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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sah erschrocken über die Schulter, aber er stand allein mit Harald am Flussufer, und niemand hörte, was sie sprachen. Er senkte den Blick. »Du meinst also auch, sie hat ein Auge auf den Sachsen geworfen?«, fragte er besorgt. »Was findet sie nur an ihm?«
    Harald schüttelte versonnen den Kopf. »Ich glaube, du ziehst die falschen Schlüsse. Ich würde eher sagen, sie hat ein Auge auf seinen Gott geworfen.«
    »Was?«
    »Hm. Das würde mich jedenfalls nicht wundern. Die hochmütige Königin ist nur eine Maske. Dahinter verbirgt sich etwas ganz anderes. Etwas Rastloses, Gehetztes. Etwas Suchendes vielleicht. Und wenn du derjenige sein willst, den sie findet, Candamir, dann wirst du das werden müssen, wonach sie sucht.«
    Candamir sah den Schmied kopfschüttelnd an. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Dann denk darüber nach.«
    Candamir verschränkte die Arme und seufzte. »Ich weiß nicht … Sie ist doch verdammt schwierig, oder? Ich bin keineswegs sicher, dass ich sie will, ehrlich.«
    »Nun, ich schätze, dann wirst du wohl auch darüber noch ein bisschen nachdenken müssen«, erwiderte Harald ernst, aber in seinen Augen funkelte es belustigt.
    So machten sich die fünf jüngeren der Kundschafter also allein auf den Rückweg zur Küste, und sie kamen zügig und ohne weitere Zwischenfälle voran. Sie nahmen den gleichen Weg, den sie gekommen waren. Hier und da stießen sie gar auf die schmale Schneise, die sie sich durchs Unterholz gebahnt hatten, und Osmund nahm an, wenn alle Siedler auf diesem Weg zum Fluss zogen, würde aus dem Weg schon ein erkennbarer Pfad, und wenn sie ihn mehrmals benutzten, um all ihre Habe zu transportieren, eine Straße.
    Kritisch behielt Osmund seinen Vetter im Auge, aber Jared schien seinen kindischen Zorn überwunden zu haben. Beinah ausgelassen scherzte er mit den beiden Frauen, fand Flusskrebse und Vogeleier für sie – wenngleich noch so viel von dem Wildschwein übrig war, dass das gar nicht nötig gewesen wäre – und war alles in allem ein guter Gefährte. Nur Candamir gegenüber blieb er kühl und richtete so selten wie möglich das Wort an ihn. Candamir wiederum schien das nicht zu bemerken, war selbst ungewöhnlich still und nachdenklich.
    Tatsächlich beschäftigten allerhand Probleme und Fragen Candamirs Gedanken, die aber mehr mit dem Roden von Ackerflächen und dem Häuserbau zu tun hatten als mit den Dingen, die Harald ihm mit auf den Weg gegeben hatte. Meist ging er mit Osmund hinter den beiden jungen Frauen und Jared, und er beobachtete Siglind, ergötzte sich am Spiel der Sonne auf ihrem Haar und an ihrer natürlichen Anmut. Als sie wieder ein Stück durch den seichten Bach wateten, entdeckte er auf ihrer Wade ein kleines Muttermal, und fortan fragte er sich, was er wohl sehen würde, wenn sie ihm je gestattete, ihr den weinroten Trägerrock und das taubengraue Unterkleid auszuziehen. Doch die Macht dieser Fantastereien beunruhigte ihn, flößte ihm dann und wann gar Angst ein, sodass er Siglind gram war und sich wünschte, er hätte sie zu ihrem Gemahl zurückgebracht oder auf hoher See über Bord geworfen. Und all diese Gedanken und merkwürdigen Empfindungen waren ihm unheimlich. Darum lenkte er sich mit Dutzenden praktischer Fragen ab, die ihr Überleben in der nahen Zukunft betrafen, benutzte sie gleichsam als Schild und beriet sie stundenlang mit Osmund, der sich ebenso dankbar darauf stürzte.
    In der Abenddämmerung des zweiten Tages sahen sie ein paar Rehe am Bach, und mehrmals trafen sie auf kleine Herden der Rinderrasse, die in diesen Wäldern zu Hause war. Es waren hübsche Tiere mit dunkelbraunem, langem Fell und großen, klaren Augen, und sie waren sehr zutraulich. Als die Kundschafter am Vormittag des dritten Tages schon in Küstennähe wieder auf solch eine Herde trafen, legte Candamir einer Kuh versuchsweise ein Seil um den Hals und führte sie ein paar Schritte von der Herde fort. Sie ließ sich das gutmütig gefallen, und ihr Kalb folgte ihr. Daraufhin beschlossen er und Osmund kurzerhand, die ganze Herde mit zurückzutreiben. »Wir haben all unsere Schafe verloren«, erklärte Osmund. »Es ist nie zu früh, sich neue Viehbestände zuzulegen.«
    Es waren vier Kühe, von denen drei bereits gekalbt hatten, und zwei Bullen. Der größere war das einzige der Tiere, das sich unwillig zeigte, sich von den fremden Zweibeinern vorschreiben zu lassen, wohin es zu gehen hatte. Candamir legte daraufhin ihm sein Seil um und führte es. Blinzelnd,

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