Die Siedler von Catan.
Asta hatte sich nicht umstimmen lassen und ihre Tochter nur mit Hilfe der zwei Mägde zur Welt gebracht.
Heide hob den kleinen Fulc von der Bank und schob ihn zur Tür der Schlafkammer. »Geh nur und sieh nach deiner Mutter, mein Kleiner. Hab keine Angst.« Und an Candamir gewandt, fuhr sie fort: »Was deine Schwester braucht, ist ein Bad.«
Candamir tippte Hacon auf die Schulter. »Du hast es gehört. Geh die Sauna einheizen. Nimm den Sachsen mit. Macht Wasser heiß. Reichlich. Wenn die Schafe geschoren sind, muss die Wolle gewaschen werden.« Er stand auf und winkte seinen beiden anderen Knechten, ihm zu folgen. »Wir holen die Tiere von der Weide.« Er nahm sein Lammfellwams von dem Haken an der Wand und streifte es über. Im Vorbeigehen legte er Gunda kurz die Hand auf den schmalen Nacken, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie ungeniert auf die Lippen. Dann verschwand er nach draußen.
Hacon und der Sachse folgten wenig später. Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Himmel verfinsterte sich allmählich zu dem unverkennbaren Grauton, der mehr Schnee verhieß. Es war windstill und kalt.
Die Sauna war eine kleine Holzhütte an der Westseite des Hofes. Sie bestand aus einem Vorraum, wo man die Kleider ablegen und – so man denn wollte – sich nach dem Dampfbad mit kalten Güssen abkühlen konnte. Hinter einer dicht schließenden, schweren Holztür lag der eigentliche Baderaum: Der Herd in der Mitte wurde zum Heizen ebenso wie für die Aufgüsse benutzt. Der hölzerne Zuber rechts daneben lud zum Baden ein, die steinerne Bank auf der anderen Seite zum Schwitzen.
Hacon spähte in die Holzkiste. Sie war leer. »Natürlich«, brummte der Junge. »Wie könnte es auch anders sein.«
Candamir schalt seinen Bruder häufig als arbeitsscheu, aber der Sachse fand, es war nur natürlich, dass ein halbwüchsiger Junge sich die Zeit lieber mit seinen Freunden vertrieb, als irgendeiner ernsthaften Beschäftigung nachzugehen. Er erinnerte sich, dass er selbst genauso gewesen war. Er ergriff die leere Kiste. »Ich gehe schon.«
Als er kurz darauf ächzend mit der schweren, mit kurzen Scheiten gefüllten Kiste zurückkam, sprang Hacon schuldbewusst von der Bank auf und begann, das Holz im Herd aufzuschichten. »Danke, Sa … Austin. Das ist ein seltsamer Name, weißt du.«
»Wirklich? Mir gefällt er ganz gut. Ich könnte mich daran gewöhnen.« Tatsächlich hatte der ganze Haushalt begonnen, Astas Beispiel zu folgen und ihn bei diesem Namen zu rufen – sehr zu Candamirs Verdruss.
»Was bedeutet das, ›Austin‹?«, fragte der Junge, legte eine Hand voll Stroh aufs Holz und griff nach Feuerstein und Stahl.
»Es ist die sächsische Form eines lateinischen Namens,
Augustinus. Das wiederum bedeutet in eurer Sprache ›der Erhabenec.«
Hacon zog die Brauen hoch und betrachtete seinen Freund vielsagend von Kopf bis Fuß. »Wie passend«, bemerkte er trocken.
Der Sachse musste selbst lachen. »Du hast Recht. Ich habe den Namen gewählt, weil der erste Bischof Britanniens so hieß. Zu ihm passte er hervorragend.«
»Was ist das, ein Bischof?«, wollte Hacon wissen.
»Was ein Adliger in der Welt ist, ist ein Bischof in der Kirche.«
»Ah. Und was ist ein Adliger?«
Armes Kind, dachte der Sklave seufzend. In welch einer barbarischen, ungeordneten Welt du aufwächst. »Ein mächtiger Krieger, der viel Land besitzt und über alle und alles auf diesem Land herrscht.«
»Etwa wie Olaf?«, fragte Hacon weiter.
Der Sachse verzog einen Mundwinkel. »Nicht ganz. Ein Adliger dient seinem König, nicht seiner eigenen Habgier. Idealerweise sollte er ein weiser, rechtschaffener Mann sein. Jedenfalls sind Bischöfe rechtschaffen.«
Er nahm den großen Kessel, trug ihn nach draußen und füllte ihn mit Schnee. Als er innehielt, um seine eiskalten Finger anzuhauchen, sah er Osmund den Hof überqueren und zum Stall hinübergehen, wo Candamir ein Dutzend seiner Schafe zusammengetrieben hatte. Osmunds Erscheinen zauberte ein breites Lächeln auf Candamirs besorgtes Gesicht, und die beiden Freunde steckten die Köpfe zusammen – einer weizenblond, der andere rabenschwarz.
Austin schleppte den Kessel ins Badehaus, schloss die Tür und hängte ihn übers Feuer. Dann setzte er sich neben
Hacon auf die Steinbank. Im Augenblick konnten sie nur warten, bis das Wasser kochte. Warten in einem angenehm warmen, stillen Raum war nicht die unangenehmste Arbeit, die einem Knecht in diesen Tagen zufallen konnte. Er rieb sich die Hände
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