Die Siedler von Catan.
untätig bei der Arbeit zuzuschauen. »Das ist ein Gedanke, der mich schon lange plagt«, gestand er nach einem kurzen Schweigen. Tatsächlich war es seine größte Zukunftssorge, und Osmund war der Einzige, dem er sie anvertrauen konnte. »Nein, trotz all seiner Schönheit könnte ich mich leichten Herzens von diesem Ort trennen«, sagte er dann, »denn dieses Land taugt zu nichts anderem mehr, als einen Mann in die Verzweiflung zu treiben. Ich habe lediglich Bedenken, was Olaf angeht.«
Osmund nickte. »Ich weiß.«
»Ich trau ihm einfach nicht.«
»Ich weiß«, wiederholte Osmund ein wenig schärfer. Er war sich selbst nie so recht im Klaren darüber, wie er zu Olaf stand.
Aber da der nun einmal sein Onkel war, fühlte er sich immer verpflichtet, ihn in Schutz zu nehmen, wenn Candamir oder irgendjemand sonst sich abfällig über den reichen Kauffahrer äußerte. Gerade sein Wohlstand war es, der Olaf viel unverdiente Missgunst einbrachte, und das erschien Osmund ungerecht. Doch er sagte lediglich: »Mit ihm zu segeln setzt nicht unbedingt voraus, ihm zu trauen.«
»Nein? Was ist dieses Land? Wo soll es sein? Und was gibt es dort? Die Antworten auf all diese Fragen weiß nur dein Onkel. Mit ihm zu segeln würde bedeuten, dass wir uns ihm auf Gedeih und Verderb ausliefern.«
»Zugegeben.« Osmund ließ das geschorene Schaf laufen, streckte das Kreuz und kam zu Candamir herüber. Nebeneinander lehnten sie am Gatter. »Aber er hat gewiss nicht die Absicht, ins Unglück zu segeln. Er tut nur die Dinge, von denen er sich einen Vorteil verspricht. Und was sein Vorteil ist, kann auch der unsere sein. Das Risiko ist groß, daran gibt es keinen Zweifel. Auch Olaf weiß nicht genau, wo dieses Land, diese Insel liegt. Er hat sie zufällig gefunden, als ein Sturm ihn vom Kurs abgebracht hat. Ein mächtiger Sturm, der zwölf Tage andauerte. Auf dem Rückweg ist es ihm ebenso ergangen, und es sei allein der Hilfe der Götter zu verdanken, meint er, dass er sich schließlich in bekannten Gewässern wiederfand. Der
Weg dorthin ist also völlig unbekannt. Nur wenn wir den Sturm wiederfinden, können wir auch die Insel finden. Aber wenn wir sie finden, Candamir …« Er brach ab und schüttelte den Kopf.
»Ja? Wenn wir sie finden? Was dann?«, drängte Candamir. Er hing förmlich an seinen Lippen.
»Sie liegt irgendwo südwestlich des Frankenlandes«, fuhr Osmund untypisch schwärmerisch fort. »Das heißt, die Winter sind kurz und mild. Die Erde ist fruchtbar – man kann zweimal im Jahr ernten. Kannst du dir das vorstellen? Olaf weiß nicht genau, wie groß sie ist, aber er hat versucht, sie zu umsegeln, und als das Wetter ihn zum Umkehren zwang, waren drei Tage vergangen, und er hatte noch nicht einmal ihre Südspitze erreicht. Land genug, Candamir. Für jede Sippe aus Elasund und den Weilern am Fluss, die gewillt ist, das Wagnis einzugehen.«
»Hm«, machte Candamir. Es klang halb skeptisch, halb zustimmend. »Ein solch fruchtbares Wunderland wird wohl kaum unbewohnt sein.«
Osmund schüttelte den Kopf. »Aber das Volk dort ist friedfertig und nicht zahlreich. Die einzigen Waffen, die sie haben, sind die, welche sie zum Jagen und Fischen benutzen. Es wäre ein Kinderspiel, ihnen ihr Land zu nehmen und sie zu versklaven.«
»So hört es sich jedenfalls an. Aber woher will Olaf das alles so genau wissen?«
»Er war zwei Wochen bei ihnen. Sie waren freundlich und arglos und haben ihm geholfen, sein Schiff wieder flottzumachen. Er hat ihre Lebensweise studiert.«
Es klang verlockend, musste Candamir gestehen.
»Weißt du, ich glaube, ich muss ein Weilchen darüber nachdenken«, sagte er schließlich.
Osmund nickte und holte sich sein nächstes Opfer aus dem Stall. »Das solltest du. Gründlich. Olaf sagt, wenn wir es tun wollen, müssen wir die Entscheidung bald treffen, damit wir bei den Leuten am Fluss für dieses Unternehmen werben können, ehe der Schnee so hoch liegt, dass man sie selbst mit Skiern nicht mehr erreicht. Damit hat er natürlich Recht. Aber es will gut überlegt sein. Denn wenn wir lossegeln und wirklich in einen Sturm geraten, wie er ihn beschrieben hat, dann könnte es sehr gut sein, dass die Entscheidung sich nicht rückgängig machen lässt.«
»Und wieso hat er ausgerechnet dich als Ersten eingeweiht?«, fragte Candamir. »Ihr steht euch nicht gerade nahe. Nachdem dein Vater gestorben war, hat er keinen Finger gerührt, um dir zu helfen. Woher diese plötzliche Anwandlung von
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