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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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schleudert sein Feuer auf uns herab!«
    »Der Zimmermannsgott will uns alle verbrennen!«
    »Raus! Nichts wie raus hier!«
    »Ein Feuerball! Ein Feuerball!«
    Alle schrien und riefen durcheinander und stürzten zur Tür in der westlichen Stirnwand. Auch Thorbjörn und Oswin verließen ihre Posten und flohen. Allein Inga blieb im Tempel. Sie schien kaum wahrzunehmen, was um sie herum geschah. Unter leisem Gesang stieß sie die vorbereitete Fackel in das Opferfeuer zur Linken, ohne dem Feuer in ihrem Rücken auch nur die geringste Beachtung zu schenken. So sah sie auch die drei schattenhaften Gestalten nicht, die durch die östliche Tür in den Tempel schlüpften, das Feuer im Becken der Quelle umrundeten und lautlos zum Opferstein schlichen.
    Inga hob den Arm mit der Fackel über den Altar, aber Candamir packte ihr Handgelenk und riss es zurück. Fast gleichzeitig stahl er ihr den Dolch aus der Scheide im Ärmel und setzte ihn ihr an die Kehle. »Ich werde dir jetzt den Arm auf den Rücken drehen«, erklärte er. »Du kannst die Fackel vorher fallen lassen, oder du lässt es bleiben, und dein Schlächtergewand geht in Flammen auf. Mir ist es gleich.«
    Inga war eine kluge Frau und hatte keine Mühe, den Tonfall zu deuten. Ohne Zögern ließ sie die Fackel los. Candamir verdrehte ihren Arm so heftig, dass sie aufschrie.
    Derweil waren Siglind und Hacon an den Altar getreten. Hastig banden sie Austin los. Und weil Hacon seinen sächsischen Freund kannte, löste er den Gürtel, zog sich das knielange Obergewand über den Kopf und hielt es ihm wortlos hin.
    Austin streifte es über, ohne sich die Zeit zu nehmen, das Öl vom Leib zu wischen.
    Der ganze Sommer war trocken gewesen, und auch der
    Herbstregen war noch nicht gekommen – das Tempeldach brannte wie Zunder. Candamir wandte den Blick nach oben und sah voller Trauer, wie sein Werk von den Flammen verzehrt wurde. »Machen wir, dass wir rauskommen«, raunte er und stieß Inga die Faust zwischen die Schultern. »Los, du und ich gehen voraus.«
    »Dafür wirst du bezahlen, Candamir«, versprach sie. »Das ist ein Frevel, den nicht einmal Osmund dir verzeihen wird.«
    Ich weiß, dachte er, aber er drängte sie ohne ein weiteres Wort ins Freie.
    Die Gläubigen hatten sich auf der Wiese zusammengeschart, sahen furchtsam abwechselnd nach Südwesten, wo der Himmel nach wie vor rot leuchtete, dann ins Innere des Tempels, wo nun allenthalben brennende Schindeln vom Dach regneten.
    Als sie Candamir erkannten und begriffen, dass er ihre Priesterin gepackt hielt und mit dem Opferdolch bedrohte, wurden sie still und starrten ihn an – feindselig, ängstlich und neugierig.
    Siglind und Hacon folgten mit Austin in der Mitte. Die Versammelten wurden wieder rastlos und murmelten empört, sodass Candamir eindringlich warnte: »Wenn einer von euch sich rührt, schneide ich ihr die Kehle durch. Ihr solltet mir lieber glauben. Es gibt heute Nacht nicht gerade viel, wovor ich zurückschrecken würde.«
    Während sie noch abzuwägen schienen, wie ernst ihm diese ungeheuerliche Drohung war, führte Hacon Austin rasch in südlicher Richtung von der Lichtung. Als sie zwischen den Bäumen verschwunden waren, ließ er ihn los. »Kannst du rennen, Austin?«
    »Ja.«
    »Dann tu’s. Wer weiß, wie lange Candamir sie aufhalten kann. Schwimm ans Südufer und geh zu der Bucht, wo wir auf dem Fischzug Halt gemacht und die vielen Muscheln gefunden haben. Weißt du noch?«
    »Sicher. Aber Hacon …«
    Hacon schüttelte wild den Kopf, drehte Austin um und stieß ihn vorwärts. »Lauf! Warte dort drei Tage. Einer von uns holt dich, wenn wir können. Falls nicht … musst du zusehen, wie du zurechtkommst.«
    Austin nickte, wandte sich aber noch einmal kurz um und schloss ihn in die Arme. »Gott segne und beschütze euch.«
    Dann verschwand er bemerkenswert lautlos zwischen den Bäumen. Natürlich wusste niemand, wie es am Südufer aussah – ob es die Bucht mit den Muscheln noch gab oder ob sie ein Meer aus Feuer geworden war. Aber Gott hatte ihm gerade wieder einmal bewiesen, zu welchen Wundern er imstande war, sodass der Mönch sich bedenkenlos in seine Hände begab.
    Wie sie verabredet hatten, wartete Hacon, bis er schätzte, dass Austin das Ufer der kleinen Flussinsel erreicht hatte. Erst dann kehrte er auf die Tempellichtung zurück. Siglind war, sobald sie sah, dass die Rettung geglückt war, in entgegengesetzter Richtung verschwunden und zu ihren Kindern zurückgekehrt. Sie hatten sie gebraucht,

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