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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Getränk, das sie letztens von ihrem Dienstherr kredenzt bekommen hat.
    „Ich weiß den Namen nicht mehr. Es war ganz heiß und hat so gut gerochen, so fremdländisch, weißt du. Und es soll ja auch von ganz weit herkommen. Der Neuhaus hat gesagt, es käm aus der neuen Welt und ein früherer Geschäftsfreund aus Flandern hätt es ihm geschickt. Nur die vornehmsten Leut würden es kennen, stell dir das mal vor“, schwärmt Mäu der Mutter vor und zieht im Vorübergehen mit einem schnellen, gezielten Handgriff geräuschlos den Eisenstift aus der Öse des Fensterladens, den die Mutter soeben verschlossen hat. Siedend heiß überkommt es sie dabei, und ihr Herz schlägt bis zum Hals. Die Aufgeregtheit kaschierend, plappert sie einfach weiter drauflos, während sie in ihrer geschlossenen Faust den Metallstift hält. Zum Glück hat die Mutter nichts von ihrem Handstreich bemerkt!
    Die beiden gehen ins Haus und Anna verschließt sogleich die Tür mit einem Schlüssel, den sie an ihrem Gürtel trägt. Während Mäu den Tisch deckt, macht sich die Mutter an der Feuerstelle zu schaffen.
    „Kannst dann schon mal die Äpfel schälen und klein schnippeln. Sie sind im Korb unten in der Speisekammer. Und in dem Korb hab ich auch den Honigwein versteckt“, ruft Anna verschwörerisch vom Herd her.
    Mäu nimmt eine Talgkerze vom Tisch und öffnet die Holzluke, die sich auf dem festgestampften Lehmboden befindet. Eine steile Trittstiege führt nach unten in den kühlen Vorratsraum, wo auf dem Boden und in Wandregalen kleine Fässer und Säcke lagern. Es ist ziemlich dunkel, doch sie hat den Apfelkorb gleich erspäht und versteckt erst einmal mit bebenden Händen den Eisenstift in der Kellerecke, bevor sie den Korb ergreift. Als sie mit der Kerze kurz hineinleuchtet, kann sie unter den Äpfeln den Krug mit dem Honigwein erkennen. Soll die sich ruhig besaufen mit dem Zeug! Dann pennt sie bei Zeit und ich mach mich dann vom Acker! Aber jetzt erst mal ruhig Blut…
    Oben angelangt, versucht Mäu ein unbeteiligtes Gesicht zu machen und beginnt emsig die Äpfel zu schälen. Anna hat eine Schüssel auf den Tisch gestellt und bereitet den Pfannkuchenteig, in den sie zum Schluss die Apfelstückchen gibt. Nachdem sie wieder an den Herd getreten ist, um die Pfannkuchen zu braten, fragt Mäu, ob sie den Honigwein schon einschenken darf, sie wäre neugierig zu probieren, wie er schmeckt.
    „Ja, das kannst du machen. Aber trinke nicht so viel, er ist sehr stark und süß. Mehr als einen Becher kriegst du sowieso nicht“, entgegnet Anna in gespielter Strenge.
    Darauf kannst du Gift nehmen, Hauptsache du säufst davon reichlich!
    Mäu nimmt den Tonkrug aus dem Korb und schenkt ein – sich selber nur ein Schlückchen, den Becher der Mutter hingegen macht sie randvoll. Anna ist immer noch am Herd beschäftigt und kehrt ihr den Rücken zu.
    „Und, hast du schon versucht, schmeckt das Zeug?“, fragt sie, sich zu Mäu umdrehend.
    „Schmeckt gut, Mudder. Komm her und trink auch was“, versucht sie die Mutter zu animieren, was ihr auch bald gelingt, denn Anna kommt herbei, ergreift ihren Becher, kostet ausgiebig und lobt den Met in den höchsten Tönen.
    „So, wir können dann auch essen, die letzten drei sind fertig“, entgegnet sie mit Blick auf die in der Pfanne brutzelnden Küchlein.
    Der ganze Raum ist durchdrungen vom süßlichen Duft der Apfelpfannkuchen und die Mutter stellt sogleich einen dampfenden Holzteller, aufgetürmt mit den goldbraunen, fertigen Puffern auf den Tisch. Normalerweise hätte Mäu gut zugelangt, denn ihr knurrt der Magen und Pfannkuchen isst sie für ihr Leben gern, doch im Moment kriegt sie vor Anspannung kaum etwas runter.
    „Ess doch Kind! Was hast du denn, schmeckt’s dir nicht? Davon verputzt du doch sonst immer jede Menge, erst recht, wo jetzt der Alte nicht da ist und dir jeden Bissen vorzählt. Ist noch genug für alle da, hau rein“, fordert die Mutter Mäu auf, während sie selber mit gutem Appetit isst und sich auch von dem Honigwein mehrfach nachschenkt. Mäu zwingt sich zu essen, wobei ihr die wohlschmeckenden Pfannkuchen dieses Mal wie Klöpse im Hals kleben bleiben, so trocken ist ihr Mund.
    Nach dem Essen schenkt Mäu noch einmal nach – in der bewährten Manier. Anna nippt immer wieder an dem süßen, schweren Getränk, was auch bald seine Wirkung zeigt, denn sie fängt bereits an zu gähnen und die Lider werden ihr schwer. Nachdem sie einen weiteren Becher geleert hat, erklärt sie schon leicht

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