Die Siedler von Catan.
das? Dachtest du, der Himmel könnte mir auf den Kopf fallen?«, fragte sie verdrossen.
Schleunigst stemmte er sich in die Höhe und gab sie frei.
»Entschuldige, edle Königin«, erwiderte er nicht minder verdrossen. »Ich wollte dich vor Huftritten schützen.«
»Das ist dir gelungen. Dafür hast du mir mit deinem Hünengewicht die Rippen gebrochen und obendrein mein Gewand zerrissen.« Anklagend wies sie auf den fadenscheinigen einstigen Trägerrock.
Candamir schnalzte. »Ein Jammer um das edle Tuch …«
Sie saßen im Gras und maßen sich einen Moment mit finsteren Blicken. Dann erhob sich Candamir und trat zu seiner Magd, die jetzt so reglos auf der Erde lag, als habe sie der Schlag getroffen, das Kind an den Bauch gepresst. Nils hatte zu brüllen begonnen.
Candamir fasste Gunda am Arm und zog sie unsanft in die Höhe. »Komm schon, nimm dich zusammen. Es ist vorbei, und weder dir noch ihm ist etwas geschehen.« Seine Stimme klang nicht so schroff wie sonst, geradezu nachsichtig.
Verblüfft hob Gunda den Kopf. »Du hast Recht, Herr«, murmelte sie. »Danke, es geht schon.« Behutsam legte sie Nils an die Schulter und küsste ihn auf den Kopf, wo sich inzwischen dichter, schwarzer Flaum kräuselte.
Candamir ließ sie los und schaute sich nach seinem Sachsen um. Auch Austin hatte sich zu Boden fallen lassen, als die Erde zu beben begann und das Vieh verrückt spielte. Jetzt kam er langsam wieder auf die Füße und bekreuzigte sich.
»Meine Güte, der wackere Austin ist ganz blass um die Nase«, spottete Candamir.
Der Mönch nickte schwach. »Das will ich glauben, Herr.
Meine Knie sind ganz weich.«
Wie die meinen, dachte Candamir flüchtig, aber er hatte nicht die Absicht, das einzugestehen. »Nun, wenn sie aufhören zu schlottern, mach dich auf die Suche nach dem Vieh.«
»Natürlich, Herr. Hast du je solch ein Erdbeben erlebt?«
Candamir überlegte kurz. »Im Sommer bevor meine Mutter starb, hat in Elasund einmal die Erde gezittert. Ich weiß nicht, ob es so stark war wie heute. Mir kam es jedenfalls gewaltig vor, und ich bildete mir ein, es habe ewig gedauert. Aber mein Vater hat mich ausgelacht und gesagt, es habe nicht länger angehalten als ein durstiger Mann braucht, einen Krug Bier zu leeren.«
Siglind war ebenfalls aufgestanden und schnipste Grashalme von ihrer ramponierten Kleidung. »Ich hoffe nur, die neuen Häuser sehen nicht so aus wie deine Hütte …«
»Willst du mich beleidigen?«, fragte Candamir entrüstet.
»Nein, aber …«
»Candamir! Alles in Ordnung bei euch? Oh, trutzstarker Thor, die Hütte …« Hacon, der keuchend angerannt gekommen war, blieb wie angewurzelt stehen.
Sein Bruder zuckte seufzend mit den Schultern. »Das war der Ochse. Aber es war niemand drin. Alle sind wohlauf. Bei euch?«
Der Jüngere nickte. »Auch.« Verlegen stierte er ins Gras. In den Wochen, seit er als Lehrling bei Harald und Asta lebte, hatte er seinen Bruder nur noch selten gesehen, denn er ging ihm geflissentlich aus dem Wege. Trafen sie jedoch gelegentlich aufeinander, wusste er nie, was er sagen oder tun sollte. Und er hatte den Verdacht, dass Candamir sein Unbehagen sehr wohl bemerkte und sich daran weidete.
Auch jetzt maß der ältere Bruder ihn mit einem kühlen Blick und wandte sich dann ab, als gefalle ihm nicht, was er sah. »Ich gehe und stelle fest, ob irgendwer unsere Hilfe braucht.«
»Ich komme mit«, beschied Siglind.
»Ich auch«, erbot Hacon sich weit weniger selbstbewusst.
Candamir hob ungeduldig die Schultern, wandte sich nicht nach ihnen um und versetzte dem Sachsen im Vorbeigehen einen tückischen Stoß. »Du bist ja immer noch hier. Hol das Vieh zurück, hab ich gesagt!«
Der Sachse machte sich zügig, wenn auch ohne unwürdige Hast aus dem Staub.
Das Erdbeben hatte alle Siedler in Aufregung versetzt. Da viele gerade beim Melken gewesen waren, hatten ein paar Mägde und Knechte kleinere Blessuren von wild gewordenen Kühen und Ziegen davongetragen, aber niemand hatte ernstlichen Schaden genommen. Außer Candamirs waren vier weitere Hütten niedergetrampelt worden oder schlicht in sich zusammengefallen. Doch die neuen Häuser, stellte er befriedigt fest, wiesen keinerlei Schäden auf. Dennoch glich die Schmiede einem Schlachtfeld: Werkzeuge waren von den Wänden gefallen, ein Sack Erzklumpen und ein zweiter mit Holzkohle hatten ihren Inhalt über den festgestampften Boden verstreut. Hacon und Siglind blieben dort, um bei der Beseitigung des Durcheinanders zu
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