Die Siedler von Catan.
struppige Aussehen, verstehst du?«
Er nickte fasziniert.
»Ich hoffe jedenfalls, sie werden dicht halten«, fügte Siglind mit einem nervösen kleinen Lächeln hinzu. »Die richtige Zeit, um Ried zu schneiden, ist eigentlich der Winter. Dann sind die Halme reif. Aber darauf können wir nicht warten.«
»Nein. Aber ich bin sicher, es spielt keine Rolle. Entscheidend ist doch gewiss, dass die Halme richtig trocknen und aushärten, ehe der Herbstregen kommt, nicht wahr?«
Sie nickte.
»Da wir einen so trockenen Sommer haben, sollte das wohl klappen«, schloss er zuversichtlich. »Und wenn du Hilfe beim Schneiden brauchst, lass es mich wissen. Dann schicke ich dir Gunda.«
»Lieber heute als morgen«, antwortete sie prompt.
Er warf ihr einen argwöhnischen Seitenblick zu und grollte dann leise: »Lass mich raten: Du meinst, ich behandelte sie schlecht und sie könne ein bisschen Abwechslung gebrauchen.«
Candamir hatte Gunda verboten, die Hütte ohne seine ausdrückliche Erlaubnis zu verlassen, was dazu führte, dass sie die Tage meist mit dem kleinen Nils im dämmrigen Halbdunkel verbrachte, während alle anderen einer sinnvollen Beschäftigung im Freien nachgingen.
Aber Siglind schüttelte den Kopf. »Nein, Candamir. Mir steht kein Urteil zu. Und ich finde nicht, dass du sie unverhältnismäßig schlecht behandelst. Im Gegenteil. Ich war erstaunt, dass du sie hast leben lassen. Und ich verstehe deine Haltung. Jeder andere Mann wird sie als leicht zu haben betrachten, und du kannst ihr nicht mehr trauen.«
Er stierte auf die dunkelbraune Erde zu seinen Füßen. »So ist es«, murmelte er verlegen. Aber es war ihm nicht mehr unangenehm, mit Siglind darüber zu sprechen. Sie waren vertraut miteinander geworden, seltsam ungezwungen. Seit einem Monat arbeiteten sie beim Bau der Häuser zusammen. Es war für sie beide etwas Neues, ein herrliches Abenteuer, und sie hatten vom ersten Tag an viel zusammen gelacht. Er verzehrte sich immer noch nach ihr, suchte beinah instinktiv ihre Nähe und litt darunter, dass sie ihn abgewiesen hatte, aber dessen ungeachtet waren sie Freunde geworden.
»Doch bei dir weiß ich sie in sicheren Händen«, fügte er hinzu. »Und ich kann sie ja nicht ewig einsperren, schon wegen des Jungen. Er braucht Licht, Sonne und Wind um seine kleine Nase.« Wie immer wurden seine Züge sanft, als er von seinem Sohn sprach. Nils war jetzt ein Vierteljahr alt. Er gedieh prächtig, und er lächelte, wenn sein Vater ihn auf den Arm nahm.
»Dann ist es abgemacht. Denn ich kann wirklich ein Paar Hände gebrauchen«, sagte Siglind beinah brüsk und streckte ihm den Metkrug entgegen. Er nahm ihn, und für einen Augenblick berührten sich ihre Hände. Siglinds waren langfingrig und sehr schmal, aber so rau und schwielig wie die seinen. Er verharrte einen Moment länger als notwendig in dieser Berührung, betastete ihre Fingerspitzen verstohlen, bis sie die Hände schließlich wegzog und zwischen die Knie legte, als wolle sie sie verbergen.
»Komm heute Abend und iss mit uns«, schlug er gewohnheitsgemäß vor.
Siglind hätte gern eingewilligt. Sie wusste, dass Candamir sich ein wenig verlassen vorkam. Er vermisste Asta und Hacon, wenngleich er seinem Bruder immer noch grollte. Und auch Osmund kam jetzt abends nicht mehr so häufig an das anheimelnde kleine Feuer vor Candamirs Hütte, denn Inga war eifersüchtig und wollte ihren Mann ganz für sich allein. Der duldete ihre Besitzansprüche mit einem nachsichtigen Lächeln, jedenfalls noch. Osmund war seiner jungen Frau offenbar sehr zugetan, und es wurde allgemein darüber getuschelt und gescherzt, wie viel Zeit sie bei geschlossener Tür in ihrem neuen Haus verbrachten.
Doch nach einem kurzen Zögern schüttelte Siglind den Kopf. »Nein, heute nicht.«
Candamir wandte den Blick ab und nickte, nicht wirklich überrascht, aber dennoch enttäuscht. Er fragte sie nicht nach dem Grund. Er wusste, dass sie Situationen mied, in denen sie Gefahr lief, allein mit ihm zu sein, und sei es auch nur für ein paar Augenblicke.
Es tat ihr Leid, ihn niedergeschlagen zu sehen. Zu gern hätte sie seine Hand ergriffen und es ihm erklärt. Aber sie wusste, das durfte sie nicht.
»Also dann.« Candamir erhob sich. »Ich mache mich wieder an die Arbeit. Danke für den Met.«
Geschickt und flink wie eine Katze kletterte er die Leiter hinauf, aber als er auf halber Höhe war, geriet oben am Dachstuhl einer der schmalen Längsbalken – Rofen genannt – ins Rutschen,
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