweimal in einem fernen Wunderland!”
„Waaas?!”
Der Junge blieb stehen und setzte das Gepäck ab. Sein Gesicht lief so rot an,
daß man die großen Sommersprossen nicht mehr erkennen konnte. Mit
geballten Fäusten ging er auf Elli zu.
„Weißt du, ich mag nicht, wenn man schwindelt!” schrie er. „Wenn du auch
ein Mädchen bist - dafür muß ich dich verprügeln!”
„Ich schwindele nicht”, erwiderte Elli. „Ich habe für Onkel Bill einen Brief
von Papa, da steht alles drin.”
Fred warf ihr einen verwunderten Blick zu und sagte leise:
„Dann bist du wohl der glücklichste Mensch auf der Welt… Wirst du mir
auch alles erzählen?”
„Gewiß. Aber dazu werde ich eine ganze Woche brauchen. Es gibt ja so viel
zu erzählen. Da

Weitere Kostenlose Bücher