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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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bist im Begriff, ihn zu verraten, Siglind.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Es ist wahr«, entgegnete der Mönch, seine Stimme wieder sanfter. »Und wir alle, die wir Gott als Lebensweg gewählt haben, geraten hin und wieder in diese Versuchung. Gott schickt sie uns, um uns zu prüfen. Oder der Satan, um uns für sich zu gewinnen. Es ist unterschiedlich. Aber so oder so: Vertiefe dich ins Gebet. Faste. Öffne dich Gott. Dann wird die Versuchung vergehen, glaub mir.«
    Sie lauschte ihm mit besorgt gerunzelter Stirn. »Ich bin nicht sicher, ob ich das will«, gestand sie offen.
    Austin seufzte verstohlen. »Nein«, sagte er mitfühlend. »Wie könntest du auch? Du bist noch sehr jung und obendrein eine Frau. Aber erinnere dich an das, was ich dir über den Ursprung der Sünde und die Frauen erzählt habe. Nur wenn du widersagst, kannst du Gott wirklich angehören.«
    Siglind melkte eine Weile schweigend weiter – in unausgesprochener Rebellion, argwöhnte er.
    »Hast du nie den Wunsch gehabt, eine Frau zu nehmen, Austin?«, fragte sie schließlich.
    »Das tut nichts zur Sache«, entgegnete er.
    »Ich wüsste es trotzdem gern.«
    »Nein.«
    »Nein? Bist du nie einer begegnet, die dir anders vorkam als alle anderen? Die du ganz für dich allein wolltest? Mit der du Kinder zeugen wolltest?«
    Der Mönch errötete allein bei der Vorstellung und schüttelte kategorisch den Kopf. Die einzigen Frauen, die er je kennen gelernt hatte, waren seine Mutter, seine zwei Schwestern und die Mägde auf dem Hof seines Vaters gewesen. Mit zwölf war er ins Kloster gegangen. Dort war ein Knabe vor allen Anwandlungen und Versuchungen des Fleisches sicher. Und als er mehr als zehn Jahre später übers Meer gefahren und nach Elasund gekommen war, wo er wieder Frauen begegnete, hatte er erleichtert festgestellt, dass sie ihm nichts mehr anhaben konnten. Es waren andere Dinge, mit denen Gott ihn gelegentlich prüfte oder dessen Widersacher ihn ins Verderben zu treiben suchte: Hochmut, wusste Austin, war seine große Schwäche.
    »Natürlich bedaure ich manchmal, dass ich keine Familie habe«, gestand er, denn seit er die Gemeinschaft der Brüder im Kloster verlassen hatte, fühlte er sich gelegentlich schon sehr allein. »Aber es ist ein geringer Preis für das Privileg, ein Leben im Einklang mit Gott zu führen. Ihm ganz nahe zu sein.«
    »Ja«, räumte sie bereitwillig ein. »Ich bin sicher, das ist beinah jeden Preis wert. Aber wenn Gott mich will, Austin, warum hat er dann zugelassen, dass das geschieht? Ich meine … Du kannst es dir vermutlich nicht vorstellen, wenn es dir nie passiert ist. Aber wenn ich morgens aufwache, ist es das Erste, woran ich denke, und dann … jubiliert mein Herz. Es pocht und macht wilde Sprünge bis in die Kehle. Ich habe nie geahnt, dass man so etwas empfinden kann. Es ist so … stark.«
    »Es ist die Versuchung des Fleisches«, warf er warnend ein.
    »Du meinst, es ginge nur darum, mit ihm zu liegen?«, fragte sie verwundert. »Nein. Nein, das ist es nicht. Nicht nur jedenfalls.«
    Sie stand auf, schüttete den Inhalt des Melkeimers in den großen Milcheimer um, der im Schatten einer Linde stand, und ging dann zur nächsten Kuh.
    »Du wirst nicht weit kommen, wenn du dich selbst belügst«, sagte der Mönch behutsam.
    Doch Siglind schüttelte den Kopf. »Das weiß ich. Aber es ist so, wie ich sage. Das ist ein Gefühl, das ich kenne. Es ist das, was du Lust nennst, nehme ich an. Manchmal hatte ich das auch mit Cnut. Wenn er mir lange ferngeblieben war und dann freundlichen Sinnes, nicht im Zorn zu mir zurückkehrte. Was gelegentlich vorkam. Cnut hatte seine guten Tage, weißt du.«
    Sie dachte nach, war so in ihre Erinnerungen vertieft, dass sie nicht merkte, wie sehr ihre Offenheit den Sachsen in Verlegenheit brachte. »Nein«, fuhr sie überzeugt fort. »Mit Candamir ist es etwas anderes.«
    Der Sachse hob kurz die Schultern. »Nun, wie dem auch sei. Du musst ihn dir aus dem Kopf schlagen, denn du bist eine verheiratete Frau. Gott verabscheut Ehebrecher. Der einzige Weg, der dir bleibt, ist der, den du vor wenigen Wochen noch wählen wolltest: Du musst der Welt entsagen und dich Christus vermählen.«
    »Ich begreife noch immer nicht so recht, wie das gehen soll.«
    »Es ist ein langer, steiniger Weg«, gab Austin zu. »Du musst lesen lernen und das Wort Gottes studieren. Und wenn du es dir ganz zu Eigen gemacht hast, legst du ein Gelübde ab.«
    »Und was würde geschehen, wenn ich dieses Gelübde

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