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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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kräftigen Zug genommen hatte, aber die Alte herrschte ihn an: »Bist du noch zu retten, du Narr, anders herum! Willst du Verderben über uns alle bringen?«
    Osmund riss erschrocken die Augen auf, entschuldigte sich mit einer matten Geste und reichte der jungen Inga den Krug. Langsam machte der Trank die Runde. Candamir, der vor der Westlinie hockte, kam als Letzter an die Reihe.
    »Du musst den Becher leeren«, erklärte Brigitta.
    »Oh, natürlich«, murmelte er bissig, setzte an und trank. Das Gebräu war heiß, schmeckte bitter und erdig, aber nicht einmal unangenehm. Mit zwei großen Schlucken war der Pflicht Genüge getan. Bedächtig drehte er den Becher um und stellte ihn mit dem Boden nach oben neben sich, außerhalb des heiligen Weltenkreises, den die Decke symbolisierte. Das Feuer im Herd knisterte leise, die Glut in der Schale zischte nur sacht; es war sehr still. Als der Rabe auf Brigittas Schulter unvermittelt krächzte, fuhren alle erschrocken zusammen. Inga und Jared kicherten. Olaf bedachte seinen Sohn mit einem drohenden Stirnrunzeln, aber Brigitta schien der fehlende Ernst der jungen Leute nicht zu verärgern. Sie hatte die Augen geschlossen und wartete reglos. Ihre Lider waren runzelig und gerötet, durchzogen von feinen blauen Äderchen und so still, als befände sie sich im Tiefschlaf. Das Feuer warf rötliche Schatten auf die reglose Gestalt und ließ sie auf unbestimmte Weise erhaben erscheinen. Es wurde heiß in der dämmrigen Hütte.
    »Legt eure Zweige aus der Krone der Esche in die Schale und schaut in die Glut.«
    Alle folgten Brigittas Anweisung. Die Zweige waren nass und brannten langsam. Beißender grauer Qualm stieg auf.
    Der Trank wirkte bei jedem unterschiedlich. Siward streifte die Schuhe ab und massierte sich gedankenverloren die Füße, so als seien sie taub oder als litte er an Krämpfen. Inga hatte die Stirn gerunzelt und drückte die Finger der Linken gegen die Schläfe. Offenbar hatte sie Kopfweh. Margild atmete schwer und stoßweise. Osmund schien überhaupt nichts zu spüren, aber seine Pupillen hatten sich merklich geweitet. Candamir fragte sich gerade, ob das mit den seinen auch geschah und ob das der Grund sei, warum er alles um sich herum nur noch verschwommen, wie unter Wasser sah, als ein plötzlicher, stechender Schmerz im Magen ihn zusammenzucken ließ. Erschrocken presste er eine Hand auf den Bauch, und sogleich kam der Schmerz wieder. »Oh, du hinterhältiges, altes Miststück«, keuchte er. »Du hast mich vergiftet.«
    Brigitta warf ihm einen frostigen Blick zu. »Nimm dich
    ein bisschen zusammen, Junge. Es geht gleich vorüber.«
    Aber es ging nicht vorüber. Es wurde schlimmer. Er kniete an seinem Platz und hatte sich so weit zusammengekrümmt, dass er mit der Stirn beinah den Boden berührte, beide Unterarme vor den Leib gepresst. »Vergiftet«, wiederholte er tonlos.
    »Weil ich deinen feigen Taugenichts von Sohn bloßgestellt habe beim Julfest. Ich habe mich immer gefragt, wann … wann du mir das heimzahlst.« Er keuchte. Ihm wurde übel vor Schmerz, aber ganz gleich, was geschah, er wusste, er durfte nicht aufstehen.
    »Dummes Geschwätz«, entgegnete sie kurz angebunden, aber nicht so schroff, wie sie sonst sprach, und sie legte eine ihrer alten, gekrümmten Hände auf seine klamme Stirn. Augenblicklich schien der Schmerz abzuebben. Candamir entspannte sich – nur ein bisschen, denn er traute der Sache nicht. Doch die Stiche ließen bald ganz nach und kamen nicht zurück. Er richtete sich langsam auf und schaute wieder in die Glut, die seinem getrübten Blick wie ein rötlicher, köchelnder Brei erschien. Ganz allmählich drang ein Geräusch in sein Bewusstsein – ein gleichmäßiges Rasseln, so schien es, ein Rhythmus wie ein langsamer Herzschlag. Brigitta hielt einen Beutel in der Linken. Candamir hatte nicht die geringste Ahnung, wo dieses Säckchen plötzlich hergekommen war. Es war aus dem Leder einer weißen Robbe gearbeitet und enthielt die Runenhölzer und -steine, die sie sacht klimpern ließ. Das war das Geräusch, erkannte er. Es schien in Wellen an sein Ohr zu dringen, war einmal dumpfer, dann näher, aber immer beständig im Rhythmus. Candamir spürte, wie sein eigener Herzschlag sich darauf einstellte. Es war inzwischen mörderisch heiß geworden in der kleinen Hütte, und seine Augen brannten und tränten vom Qualm, doch er verspürte kein Bedürfnis mehr zu fliehen.
    Schließlich verstummte der Rhythmus. Brigitta öffnete den Beutel und

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