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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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foltern. Keinerlei körperliche Gewaltanwendung, doch der Gefangene beginnt bereits nach zwanzig bis dreißig Minuten zu halluzinieren. Im Mittelalter nannte man so etwas auch Angstloch.«
    »Und wo befindet sich dieses … wie haben Sie es genannt... Angstloch?«
    »Irgendwo in der Tiefe«, hörte sie Ron hinter sich. »Das letzte Manuskript. Der Richter hat alles genau beschrieben.«
    »Sehen Sie?« Der Beamte deutete auf den Bildschirm. »Das geht so alle paar Minuten.«
    Wieder krümmte sich Paul Olivier wie unter großen Schmerzen und presste die Hände an den Kopf. Myriam erkannte die Qual in seinem Gesichtsausdruck und noch etwas. »Er zittert«, stellte sie fest. »Ihm ist kalt.«
    »Nein«, widersprach der Beamte. »Nicht er zittert, sondern die Kamera.«
    »Aber...«
    »Sie wird durch irgendetwas erschüttert«, sagte Ron und sprang auf. »Myriam, wo hast du Alex gesehen?«
    »Er kam aus dem Tunnel der …« Myriam verstand. Sie sprang auf. »Die U-Bahn. Dieser Raum liegt in irgendeinem U-Bahn-Tunnel.«
    »Nicht in irgendeinem. Wo genau hast du Alex gesehen?«
    »Am Merianplatz.«
    Ron versuchte erneut, Henri zu erreichen, wieder vergeblich. Schließlich hinterließ er die Nachricht: »Es geht um Leben und Tod. Wir vermuten Paul Olivier im U-Bahn-Tunnel zwischen Merianplatz und Seckbacher Landstraße.«
    Henri war immer und überall zu erreichen. Er lebte im Standby.Wenn sie nun keinen Kontakt mit ihm aufnehmen konnten, lag es nicht daran, dass er nicht mit ihr, Myriam, sprechen wollte. Nein, Henri konnte sich nicht melden.

40
    Paul erwachte von dem hohen Ton in seinen Ohren. Sein schmerzender Kopf lag auf dem kalten, feuchten Boden. Erneut schloss er die Augen und stellte sich vor, er wäre woanders. Auch wenn es eine ungeheure Anstrengung bedeutete, sich aus seinem Verlies wegzudenken, versuchte er es wieder und wieder.
    Wäre nur nicht dieses Dröhnen gewesen, das ihn immer wieder daran erinnerte, wo er sich befand. Auch wenn im Moment eine Totenstille herrschte. Nicht mehr lange, und es würde zurückkommen. Bis dahin musste er sich konzentrieren, Kraft sammeln, um durchzuhalten.
    Das Singen beruhigte sich, doch sein Herz schlug laut. Drei, vier Schläge, bis es plötzlich aufzuhören schien.Was, wenn es nun endgültig stehenblieb?
    Er hatte sich bereits an den Gedanken gewöhnt: Sein Leben war zu Ende. Ihm blieb nur, sich an die Vergangenheit zu erinnern. Aber da war nichts. Es schien keine Vergangenheit zu geben und keine Zukunft. Er war im Jetzt gefangen wie in einer Zeitkapsel. Eine lächerliche Nebenfigur aus Kafkas Schloss. Er war der, der einfach nur wartete.
    Die Panik steigerte sich. Er grub die Zähne in die Fingerkuppen und biss zu. Wollte spüren: Ich lebe. Dann setzte sein Herz wieder ein.
    Finstere Stille.
    Bumm. Bummm. Bumm. Wie Klopfzeichen.
    Für einen Moment erwachte sein Verstand aus dem dumpfen Zustand des Dahinvegetierens.
    Bumm. Bumm. Bumm.
    Nein! Nicht sein Herz, sondern etwas anderes gab ihm Zeichen.
    Er versuchte sich auf das Geräusch zu konzentrieren. Für einige Minuten bei Bewusstsein zu bleiben.
    Er lauschte. Das Singen in seinen Ohren, der Nachhall des wiederkehrenden Dröhnens machte es nahezu unmöglich, etwas außerhalb seiner selbst wahrzunehmen.
    Erneutes Klopfen. Leise, doch bestimmt wie Morsezeichen.
    Er rief laut, er brüllte mit letzter Kraft.
    Wieder lauschte er. Wartete auf Antwort.
    War ER es? Brachte ER Brot und Wasser? Genug, um dahinzuvegetieren. Zu viel, um zu sterben wie Justin, dessen Tod eine Warnung hätte sein müssen.
    Warum war er David gefolgt? Er hatte ihm zuhören, ihn beschützen wollen. Er fühlte sich verantwortlich für den Jungen. Er glaubte, es Milan schuldig zu sein, sich um dessen Sohn zu kümmern.Wochenlang hatte er darauf gewartet, dass David ihn wahrnahm, ihn akzeptierte. Dann kam der Durchbruch: David wollte sich mit ihm treffen. Deshalb war er ihm gefolgt.
    Ich muss dir etwas zeigen.
    Die Erinnerung brach plötzlich ab. Stattdessen kamen die Geräusche wieder. Der Lärm der Welt. Kaum war er eingenickt, näherte es sich, das Ungeheuer, das ihn überrollte. Der Lärm deckte ihn zu. Er atmete nie, solange dieser andauerte.
    Dann Ruhe. Es war wieder vorbei. Er richtete sich auf. Kehrte das Klopfen zurück?
    Er rutschte vor zur Tür, hob die Hand und schlug gegen das Metall. Doch er erhielt keine Antwort.
    Er versuchte es erneut. Immer wieder.Woher er die Kraft nahm, blieb ihm ein Rätsel. Dann hörte er es, das Klopfen auf der anderen

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