Die silberne Göttin
Lieblingsbeschäftigung?"
"Ja. Manchmal schreibe ich auch Gedichte … und andere Sachen."
In diesem Augenblick erschien Burnside mit einem großen Tablett. Vorsichtig setzte er es auf der Anrichte ab und begann ungeschickt, den Tisch zu decken. "Sie müssen entschuldigen, Miss, aber ich bin in so etwas nicht sehr geschickt. Bis der Butler auftauchen wird, essen wir normalerweise in der Küche."
"Du lieber Himmel! Es tut mir Leid, dass ich Ihnen so viele Umstände mache. Ich wäre glücklich gewesen, in der Küche zu essen."
"In meinem Haus muss keine Dame in der Küche essen", stellte Rob entschieden fest. "Für einen ungehobelten Burschen wie mich ist das gut genug, aber Sie … Nein."
"Ungehobelt? Ganz und gar nicht. Wirklich, Sie sind das Idealbild eines Gentlemans." Die Dame lachte und errötete leicht. Es war ein angenehmes, wohl tönendes Lachen. "Trotz eines eher unglücklichen Zusammentreffens."
"Ich muss gestehen, ich habe noch vor einer Pistolenmündung die Bekanntschaft einer Dame gemacht. Eine ganz neue Erfahrung." Er lächelte. "Diese Erfahrung hat mich dazu gebracht, mein bestes Benehmen an den Tag zu legen. Doch ich fürchte, ich werde es nicht lange durchhalten."
Vielleicht sollte er es doch, in Anbetracht der Pistole, die sie vielleicht immer noch unter ihren Unterröcken verbarg. Er entdeckte einen traurigen Ausdruck in den Augen der jungen Frau. Einen Ausdruck, der in ihm den Wunsch weckte, sie in seine starken Arme zu nehmen und zu trösten, sie zu beschützen.
Aber nicht heute Nacht.
Er durfte die Pistole nicht vergessen.
Rob hob die Haube von einer Servierplatte und enthüllte große Brötchen, in die Wurst gestopft war. " Darf ich Ihnen etwas von Burnsides ausgezeichnetem Essen auflegen? Und auch etwas Apfelmus?"
"Gerne, danke. Was ist in der Terrine? Es riecht sehr interessant." Sie lehnte sich etwas vor und schnupperte.
"Lammcurry." Er hob den Deckel. Der Duft nach Fleisch und Gewürzen erfüllte den Raum. "Ich bin sicher, Sie werden es mögen. Doch ich warne Sie, es ist sehr stark gewürzt." Er löffelte Reis auf ihren Teller und fügte etwas von dem Curry hinzu. "Ich schlage vor, Sie probieren es sehr vorsichtig." Mit diesen Worten lud er sich eine tüchtige Portion auf den eigenen Teller.
Sie nahm die Gabel und versuchte einen kleinen Bissen. "Mmm. Das ist sehr gut. Oh Gott!" Sie schnappte nach Luft und griff nach ihrem Weinglas.
Hastig fasste Rob nach ihrer Hand und hinderte sie am Trinken. "Der Wein macht es nur noch schlimmer. Besser Sie nehmen etwas von dem Brot."
Sie nickte und befolgte schnell seinen Rat. "Du lieber Himmel!" Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Ich habe noch nie so scharfen Pfeffer gegessen. Aber das Gericht hat einen ausgezeichneten Geschmack. Vielleicht muss man sich an die Schärfe erst gewöhnen."
"Das muss man bestimmt." Rob lachte. "Sind Sie wieder in Ordnung?" Er nahm einen großen Bissen von seiner eigenen Portion.
"Oh ja. Ich war nur überrascht." Sie versuchte das Curry noch einmal. Eine tapfere Dame.
" Burnside kann für Sie ein weniger scharfes Currypulver zusammenmischen. Ich möchte doch nicht, dass mein erster Gast mich mit verbranntem Mund wieder verlässt."
"Das möchte ich auch nicht." Schnell nahm sie einen weiteren Bissen Brot und tupfte sich dann entschlossen die Lippen mit der Serviette. "Ich glaube, fürs Erste ist das genug. Aber ich möchte es irgendwann noch einmal probieren, vielleicht mit etwas weniger Pfeffer."
"Sie scheinen erstaunlich abenteuerlustig zu sein. Dabei sehen Sie so … so zerbrechlich aus."
Sie starrte nachdenklich ins Feuer. "Vielleicht würde ich Abenteuer mögen. Zerbrechlichkeit kann sehr lästig sein."
Rob dachte eine Weile über diese Antwort nach. Die junge Frau war in ein Abenteuer verwickelt, aus dem sie kaum unversehrt herauskommen würde. "Miss Kethley, ich fürchte, dass dieses Abenteuer hier Ihrem Ruf sehr schaden wird. Ich denke, wir sollten darüber reden …"
Sie blickte ihn mit ihren strahlend blauen Augen an. "Lord Duncan, ich versichere Ihnen, dass eine Schädigung meines guten Rufes absolut kein Problem darstellt."
Trotz all seiner Bemühungen war sie nicht bereit, auch nur noch ein Wort über diese Angelegenheit zu verlieren.
Der Sturm tobte die ganze Nacht hindurch bis in den Morgen hinein. Und wenn Iantha sich auch beim Frühstück angenehm mit Lord Duncan unterhielt, danach einige Zeit mit ihm zusammen in der Bibliothek verbrachte und sich seine Bücher
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