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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Wunder, um euch zu führen, und ihr seid zu blind, es zu sehen, obwohl es vierzig Fuß lang ist. Wohin weist die Baumkrone, Candamir Olesson, der du dich für den hellsten Kopf von Elasund hältst?«
    Er musste sich überwinden, den Baum wieder anzusehen. Dann antwortete er: »Nach Südwesten.«
    »Und woher kam der Sturm?«
    »Südwesten«, wiederholte er. Es klang benommen, weil ihm endlich aufging, worauf sie hinauswollte.
    Auch die anderen Männer begriffen, und ein verwundertes Raunen erhob sich. Natürlich! Der Baum hätte in die entgegengesetzte Richtung fallen müssen, mit dem Wind. Gewiss war es ein Omen umwälzender Veränderungen, dass das lebendige Symbol ihrer Gemeinschaft hier gefällt zu ihren Füßen lag, aber jetzt erkannten alle, dass es mehr als nur die Ankündigung ihres Untergangs sein musste, dass Thor, der Sturmgott, ihnen in der Tat ein Zeichen gesandt hatte.
    »Aber … aber was hat es zu bedeuten?«, fragte Siward.
    »Das liegt auf der Hand, oder?«, entgegnete Candamir. Freudige Erregung hatte plötzlich das lähmende Entsetzen verdrängt.
    Brigitta hob warnend die Hand. »Nicht so hastig.«
    »Aber du hast eben selbst gesagt, der Baum weist wie ein Pfeil nach Südwesten, also genau dorthin …«
    »So scheint es, und ich bin geneigt, es zu glauben. Aber wir müssen uns vergewissern. Es wird Zeit, dass wir den Willen der Götter erkunden.«
    Viele neigten die Köpfe wie in Trauer. Die meisten Elasunder – jedenfalls die meisten Männer – fürchteten Orakel, fürchteten die Dinge, die sie erfahren mochten und lieber nicht gewusst hätten. Aber niemand protestierte. Der Tod der Esche war das machtvollste und auch schlimmste Zeichen, das sie sich je hätten ausmalen können. Doch wenn es wirklich so sein sollte, dass sie nicht am Abgrund, sondern am Scheideweg standen, dann brauchten sie Führung. Und keiner zögerte, sich Brigitta zu fügen, denn – Hexe oder nicht – sie war die Mittlerin zwischen den Göttern und den Elasundern.
    Langsam drehte die alte Frau sich um die eigene Achse, entgegen der Laufrichtung der Sonne. Sie betrachtete die Gesichter der Männer und vereinzelten Frauen, die sie umstanden.
    »Du«, sagte sie zu Osmund. »Du bist Nordhr – der Norden.«
    Er schnitt eine kleine Grimasse des Missfallens, nickte aber.
    Als Nächstes wählte sie Siwards Tochter Inga für den Nordosten, Olafs Ältesten Jared für den Osten, Siward für den Südosten, Olaf für den Süden und Eilhards Enkeltochter Margild für den Südwesten aus. Dann nickte sie Candamir zu. »Hol deinen Bruder. Ihn will ich für Vestr.«
    »Nein«, antwortete Candamir impulsiv. Als er die vorwurfsvollen, teilweise erschrockenen Blicke der Umstehenden bemerkte, verschränkte er trotzig die Arme vor der Brust. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Du nimmst nie die geringste Rücksicht auf deine Opfer, und mein Bruder ist halb verhungert und schwach. Nimm mich meinetwegen, aber Hacon kriegst du nicht.«
    »Candamir, der Westen wird die wichtigste Position bei diesem Orakel sein, denn er steht für das Fremde, für unbekannte Welten«, erklärte sie ungewohnt geduldig. »Und ich will deinen Bruder, weil Thor sein Schutzgott ist. Ich brauche die Verbindung, verstehst du.«
    Er nickte. »Die Antwort ist trotzdem nein.«
    Brigittas untypische Anwandlung von Nachsicht war auf einen Schlag vorbei, und sie wollte gerade ihr berüchtigtes Gezeter anstimmen, als Jared sagte: »Thor ist auch mein Schutzgott.«
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an und knurrte dann unwillig:
    »Richtig. Na schön, meinetwegen, Candamir, dann übernimmst du den Westen. Lasst uns gehen.«
    »Einer fehlt noch«, bemerkte die dreizehnjährige Inga, die Jüngste der Ausgewählten, die sich jedoch am wenigsten zu fürchten schien.
    Brigitta schüttelte den Kopf. »Der Nordwesten bleibt unbesetzt.«
    »Warum?«, fragte das Mädchen verblüfft. »Wie kann das Orakel sprechen, wenn die Welt unvollständig ist?«
    Brigitta hob die knochigen Schultern. »Das ist sie nicht. Aber wer immer für den Nordwesten steht, ist noch nicht bei uns.« Sie schien selbst ein wenig verwirrt, war sich ihrer Sache jedoch vollkommen sicher. »Jetzt kommt. Es gibt viel zu tun. Jeder von euch muss einen Zweig aus der Wurzel und einen aus der Krone der Esche schneiden und mitbringen. Gebt Acht, dass möglichst viel Erde an der Wurzel haften bleibt.«
    Schweigend folgten sie ihren Anweisungen. Osmund borgte Inga sein Messer, um das Holz zu schneiden, und hielt ihre Taille

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