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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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stimmt, was die Leute sagen. Dass ich ein nichtsahnender Tölpel bin und du eine … «
    »Halt!«, unterbrach ihn der Burggraf. »Sag nichts, wofür ich dich fordern müsste, mein Junge.«
    Ezzo atmete ein paar Mal tief ein und aus, um seiner Wut Herr zu werden. Er bebte innerlich, als er auf Barbara zutrat. »Ihr habt mich belogen, Majestät. Ihr habt mich Eurer Liebe versichert, immer und immer wieder, und ich habe Euch geglaubt. Ich habe mein Leben für Euch aufs Spiel gesetzt, habe Euch Treue geschworen, und Ihr … « Er rang um Beherrschung. »Sagt mir nur eines: Wie viele von meiner Sorte habt Ihr schon als Spielzeug benutzt?«
    Barbara schob trotzig das Kinn vor und antwortete nicht. Sie stand aufrecht da, das Haar offen bis zu den Hüften, und hielt Ezzos Blick eisern stand. Die Hunde knurrten immer noch, aber ihr Grollen wurde nun übertönt vom lauten Lachen des Burggrafen.
    »Du liebe Güte, habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr seid der Einzige?« Friedrich sah Ezzo mit amüsiertem Blick an. »Das ist ein guter Spaß! Nun, ich kann Euch versichern … «
    Barbara legte ihrem Geliebten die Hand auf den Arm. »Lasst ihn. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.« Sie wandte sich an Ezzo. »Was willst du nun von mir, Ezzo von Riedern?«
    Er maß sie mit einem verächtlichen Blick. »Entbindet mich von meinem Eid, Majestät.«
    Sie lächelte. »Aber mein Freund, das kann ich nicht. Du hast diesen Eid schließlich vor Gott geschworen.«
    »Ich glaube nicht, dass Gott einen Eid schirmen mag, der auf einer Lüge beruht. Ich bitte Euch noch einmal: Entbindet mich von diesem Possenspiel.«
    Sie seufzte und ließ sich auf dem Diwan nieder. Eine Zeitlang betrachtete sie angelegentlich ihre gefeilten Fingernägel, dann nickte sie. »Nun gut, Herr Ritter. Es sei, Ihr sollt vor der Zeit frei sein. Nur noch einen letzten Auftrag habe ich für Euch, den sollt ihr noch auf Euren Schwur nehmen.«
    Ezzo lachte freudlos auf. »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann seid Ihr um nichts besser, mein Freund, als das, wofür Ihr mich haltet.« Sie sah ihn herausfordernd an.
    Er nickte langsam. »Als Mann habt Ihr mich gedemütigt, Barbara von Cilli. Aber Ihr werdet nicht erleben, dass ich wegen Euch auch noch meine Ehre als Ritter vergesse. Wenn Ihr also darauf besteht: Nennt mir diesen letzten Auftrag, und ich werde ihn ausführen. Danach fühle ich mich, wie Ihr zugestanden habt, nicht mehr an meinen Schwur gebunden.«
    Sie stand auf und warf das Haar zurück. Ihr Umhang gab kurz den Blick auf die weiße Haut zwischen ihren Brüsten frei, bevor sie ihn wieder enger zog. Ezzo spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Immer noch war sie schön wie ein Engel. Doch unter dieser Schönheit, das wusste er nun, lauerten Lüge, Arglist und Bosheit. Sie war wie eine unter der Schale faulige Frucht.
    »Im Franziskanerkloster«, erklärte sie, »liegen alle Briefe und Schriftstücke, die der Magister Jan Hus vor seinem Tod in der Haft verfasst hat. Darunter, so hat man mir gemeldet, auch ein bedeutendes Werk des englischen Ketzers John Wyclif. Der König hat alles unter Bewachung gestellt, damit es nicht in die Hände der Böhmen fällt. Diese Schriften sollt Ihr in Euren Besitz bringen und nach Prag schaffen. Dann seid Ihr frei.«
    Ezzo verneigte sich knapp. »So sei es.«
    »Gut.« Ihre Miene war undurchdringlich. »Ich lasse Euch wissen, Herr Ritter von Riedern, wo genau die Papiere zu finden sind und zu wem Ihr sie bringen sollt. Für jetzt seid Ihr entlassen.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging. Der Burggraf und die Hunde folgten ihr. Auch Ezzo verließ den Raum; er wurde von dem missmutig dreinschauenden Torwart auf dem Gang empfangen und hinausgeleitet.

    Auf dem Heimweg ging ihm so vieles durch den Kopf. Er war unglücklich, das ja, aber gleichzeitig bedeutete dieses Ende seiner Liebschaft mit der Königin auch eine Erlösung. Irgendwo in einem Winkel seines Hirns hatte er immer gewusst, dass dies alles kein gutes Ende nehmen könnte. Er hatte es nur nicht wahrhaben wollen, hatte diese verrückte, wahnsinnige Liebe bis zur Neige auskosten wollen. Jetzt war es vorbei, mit einem Schlag.
    Schlimmer noch als der Liebeskummer nagte der Zorn an ihm, der Zorn auf sich selber. Natürlich hatte er die Gerüchte gekannt, die sich alle Welt über Barbara von Cilli erzählte. Aber er hatte sich geweigert, sie zu glauben. Jetzt stand er da wie ein Narr. Ihm blieb nur noch eines zu tun: Diesen letzten Auftrag hinter sich zu bringen.

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