Die Siedler von Catan.
umfasst, während sie sich gefährlich weit übers Wasser beugte, um den Zweig zu erreichen, den sie haben wollte. Als sie wieder sicher am Ufer stand, lächelte sie ihm dankbar zu. Eine feine Röte hatte ihre Wangen überzogen. Osmund fiel zum ersten Mal auf, was für ein hinreißend hübsches Mädchen Inga war, und er lächelte zurück.
Candamir verabscheute Brigittas Haus und betrat es niemals freiwillig. Es war nur eine kleine Hütte, stabil gebaut, um dem Winter zu trotzen, aber eng und muffig. Sie bestand lediglich aus einem Raum, den die Alte mit drei Raben teilte, die aus Gründen, die allein Brigitta kannte, Urd, Werdandi und Skuld hießen, wie die Nornen des Gestern, des Heute und des Morgen. An der linken Giebelwand des Häuschens brannte ein Herdfeuer, an den übrigen Wänden reihten und stapelten sich irdene Töpfe und Ledersäckchen auf, über deren Inhalt Candamir lieber nichts Genaueres wissen wollte. In der finstersten Ecke, die der Feuerschein nicht ausleuchtete, erahnte man eine Schlafstatt am Boden. Überall stand oder lag irgendwelches Zeug herum: Kochtöpfe aller Größen mit oder ohne Inhalt, Leinenbeutel mit Kräutern, Wurzeln oder zerstoßenen Walrosszähnen, auf einem Bord genau gegenüber der Tür standen ein Hunde-und ein Pferdeschädel und hielten Wache.
Candamir unterdrückte ein Schaudern, als er hinter seinem Freund über die Schwelle trat. Er musste den Kopf einziehen, so niedrig war der Sturz, und kaum hatte die Tür sich geschlossen, fühlte er sich schon gefangen.
Mit acht Menschen und drei Raben war der kleine Raum hoffnungslos überfüllt. Instinktiv drängten sie sich ums Feuer, nur Inga sah sich neugierig und ohne Scheu um.
Brigitta nickte ihr anerkennend zu. »Setz einen kleinen Kessel mit Wasser auf.«
Folgsam schaute Inga sich im Halbdunkel um, erspähte einen gusseisernen Topf mittlerer Größe, ging vor die Tür und füllte ihn mit Schnee.
Brigitta trat derweil an eine niedrige Holztruhe am Fuß ihrer Schlafstatt und schob einen der Raben beiseite, der sich auf dem Deckel niedergelassen hatte. Er hüpfte zu Boden, hackte missgelaunt auf einen seiner Artgenossen ein, der ihm zu nahe kam, und flatterte dann ungeschickt auf, ehe er sich auf Brigittas Schulter niederließ. Abwesend strich sie ihm mit einem Finger die schwarze Brust. »Bleib nur bei mir, Skuld«, murmelte sie liebevoll.
Wie kann sie sie nur unterscheiden?, fragte Candamir sich verständnislos. Für ihn sahen alle drei völlig gleich aus: schwarz, groß und hässlich.
Brigitta klappte den Deckel der Truhe auf und holte mit beinah ehrfurchtsvoller Miene ein ordentlich gefaltetes, erdbraunes Tuch heraus. Sie drückte es Jared in die Hände. »Legt es aus.«
Jared reichte seinem Vetter Osmund ein Ende der Decke, und sie falteten sie auseinander, ehe sie sie sorgsam auf dem Boden ausbreiteten. Acht schwarze Linien gingen vom Zentrum des kreisrunden Tuches aus. Sie bildeten ein Muster, das vage an ein Spinnennetz erinnerte, und unterteilten es in acht gleich große Felder. Eine der Linien endete in einer N-Rune, und sie richteten die Decke so aus, dass diese Linie exakt nach Norden zeigte.
Derweil hatten Candamir und Siward nach Brigittas Anweisungen den Großteil der Glut des Feuers in eine gusseiserne, flache Schale geschaufelt und neues Holz aufs Feuer gelegt. Es wurde schon merklich wärmer. Inga hatte den Topf an den Haken über dem Herd gehängt, und Brigitta gab verschiedene Zutaten ins Wasser. Manchmal zischte und brodelte es unheilvoll in dem kleinen Topf. Candamir ließ die alte Frau nicht aus den Augen und versuchte zu ergründen, was sie dort braute, ob sie etwa irgendetwas Widerliches wie Froschaugen oder Hühnerblut hineingab. Doch alles, was er im Kessel verschwinden sah, waren verschiedene Pulver und etwas, das wie getrocknete Pilze aussah.
Die Zubereitung des Tranks dauerte nicht lange. Schließlich füllte Brigitta den Inhalt des Kessels in einen großen Becher.
»Geht auf eure Plätze«, befahl sie.
Osmund kniete sich an den Rand der Decke, genau dort, wo die Rune den Norden auswies. Die anderen folgten seinem Beispiel. Siward kam als Letzter und setzte die Schale mit der Glut in die Mitte des Tuches, dort, wo die Linien sich trafen. Brigitta kniete sich davor, das Gesicht nach Norden gewandt, hob den Becher mit geschlossenen Augen und bat die Götter murmelnd um Beistand und Führung. Dann trank sie und reichte den Krug an Osmund. Der wollte ihn Candamir geben, nachdem er einen
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