Die Siedler Von Botany
wachsamen Augen ihrer Sanitäter Catteni behandelt hatte, war er in der Lage gewesen, sowohl ein wenig von der Sprache aufzuschnappen als auch den Untergrundkämpfern in Sydney behilflich zu sein. »Das meiste, das ich kenne, kommt aus dem medizinischen oder dem militärischen Bereich. Ich kann nicht um den Schreiber meiner Tante bitten oder etwas zu essen bestellen. Aber ich kann ganz gut emassitypische Befehle formulieren.« Er schrieb etwas anderes auf, diesmal auf Englisch. »Wie klingt das, Sarge? ›Emassi nicht da. Gehen auf Suche. Melden uns morgen um gleiche Zeit. Wünschen keinen Kontakt.‹«
»Das klingt ziemlich echt. Sie würden sich tagsüber sicherlich vor unseren Leuten versteckt halten«, sagte Chuck nachdenklich. »Auf jeden Fall haben wir damit Zeit gewonnen. Können Sie das alles sagen?«
»Na klar«, sagte Leon und grinste breit. »Soviel Spaß habe ich die ganze Woche nicht gehabt.«
Sie gingen hinaus und stiegen auf den Felsen, um eine bessere Verbindung herzustellen. Der Mond beleuchtete die drei.
»Und ich komme mal wieder nach draußen«, sagte Leon und lachte ausgelassen. Dann wurde er wieder ernst, drückte auf den Sendeknopf, preßte sich mit der freien Hand ein wenig die Kehle zusammen und krächzte seine Botschaft. Er ließ den Knopf los und zählte stumm. Dann drückte er erneut auf den Knopf und wiederholte die Botschaft. Diesmal wurden seine Bemühungen mit einem einzigen Wort quittiert.
»Was war das?« wollte Chuck wissen.
›»Kotik.‹ Es heißt soviel wie ›verstanden‹. Kein Wort, daß ›wir‹ unsere Sache gut gemacht haben, aber Catteni erwarten keinen Dank, oder etwa doch?« Er gab Chuck Mitford das Gerät zurück. Sie wollten gleich wieder absteigen, als ihm plötzlich etwas einfiel. »Hey, vielleicht hätte ich weiblich klingen sollen. Sagten Sie nicht, daß eines der Opfer möglicherweise eine Frau war?«
»Ein Paar Stiefel ist viel kleiner als die anderen«, sagte Worrell. »Aber«, fuhr er fort und kratzte sich am Kopf, »ich glaube nicht, daß es bei den Catteni viele Kommandoeinheiten gibt, die von Frauen geführt werden.«
»Nein«, und nun klang Chuck ziemlich selbstgefällig, »aber sie könnten jemanden mitgeschickt haben, den zu treffen Zainal sich vielleicht gefreut hätte … als eine Art Köder sozusagen.«
»Da haben sie sich aber verrechnet, nicht wahr?« meinte Leon knapp.
Als Kris, Sarah und Leila beschlossen, ein nachmittägliches Bad zu nehmen, fanden sie weitere Skelette. Leuchtend weiße Knochen, die im seichten Wasser zwischen den dicken Schilfhalmen lagen, die dort wuchsen.
»Das war’s wohl«, erklärte Sarah und schloß wieder ihren Overall. »Ich frage mich bloß, was der Fisch gefressen hat, den wir zu Mittag verzehrt haben.«
Leila wurde ein wenig blaß um die Nase.
»Sarah!« rief Kris vorwurfsvoll. Sanitätspersonal hatte manchmal einen recht makabren Humor. Sie mußte schlucken, ehe sie hinzufügte: »Wir sollten uns lieber ansehen, welcher Art diese Knochen sind.«
Zainal watete ins Wasser, um einige der in Ufernähe liegenden Skelette einzusammeln. Diese wurden als Überreste von Luh-Kuh, Felsläufer, Turs und ein weiterer menschlicher Schädel mit anhängenden Halswirbeln identifiziert. Es war Leila, die auch ein paar Fischschuppen und Federkiele fand. Niemand hatte einen flüchtigen Blick zum Himmel geschickt, um nach irgendwelchen fliegenden Raubbestien Ausschau zu halten, aber alle waren sich darin einig, daß sie nicht gefiedert wären. Wahrscheinlich benutzten sie den See, um darin zu baden oder um sich zu putzen.
»Aber sie konnten nach Beheben ein- und ausfliegen. Die Sperre galt nicht ihnen«, sagte Sarah stirnrunzelnd.
»Es muß etwas gewesen sein, das den Farmern so heftig zusetzte, daß sie es um jeden Preis eingesperrt halten wollten«, sagte Kris und unterdrückte ein Frösteln. Sie informierte sich durch einen Blick über den Stand der Sonne. »Ich schlage vor, wir kehren zum Fahrzeug zurück und verschwinden von hier. Ich für meinen Teil möchte nicht an diesem See wohnen.«
Daher löschten sie das Feuer und begaben sich zur Barriere.
»Aufsteigen«, sagte Zainal zu den anderen. »Whitby, zu mir. Ich beobachte den Fluß …«
Die beiden marschierten zum anderen Talende. Kris, Leila und Slav stiegen als erste an den Seilen empor. Als Kris dankbar die Felskante erreichte, konnte sie Zainal und Whitby sehen, wie sie die Stelle, wo der Bach im Felsen verschwand, genau untersuchten. Sie fragte sich, was
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