Die Siedler von Catan.
Ihre Väter hatten es beschlossen, und ihnen schien es nur natürlich. Dann war alles anders gekommen, und beide hatten ein schlechtes Gewissen deswegen. Inzwischen waren vier Jahre verstrichen, seit Asta nach Elbingdal gegangen war, und heute waren sie Fremde. Doch als sie sich jetzt anschauten und ihren eigenen Schmerz in den Augen des anderen erkannten, war die Vertrautheit ihrer Kindheit plötzlich wieder da.
»Man hat mir mehrfach versichert, es vergeht«, hörte Osmund sich sagen.
Asta blinzelte kurz und nickte. »Ja, das höre ich auch drei-bis viermal am Tag.«
Osmund fuhr Fulc kurz über den Schopf. »Hübscher Junge. Kommt auf seinen Vater.«
»Das behauptet die Köchin jedenfalls, wenn er sich schlecht benimmt. Ich finde, er sieht aus wie Candamir.«
»Von dem er auch das zweifelhafte Benehmen haben könnte.«
Candamir verdrehte die Augen und machte sich schleunigst davon, um einen Krug mit starkem Bier zu holen.
Asta und Osmund lachten leise, dann setzte er sich zu ihr, und sie redeten vertraut und ohne Scheu miteinander.
Candamir brauchte verdächtig lange, ehe er endlich mit dem Bier zurückkehrte. Durstig leerten die beiden Freunde jeder einen großen Becher, ehe sie die Obergewänder ablegten und sich mit an die Arbeit machten. Über dem Langfeuer wurde Wasser erhitzt und in hölzernen Waschbottichen mit kaltem Wasser und Seife, die aus Kalk, Asche und Tran hergestellt war, gemischt. In der
Lauge wurden die Vliese eingeweicht und zweimal gewaschen. Dampf stieg auf und verbreitete sich wie Nebel in der Halle. Die Knechte rollten die Hosen auf, die Mägde rafften die Röcke, alle stiegen in die Zuber und stampften den Schmutz aus der Wolle. Sie sangen und lachten und spornten sich gegenseitig zu immer schnellerem Takt an, bis das Wasser auf den Boden schwappte. Gunda war die Temperamentvollste von allen. Der aufsteigende Dampf rötete ihre Wangen und krauste die hüftlangen, blonden Locken zu Kringeln. Sie sah eigentlich nicht aus, als wasche sie Wolle. Es wirkte eher wie ein anmutiger Tanz. Großzügig zeigte sie ihre wohl geformten Waden.
Candamir hatte die gewaschenen Vliese draußen in kaltem Wasser gespült. Als er wieder hereinkam, sah er den Blick, mit dem sein Freund das friesische Mädchen beobachtete. Er stellte den tropfenden Korb unweit des Feuers auf den Boden und sagte beiläufig: »Warum bleibst du nicht über Nacht?«
Osmund wandte hastig den Blick ab und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich würde nur zu gern, glaub mir. Aber …«
»Aber was? Nun komm schon. Es wird Zeit, dass du wieder anfängst zu leben. Und du würdest Gunda eine echte Freude machen, weißt du«, fügte er ohne besonderen Nachdruck hinzu. »Seit dem Mittsommerfest verfolgt sie dich mit sehnsüchtigen Blicken.«
Osmund geriet ins Wanken. »Aber ich dachte, du … ich meine, du und sie …«
Candamir lächelte und deutete ein Schulterzucken an. Er teilte seine Gunda nicht gern, gestand er sich ein, aber in diesem Fall, fand er, diente es wirklich einem guten Zweck.
Er zog seinen Freund zum Langfeuer hinüber, ließ sich in den Hochsitz sinken und wies Osmund den Ehrenplatz gegenüber. »Lasst die Wolle bis morgen und fangt an zu kochen«, wies er die Mägde an. Und dem Sachsen befahl er: »Bring uns Bier. Nimm gleich die großen Krüge. Und lass sie nicht leer werden. Gespart wird ab morgen«, kam er den Ermahnungen seiner Schwester zuvor.
Schon vor dem Essen hatten Osmund und Candamir solche Mengen an starkem Bier in sich hineingeschüttet, dass der Sachse überzeugt war, er läge bereits halb tot im Stroh, wenn sie ihn aufgefordert hätten mitzuhalten, was schon gelegentlich vorgekommen war. Diesmal war er verschont geblieben, denn heute hatten sie den armen Hacon zum Opfer erkoren und spornten ihn mit Spott und Ermunterungen an, jedes Mal einen Becher zu leeren, wenn sie es taten. »Nun komm schon, Brüderchen«, drängte Candamir. »Trink, trink, trink! Was bist du, ein Mann oder eine Maus?«
Dann wurden Tische auf beiden Seiten des Langfeuers aufgebockt, und die Mägde trugen den Eintopf aus geschmortem Fisch und Pilzen auf. Sogar ein kleines Stück Brot gab es für jeden. Das Gesinde setzte sich links und rechts des Hochsitzes auf die Bank. Osmund, der einzige Gast, saß allein auf der anderen Seite des Feuers.
»Wenn wir es nun täten, Osmund, wann würden wir aufbrechen?«, fragte Candamir zwischen zwei Bissen.
Osmunds Blick war schon wieder zu Gunda hinübergewandert, doch sogleich kehrte
Weitere Kostenlose Bücher