Die sieben Weltwunder
Weltsehenswürdigkeiten seiner Zeit ausgelassen.
Als der junge König mit zweiundzwanzig Jahren (im Jahr 336) seinem Vater als Herrscher folgte, brannte eine Vision in ihm: Asien durch ein geeintes Griechenland zu erobern. Zwei Jahre später begann ein Siegeszug, der ohne Vorbild in der Geschichte war, entstand ein Weltreich, das vom Mittelmeer bis zu den schneebedeckten Gipfeln der asiatischen Bergwelt reichte. Als der Sohn Philipps von Makedonien und Schüler des Aristoteles als einziger am Hof ein wildes Pferd zu zähmen vermochte, soll sein Vater ihm den Rat gegeben haben: »Suche dir ein Reich, mein Sohn, das deiner würdig ist – Makedonien ist zu klein für dich.«
Auf gewaltigen Kriegszügen gegen Persien drang Alexander weit nach Asien vor, bis hinter den Indus. Er wollte nicht nur die zerstrittene antike Welt befrieden, sondern auch die Völker des Orients mit Griechenland vereinen. Dabei hegte er keinerlei Vorurteile gegen die »Barbaren«, sondern sah die Völker des unter ihm geeinten Reiches als ebenbürtige Mitglieder einer einzigen Kulturgemeinschaft. »Wir sind Kinder eines Vaters«, sagte er, und wie eine beispiel- und vorbildhafte Tat wirkte seine Heirat mit Roxane, der Tochter eines kleinen asiatischen Fürsten. Legendär war dieses »Fest von Susa«, als auch zehntausend Griechen dem Beispiel ihres Anführers folgten und Asiatinnen heirateten – ein Fest, das fünf Tage und fünf Nächte dauerte.
Für Alexander waren die gewonnenen Schlachten und eroberten Länder kein Selbstzweck, kein Ausdruck eines überheblichen Egoismus. Seine Vision: griechische Kultur und Lebensart weit über die Grenzen des Landes zu tragen, sie jedoch nicht anderen bestehenden Kulturen aufzuzwängen, sondern eine neue Harmonie zu schaffen. Der entstehende Hellenismus war ein Konzept des Weltfriedens, der jedoch mit dem Blut zahlloser Schlachten bezahlt wurde.
D IE S TADT DES K ÖNIGS
Die Stadt Alexandria ist eine Gründung des Makedonenkönigs und Weltherrschers, für die Nachwelt ein Denkmal, das seinen Namen trägt. Alexandria – so der Wille des jungen Königs – sollte die glanzvollste Stadt der hellenistischen Welt werden, »die Heimat der aus Orient und Okzident zusammenströmenden Weltbildung und Weltliteratur« (Johann Gustav Droysen).
Im Jahr 332 besetzte Alexander mit seinen Truppen Ägypten: Im Gegensatz zu den Eroberungen der orientalischen und asiatischen Völker, die zum Teil erbitterte Gegenwehr leisteten, geschah es diesmal gewaltlos. Die Ägypter waren froh, die verhasste persische Herrschaft, die sie viele Jahrhunderte lang hatten ertragen müssen, loszuwerden, und feierten Alexander als Befreier. Er erhielt sogar die Ehre und den Titel Zeus-Amon, Sohn des höchsten Gottes.
Alexander erkannte die einzigartige Chance, die sich ihm hier bot: Die geographische Lage des Nil-Deltas war ideal für den strategisch ungeheuer wichtigen Stützpunkt zur Festigung der griechischen Herrschaft in Ägypten. In den Sand des Nil-Deltas skizzierte er die Umrisse einer Stadt, ihr Straßennetz und ihre Plätze. Doch sein Leben verlief zu schnell, zu kometenhaft, als dass er hätte verfolgen können, wie aus der vom Wind und von der Flut rasch gelöschten Skizze Wirklichkeit wurde – die Großstadt Alexandria. Diese Realität war stark genug, um über zweieinhalb Jahrtausende hinweg zu bestehen.
»Durch die Gründung Alexandrias«, sagte Napoleon Bonaparte bewundernd, »hat Alexander mehr Ruhm gewonnen als durch seine glänzenden Siege. Es ist die Stadt, die das Herz der Welt werden musste.« Und sie wurde tatsächlich der Mittelpunkt des Welthandels: Alle Schifffahrtswege und Karawanenstraßen gingen von dort aus und mündeten wieder dort. Innerhalb weniger Jahre wurde aus dem Plan auf dem Reißbrett eine weltoffene Stadt, ein multikultureller Schmelztiegel für Menschen, Völker und Kulturen. Häuser und Paläste, Gärten, Theater und Stadien entstanden in atemberaubend kurzer Zeit. Griechischer Geschmack und asiatische Pracht vereinten sich in einem griechisch-ägyptischen Stil. Eine weltberühmte Bibliothek wurde geplant und in Angriff genommen.
In einem prunkvollen Leichenzug, auf kostbar geschmückten Wagen sollte Alexander in seine Stadt an der Mündung des Nil zurückkehren. Er wurde dort in einem gläsernen Sarg beigesetzt. Kaiser Augustus, unter dessen Regierung die Geburt Christi registriert wurde, hat Alexander noch im Glassarg gesehen, die Schönheit seiner Gesichtszüge bewundern können – so
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