Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
sie nicht zurück in den Wald laufen.«
    Er wandte sich ab und machte sich an den Aufstieg zu seiner Höhle. Dort angekommen, lehnte er sich mit verschränkten Armen neben dem Eingang an die sonnenwarme Felswand und lauschte den Schreien seiner Sklavin und dem unverständlichen Gemurmel der anderen Frauen. Gundas Stimme war noch recht kräftig, stellte er erleichtert fest. Er wusste, wirklich sorgen musste man sich eigentlich erst, wenn sie aufhörten zu schreien, ehe das Kind da war. Trotzdem bedauerte er sie. Ihr Wehklagen klang in der Tat schrecklich. Aber er hatte kein schlechtes Gewissen, wie er es bei anderen Männern beobachtet hatte. Das fand er albern und unverständlich, denn schließlich hatten die Götter es so eingerichtet, dass das Gebären mit Schmerzen einherging, nicht er.
    Er wartete mit untypischer Geduld, und es war vielleicht eine Stunde vergangen, als das Gemurmel in der Höhle lauter und aufgeregter wurde. »Du musst pressen, Kindchen, sonst hört es nie auf«, hörte er Brigitta sagen.
    Und dann: »Ach, ach! Was soll das heißen, du kannst nicht mehr? Natürlich kannst du. Du musst. Na los, pressen!«
    Danach dauerte es nicht mehr lange. Das Geschrei schwoll noch einmal an, ehe plötzlich eine gespannte, nahezu vollkommene Stille eintrat. Candamir hielt den Atem an, kniff die Augen zu und betete stumm. Und dann erscholl das erlösende, wütende Schreien eines Säuglings. Candamir öffnete die Augen wieder, lehnte lächelnd den Kopf zurück gegen die Felswand und schaute zum wolkenlosen Himmel auf. Dann trat er in die dunkle Höhle. »Ist es ein Junge?«
    Er musste einige Male blinzeln, ehe er etwas erkennen konnte. Asta, Brigitta und ein paar Mägde standen im Kreis etwa in der Mitte des Raums um ein Lager aus Farn. Beim Klang seiner Stimme beugte seine Schwester sich hastig vor und breitete eine Decke aus. Dann wandte sie sich zu ihm um und lächelte. »Ja, Candamir. Es ist ein Junge.«
    Candamir trat näher und spähte über ihre Schulter. Weder Gunda noch der Säugling boten einen besonders schönen Anblick. Die Decke verhüllte nur Gundas untere Körperhälfte, und auf ihrem nackten Bauch lag ein winziges, verschmiertes Wesen, das sich schwach regte. Gundas Haar war verschwitzt, ihr Gesicht von Erschöpfung gezeichnet, aber ihre Augen strahlten. Er verbarg seinen Ekel, rang sich ein Lächeln ab und nickte ihr zu. »Gut gemacht.« Dann wandte er sich an Brigitta.
    »Ist er gesund?«
    Die alte Frau legte ihm für einen Augenblick die Hand auf den Arm. »Er ist gesund und von den Göttern gesegnet, Candamir. Das erste Kind, das in Catan zur Welt gekommen ist. Genau wie ich es vorausgesehen habe.
    Odin wird sein Schutzgott sein.«
    Candamir nickte wortlos. Er hatte mit einem Mal einen mächtig dicken Kloß in der Kehle und konnte nichts sagen.
    Brigitta wurde wieder nüchtern und kurz angebunden.
    »Warte draußen. Wir bringen ihn dir gleich. Verschwinde schon, du hast hier noch gar nichts zu suchen.«
    Als Asta schließlich in den hellen Sonnenschein hinaustrat und ihrem Bruder seinen Sohn entgegenstreckte, war der Säugling gesäubert, aber krebsrot, und das Gesicht verschrumpelt wie ein Winterapfel.
    »Das wird schon«, versicherte Asta ihm lächelnd. »Glaub mir, in ein paar Tagen wird er beinah so hübsch sein wie du. Schau nur, er hat ganz schwarze Haare, siehst du?«
    Candamir nickte fasziniert und streckte zögernd die Hände aus. Asta legte das Neugeborene hinein. Es schien nicht mehr als ein Strohhalm zu wiegen. Die Augen waren geöffnet und strahlend blau, schienen aber ins Leere zu blicken. Candamir streckte das Kind der Sonne entgegen, entdeckte unten am Strand seinen Freund und brüllte: »Osmund! Sieh nur!«
    Osmund ebenso wie alle anderen Leute am Strand hoben die Köpfe.
    »Es ist ein Sohn!«, verkündete Candamir stolz. »Es ist der erste Sohn Catans!«
    Abends entzündeten sie am Strand ein großes Feuer, um die Ankunft von Candamirs Sohn und gleichzeitig ihren Abschied von der Bucht zu feiern. Die sechs Tage, da die
    Kundschafter fort gewesen waren, hatten die übrigen Siedler nicht müßig verstreichen lassen: Sie hatten Meerwasser eingedampft, um Salz zu gewinnen, waren zum Fischen hinausgefahren und hatten herausgefunden, dass die Gewässer um Catan ebenso reich an Leben und Vielfalt waren wie der Wald. Bei Ebbe waren sie um die Felsen herum in die benachbarten Buchten gewandert, um sie zu erkunden, bis die sandige Küste erst in Geröll und dann in schroffe Klippen

Weitere Kostenlose Bücher