Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
Vom Netzwerk:
können doch nicht einen Ninepins Reel mit nur einem Paar tanzen."
    "Wir werden eben improvisieren, Miss Kethley." Und das taten sie dann auch. Es kam eine höchst originelle Version des Reel dabei heraus. Lord Duncan führte Iantha mit leisestem Druck seiner Finger von Tanzfigur zu Tanzfigur. Mitten in all dem Gelächter und Herumalbern bemerkte Iantha, dass sie völlig entspannt den ersten Tanz seit sechs Jahren genoss.
    Erst bei den letzten Takten der Musik nahm er sie zu einer letzten Drehung bei der Taille. Sie war völlig atemlos vor Lachen, und er ließ sie so schnell wieder los, dass sie das triumphierende Leuchten in seinen Augen fast nicht bemerkt hätte.
     
    Sobald sie am nächsten Morgen erwacht war, sprang Iantha aus dem Bett und lief zum Fenster. Zu ihrer großen Erleichterung strahlte die Sonne, und sie sah keine einzige Wolke am Himmel. Eilig begab sie sich zum Frühstück, wo sie Lord Duncan vorfand, der gerade dabei war, eine großzügige Portion, bestehend aus Fleisch und Eiern, zu verzehren.
    Mit seinem ansteckenden Lächeln sprang er auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. "Sie können sich freuen, Miss Kethley. Ich habe vor, etwas später am Morgen den Zustand der Straße zu erkunden. Wenn ich feststelle, dass sie wieder zu benutzen ist, werden wir Sie noch diesen Nachmittag zu Ihrer besorgten Familie begleiten."
    "Oh, ich danke Ihnen, Mylord. Sie werden außer sich sein vor Sorge. Um ihretwillen wäre ich Ihnen sehr dankbar."
    Und um meinetwillen. An diesem Morgen schien Seiner Lordschaft männliche Ausstrahlung besonders stark. Selbst jetzt, wo er entspannt bei seinem morgendlichen Kaffee saß, erregte sie Ianthas Gemüt wie nie zuvor. Auch wenn sie es noch so sehr versuchte, sie konnte sich nicht dagegen wehren. Vielleicht trug ihr freundschaftliches Beisammensein am vorherigen Abend zu ihrem wachsenden Problem bei. Sie hatte ihre Zurückhaltung aufgeben und musste sich eingestehen, dass sie es nicht bereute, aber …
    Sie konnte nicht leugnen, dass Seine Lordschaft ihren Schutzwall durchbrochen hatte. Er hatte sie zum Lachen gebracht. Zu einem echten Lachen. Und sie hatte sogar mit ihm getanzt. Doch jetzt …
    Jetzt fühlte sie sich wieder verletzlich.
    Ängstlich.
    Sie aß rasch ihren Scone und entschuldigte sich.
     
    Rob klopfte höflich an ihre Zimmertür und bezwang seine Ungeduld für eine, wie ihm schien, unnötig lange Wartezeit. Endlich öffnete sein Gast die Tür einen Spalt breit und lugte vorsichtig heraus. Rob seufzte. Seine scheue Dame wich ihm wieder einmal aus. Dabei hatte er die Hoffnung gehegt, dass die Wirkung des fröhlichen Abends etwas länger anhalten würde. Nun gut. Er drückte leicht gegen die Tür, und sie trat weit genug zurück, um ihn eintreten zu lassen.
    Zumindest würde seine Nachricht sie freuen. "Ich glaube, wenn wir Pferde nehmen, können wir die Reise wagen, Miss Kethley. Ich will Feller und Thursby mitnehmen. Sie können helfen, den Weg freizumachen und uns beistehen, falls irgendwelche Schwierigkeiten auftreten sollten. Burnside und Vijaya können hier die Stellung halten."
    Ein erleichtertes Lächeln erhellte bei diesen Worten ihr Gesicht. "Danke, Lord Duncan. Ich schulde Ihnen mehr, als ich je wieder gutmachen kann."
    Rob betrachtete sie einen Herzschlag lang. Falls ihr bewusst war, was die unausweichliche Konsequenz dieser Situation war, so zeigte sie es nicht. "Sie stehen nicht in meiner Schuld, Miss Kethley. Ich bin froh, Ihnen von Nutzen sein zu können. Jedoch wird es nicht ganz einfach werden. Trauen Sie sich zu, eines meiner Pferde zu reiten? Oder wollen Sie lieber bei mir aufsitzen?"
    Sie zögerte keine Sekunde. "Ich werde selbst reiten."
    "Wie Sie wünschen." Hatte er eine andere Antwort erwartet? Er hoffte nur, dass sie ihre Kraft und ihre Reitkunst nicht überschätzte.
    Das Unternehmen erwies sich als nicht einfach. Auch wenn die Sonne den Schnee so weit angetaut hatte, dass die Pferde sich ihren Weg suchen konnten, erforderte eine Strecke, für welche sein Schützling zwei Tage zuvor eine Stunde gebraucht hatte, jetzt mehrere Stunden harter Anstrengung von Mensch und Tier. Es gab Stellen, da mussten sie die zugewehte Straße ganz verlassen und auf den aufgeweichten, windgepeitschten Hang ausweichen, wo sie über die durch das Schmelzwasser entstandenen kleinen Überschwemmungen springen mussten. Als die müde Truppe schließlich die Auffahrt zu Hill House hochritt, zeigten alle Anzeichen der Erschöpfung, doch Miss Kethley saß immer noch

Weitere Kostenlose Bücher