Die Siedler Von Botany
gehörte er ihr gar nicht, und dann wurde ihr Overall abgestreift und sie spürte die warme Haut. Das alles war irgendwie unausweichlich und, am Ende, überaus angenehm.
Sie wachte mit einem schrecklichen Kater auf. Der Schmerz, als sie sich den rechten Arm beim Versuch sich aufzurichten heftig stieß, verriet ihr, daß er immer noch von einer Schiene fixiert wurde. Der Schmerz ließ schnell wieder nach. Die Mühe beim Aufrichten verstärkte allerdings das Dröhnen in ihrem Schädel.
Sie entsann sich, auf der Kommandobrücke der KDL gewesen zu sein, dann war sie in ihre Hütte getreten und hatte all die hübschen Geschenke gesehen, und sie hatte geweint, war aufs Bett gesetzt worden, und da war Pete Easley gewesen.
Ein Schreck durchzuckte sie, und sie krümmte sich sofort wieder, als ihr Kopf sich schmerzhaft meldete, und sie versuchte, sich an mehr zu erinnern. Und ihr Gedächtnis ließ sie nicht im Stich. Es war nicht Zainal gewesen, mit dem sie in der vergangenen Nacht zusammengewesen war. Es war Pete Easley gewesen! Und sie hatte es viel intensiver genossen, als sie es gedurft hätte. Tatsächlich tat es ihr leid – nicht richtig, aber fast –, daß ihre Skrupel von ihr verlangten, die Bindung, die sich zwischen ihr und Zainal entwickelt hatte, zu achten, als wäre es eine vor dem Gesetz geschlossene. Und das bedeutete, daß sie nicht mit jemand anderem ins Bett hüpfen durfte. Nun, in der vergangenen Nacht hatte es außergewöhnliche Umstände gegeben, zu denen es nie mehr kommen würde. Außerdem würde sie sich in Zukunft von jeglichem ›medizinischen‹, enthemmenden Alkohol fernhalten. Und zwar sowohl wegen der Kopfschmerzen, die er auslöste, als auch wegen seiner Wirkung auf ihre Selbstkontrolle.
Nun ja, dachte sie gleichmütig und lachte leise. Wenigstens kann ich mich daran erinnern, daß es Spaß gemacht hat. Dann seufzte sie. Sie hoffte, daß ihr nächstes Zusammentreffen nicht zu einer Peinlichkeit würde. Oder daß sie Pete nicht würde erklären müssen, daß die vergangene Nacht etwas Einmaliges gewesen wäre! Sie hatte nicht vor, Zainal zu betrügen. Auch nicht mit jemandem, der so gut im Bett war wie Pete Easley. Die Frau, die ihn bekäme, könnte sich glücklich schätzen. Sie machte eine weitere unvorsichtige Bewegung und dachte sehnsüchtig an eine kalte Kompresse für ihre Stirn und vielleicht auch für ihren Nacken.
Vielleicht ein Schluck Alkohol, um den Kater zu vertreiben? Sie schob die Decke zurück und bemerkte, daß Pete ihren Overall in Reichweite auf den Hocker gelegt und ihre Stiefel daneben gestellt hatte.
Ja, die Flasche mit der ›Medizin‹ stand auf dem Tisch, desgleichen das Glas, in dem sich noch ein kräftiger Schluck befand. Hatte er etwas getrunken, ehe er weggegangen war? Für einen kurzen Moment dachte sie besorgt, daß jemand sein Weggehen beobachtet haben könnte. Na, wenn schon. Sie setzte das Glas an die Lippen, leerte es in einem Zug und schüttelte sich von dem Geschmack. Es war ein kleines Wunder, daß sie überhaupt etwas von dem Zeug runterbekam.
Sie ging langsam zum Kamin und achtete darauf, ihren Kopf möglichst ruhig zu halten. Langsam ging sie in die Knie, um das Holz anzuzünden, das dort schon aufgeschichtet war. Eine weitere umsichtige Tat des netten Mr. Easley. Und der Kessel war auch schon mit Wasser gefüllt.
Eines Tages gäbe es in den Häusern fließendes Wasser, aber das lag noch in ferner Zukunft.
Sie kehrte zum Tisch zurück, um die Geschenke zu betrachten, die sie vorhin nur kurz gesehen hatte. Nun wurden sie von der Sonne beschienen, die durch das kleine Fenster über dem Bett hereindrang. Das mit Schlieren durchsetzte Glas zauberte ein Muster in allen Regenbogenfarben auf den Tisch. Dann wurde ihr bewußt, aus welcher Richtung die Sonne schien – aus Osten! Demnach hatte sie den halben Vortag und eine ganze Botany-Nacht verschlafen! Kein Wunder, daß die Schmerzen in ihrem Arm derart abgeklungen waren.
Als das Wasser im Kessel zu sieden begann, hatten auch die Kopfschmerzen merklich nachgelassen. Sie nahm Kräuter aus dem kleinen Gefäß auf dem Kaminsims und bereitete sich eine Tasse Tee, mit der sie sich in Zainals Sessel sinken ließ, um in Ruhe zu trinken. Es war ein gemütlicher Sessel, und sie kuschelte sich in ihn hinein. Ein oder zwei Kissen fehlten noch, aber nein … sie konnte sich Zainal wirklich nicht auf Kissen sitzend vorstellen. Das Holz, über das sie mit der linken Hand strich, war glattgeschliffen worden und roch
Weitere Kostenlose Bücher