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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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genommen worden, an der er mehr hing, als ich es je bei einem anderen Mann erlebt habe. Ganz im Vertrauen, Hacon, manchmal finde selbst ich es schwer zu begreifen, nach welchen Maßstäben Gott den Menschen hier auf Erden Glück und Unglück zumisst.«
    Hacon dachte eine Weile darüber nach. »Wieso hast du Mitgefühl mit Osmund?«, wollte er schließlich wissen. »Er ist immer grob und herablassend zu dir.«
    Austin hob lächelnd die Schultern. »Er ist klug, und darum fürchtet er die Macht meines Gottes. Manchmal lässt er das an mir aus, aber das ist nicht weiter schlimm. Immerhin hat er mir das Leben gerettet, als ich herkam.«
    »Und hat er dir damit einen so großen Gefallen getan? Nun fristest du hier ein unwürdiges Sklavendasein. Hätten sie dich getötet, wärest du ein Märtyrer und dürfest neben dem Thron deines Gottes sitzen, oder?«
    Der Sachse nickte mit einem leisen Lachen und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Gut aufgepasst, Hacon. Aber wie es scheint, war ich dafür noch nicht bereit. Schau, das Wasser kocht. Lass uns den Kessel noch einmal füllen, ehe dein Bruder uns hier beim Müßiggang erwischt und uns beide zu Märtyrern macht.«
    Nichts war zu hören bis auf das schleifende Geräusch der Schere, gedämpft im dicken Fell des Schafes. Osmund schor mit gleichmäßigen, sicheren Bewegungen; es war eine Freude, ihm zuzuschauen. Aber Candamir nahm nicht wirklich zur Kenntnis, was seine Augen sahen. In Gedanken war er anderswo: auf dem weiten, blauen Meer, an fremden Ufern.
    »Was denkst du?«, fragte Osmund, als ihm das
    Schweigen zu lang wurde.
    »Ich weiß nicht«, gestand sein Freund, bückte sich, hob einen Arm voll Wolle auf und stopfte sie in einen großen Weidenkorb, der in der Nähe stand.
    Osmund richtete sich auf, ließ das Schaf los, das zwischen seinen Knien eingeklemmt gewesen war, und es trottete blökend davon, warf ihm über die Schulter einen vorwurfsvollen Blick zu und stand dann nackt und zitternd im Hof.
    »Ja, blök nur, solange du noch Luft hast«, raunte er ihm zu.
    »Wenn du wüsstest, was dir heute Nachmittag blüht, würdest du noch viel lauter schreien.«
    Candamir lachte leise, wurde aber gleich wieder ernst.
    »Fortgehen …«:, murmelte er beklommen.
    Osmund zog das dicke Fellwams aus und fuhr sich mit dem Arm über die Stirn. Scheren war schweißtreibende Arbeit, selbst in dieser Kälte. »Du tust gerade so, als wäre der Gedanke dir völlig neu.«
    »Nein.« Candamir fing das Wams auf, das Osmund ihm zuwarf, und hängte es über das Gatter. »Ich träume schon lange davon, das weißt du ja.«
    »Aber träumen und ernsthaft erwägen sind zwei verschiedene Dinge«, stellte Osmund fest und rief dann: »Wo steckst du, Hacon? Bring mir das nächste.«
    Hacon kam aus dem Stall. Er führte ein gräuliches, großes Schaf an einem Strick, den er Osmund in die ausgestreckte Hand drückte. Dann stopfte der Junge ebenfalls noch einen Arm voll Wolle in den schon überquellenden Korb, pfiff einen der Knechte herbei und bedeutete ihm mit einer Geste, den Korb zur Halle herüberzutragen.
    Aber Candamir schüttelte den Kopf und tippte seinem Bruder an die magere Brust. »Du wirst die Wolle tragen. Es wird Zeit, dass du ein paar Muskeln kriegst.«
    Hacon biss die Zähne zusammen, damit niemand sah, dass der Spott ihn kränkte, streifte die Schulterriemen des Korbs über und schwankte bedenklich, als er sich aufrichtete. So schnell er konnte, ging er zur Halle hinüber, doch nicht schnell genug, um Candamirs und Osmunds unbarmherzigem Gelächter zu entkommen.
    Die beiden Freunde blieben allein zurück, und während Osmund dem geduldigen Schaf den Pelz stahl, den es ja nun bald ohnehin nicht mehr brauchen würde, ließ Candamir den Blick über die zum Wald hin ansteigenden Weiden schweifen. Still und reglos standen die dichten Tannen jenseits der Weiden. Sie wirkten ebenso erhaben wie schön unter ihren dicken Schneemützen.
    Obwohl Osmund auf seine Hände hinabsah, schien er zu ahnen, was Candamir durch den Kopf ging, denn er sagte:
    »Nicht viel, was wir hier zurücklassen würden. Du allerdings mehr als ich, muss ich zugeben.«
    Candamir gab einen verächtlichen Laut von sich. »Das Land wirft jedes Jahr weniger ab, und die Hälfte gehört Hacon. Wenn er erwachsen ist und sein Recht fordert, wird es für uns beide kaum zum Leben reichen. Womöglich werden wir uns gar verfeinden wie dein Vater und dein Onkel.« Er verschränkte die Arme. Es machte ihn rastlos, Osmund

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