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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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gestorben.«
    Damals konnten wir noch nicht ahnen, dass der Scheiterhaufen des Jan Hus zur Brandfackel werden sollte, die Böhmen entzündete. Und dass die Glut dieser Fackel einmal nahezu das ganze Reich versengen würde …

Konstanz, ein paar Tage später
    Platz da, Platz für die Königin!« Zwei Lakaien in den Cillischen Farben Rot und Silber bahnten sich laut rufend einen Weg durch die Menge. Ihnen folgte eine offene Sänfte, getragen von vier kräftigen Männern. Ciaran machte einen Sprung zur Seite. Er kam gerade aus einer Schänke in der Niederburg, wo er über Mittag mit Pirlo und den Zigeunern gespielt hatte. Links und rechts rahmten kleine Fachwerkhäuser die Gasse, in denen zumeist arme Leinenweber wohnten. Ciaran drückte sich in die enge Türnische des Hauses zum Blaufuß und blickte neugierig der Sitztrage entgegen, die von Petershausen her schwankend ihren Weg Richtung Münster nahm.
    Barbara von Cilli hatte eines der regelmäßigen unerfreulichen Treffen mit ihrem Ehemann hinter sich gebracht und war nun auf dem Rückweg in den Lanzenhof. Wegen der Hitze trug sie nur einen leichten Umhang und ein sommerliches Haarnetz aus geflochtenen Goldfäden, das ihre blonden Locken auf dem Hinterkopf aufgetürmt hielt. Die Menschen jubelten und winkten ihr zu, während sie großzügig Pfennige in den Straßenstaub warf. Ciaran stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können – und dann traf es ihn wie ein Schlag: Das war sie, die geheimnisvolle Geliebte des Burggrafen! Dieses Gesicht hätte er unter Tausenden wiedererkannt. Die blauen Augen, die spöttisch geschwungenen Lippen, den schlanken Hals! Oho, also stimmte es doch, was man sich über diese Frau erzählte. Schamlos sei sie, hieß es, unzüchtig und voller Wollust, dazu noch gierig nach Macht und Reichtum. Kopfschüttelnd marschierte Ciaran weiter. Dass er die Königin höchstselbst beim Ehebruch und Ränkeschmieden ertappt hatte, ging ihm den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf.

    Am Abend saßen Ezzo und Finus mit Schnuck und Pirlo im Haus zur Wide, einer freizügigen Schänke, in der die Fahrenden immer gern gesehene Gäste waren. Wie jedes Mal hatte Pirlo seine Witze gerissen, Finus war mit ein paar Zaubertricks, die er inzwischen blind beherrschte, von Tisch zu Tisch gegangen, Ezzo hatte ein paar Verse zum Besten gegeben und Schnuck hatte ein bisschen jongliert. Jetzt saßen alle um ein rundes Tischchen und verzechten fröhlich ihre Abendeinnahmen.
    »Ah, schau, wer da kommt!« Pirlo, der schon ziemlich betrunken war, stieß Ezzo mit dem Ellbogen an und winkte dann Ciaran, der eben die Taverne betreten hatte. »Hier sind wir!«
    Ciaran schlängelte sich durch den voll besetzten Schankraum und quetschte sich neben Schnuck auf die Bank. Sofort kam eine der Winkelhuren herbei, den ausladenden Busen schwenkend, und setzte sich kess auf Ciarans Schoß. »Steht dir der Sinn vielleicht nach Pflügen, Jungchen?«, fragte sie mit schmeichelnder Stimme. Lächelnd winkte er ab. »Ich bin Spielmann, meine Süße, und kein Bauer.« Sie grinste. »Aber eine Pflugschar hast du, das seh ich doch! Und meine Furche ist heut noch unbeackert … « Er lachte und schob sie mit sanfter Gewalt von sich. »Versuch’s lieber am Tisch dort drüben, da sitzen die Müller, die verstehn sich aufs Mahlen … « Die Hübschlerin ging schmollend davon.
    Pirlo und Schnuck, der schon eine rote Nase vom Wein hatte, schlugen sich auf die Schenkel. Ezzo war noch am nüchternsten, aber auch er prustete los. Finus war ein bisschen rot geworden, er war sich nicht sicher, ob er den Witz auch verstanden hatte. Ciaran schnappte sich Ezzos vollen Becher und stürzte den Wein durstig hinunter. »Rette sich, wer kann!«, brummte er. »Man möchte meinen, in der Stadt gäbe es mehr Huren als anständige Weiber.«
    »Und sie verlangen Wucherpreise«, stimmte Schnuck ärgerlich zu. Seine Aussprache klang schon ziemlich verwaschen. Der junge Seiltänzer gab viel zu viel Geld für Frauen aus. »Dabei haben sie alle die juckende Seuche.« Schon zwei Mal war Schnuck bei Sara gewesen, um sich kurieren zu lassen.
    »Aber eins muss man sagen«, warf Pirlo ein, »nirgendwo gibt es schönere öffentliche Weiber als hier! Ich muss es wissen, ich bin in meinem Leben schon weit herumgekommen.« Er machte eine ausholende Bewegung mit dem rechten Arm und stieß dabei fast eine Zinnstitze um.
    »Ja«, murmelte Ciaran. Er sprach mehr zu sich selber als zu den anderen. »Und die Schönste von allen,

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