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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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schien eindeutig.
    ›Das könnte deine Chance sein‹, dachte Arusch und überlegte, was er tun sollte.
    Lange genug hatte er auf eine Möglichkeit gewartet, um in die Stadt zu gelangen. Mit fünf Männern, die nicht mit einem Angriff rechneten, konnte er es aufnehmen. Schließlich würde sein Versteck nicht ewig unentdeckt bleiben. Ohne weiter nachzudenken, rutschte er zwischen den Felsen zurück und griff sich sein Schwert sowie den Bogen. Aus dem Köcher nahm er lediglich einen einzigen Pfeil. Den Rest wollte er mit dem Schwert entscheiden. Sein Lederbündel verbarg er noch schnell unter einem Steinhaufen, und dann rannte er los.
    Es war Eile geboten. Die Schreie der Frau und das Gejohle der Männer drangen immer lauter zu ihm hinauf. Er glitt geschmeidig zwischen Bäumen und Sträuchern den Hang hinab. Nur wenige Schritte vor der Gruppe verschanzte er sich hinter einem Baum und beobachtete die Szenerie. Die Männer rissen der Frau die restlichen Kleider vom Leib und schleuderten sie zu Boden. Zwei der Ritter zogen ihre Beinlinge hinunter und warfen sich geifernd über ihr Opfer.
    Wild entschlossen und mit einem kurzen Gebet auf den Lippen legte Arusch seinen Bogen an, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Er feuerte seinen Pfeil ab, der sich mitten durch den Hals eines Ritters bohrte. Der Getroffene fiel rudernd vornüber und landete röchelnd auf dem Rücken eines seiner entblößten Kameraden. Unfähig zu schreien, da ihm der Kehlkopf weggerissen wurde, hauchte der Mann sein Leben aus. Die verbliebenen vier Kreuzritter schauten sich verdutzt um und sahen nur noch einen jungen Mann mit schwarzem langen Haar und erhobenem Schwert geradewegs auf sich zustürzen.

KAPITEL 2
     
    »Und der Engel sagte zu mir:
    Diese Worte sind zuverlässig und wahr.
    Gott der Herr über den Geist der Propheten hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.«
    Offenbarung 22,6
     
     
    Köln | 23. Februar 2008
     
    »Frau Kemmerling? - Hallo?«
    Emma Kemmerling starrte gedankenverloren auf ihren Flachbildmonitor.
    »Frau Kemmerling!«, hallte es nun lauter im Raum. »Haben Sie mich verstanden?«
    »Wie bitte?«, erwiderte Emma.
    Sie blickte ihrer Mandantin, Waltraud Steckel, verwirrt in die Augen und nickte mechanisch mit dem Kopf.
    »Ja, selbstverständlich habe ich Sie verstanden, Frau Steckel. Dieser Stapel Belege hier«, sie tippte schnell mit dem Finger darauf, »gehört zu Ihren Krankheitskosten, nicht wahr?«
    Waltraud Steckel, eine untersetzte Dame Ende sechzig, huschte ein Lächeln übers Gesicht. »Genau, das sind meine Krankheitskosten. Ein merkwürdiger Begriff, wenn ich das anmerken darf.« Mit einem tiefen Atemzug holte sie zu einem weiteren Redeschwall aus. Dabei fielen ihre struppigen schwarzen Locken über ihre breiten Schultern zurück. »Das vergangene Jahr war ein besonders schlimmes müssen Sie wissen. Da war zum einen diese Geschichte mit meiner Hüfte.« Sie erhob ihren Körper aus dem Ledersessel und klopfte sich demonstrativ gegen ihr korpulentes Becken. »Da liegt man bei 35 Grad im Schatten hilflos in einem Krankenhausbett, muss sich mit der Erniedrigung einer Bettpfanne abgeben, und dann bilden sich noch Ekzeme an Stellen, die ich hier nicht näher beschreiben möchte.« Sie setzte sich wieder auf ihren Platz, stütze keuchend ihre Hände auf die Knie und holte tief Luft. »Und wenn Sie glauben, Frau Kemmerling, dass das alles war, ... nein, im November kam dieses merkwürdige Rasseln in der Lunge ...«
    »Äh, ja, ich verstehe, Frau Steckel«, unterbrach Emma den nicht enden wollenden Redefluss. »Das muss fürchterlich gewesen sein.«
    Irgendwie musste sie Waltraud Steckel an dieser Stelle Einhalt gebieten. Sie hatte ja geahnt, was auf sie zukommen würde, als sie vor einer Woche diesen Termin mit ihr vereinbarte. Doch war es jedes Jahr ein erneuter Schock, die unendlichen Krankheitsgeschichten von ihr zu erfahren. Ekelerregende Details, die jede Vorlesung eines Medizinprofessors vor Neid erblassen ließen.
    »Ich denke, Frau Steckel«, fuhr Emma entschlossen fort, »wir hätten alles beisammen. Ich werde mir Ihre Unterlagen noch einmal in Ruhe anschauen und Sie dann telefonisch informieren. Falls Fragen aufkommen sollten, habe ich ja Ihre Telefonnummer. Ich denke aber, dass alles besprochen wurde.«
    »Glauben Sie denn, ich hätte dieses Jahr eine Erstattung vom Finanzamt zu erwarten?« Beharrlich hockte die rundliche Frau auf ihrem Stuhl und blickte fragend über den

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