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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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den Boden und trat in die Mitte des Raums. Die Daumen in den Gürtel gehakt, schlug er mit der Fußspitze bereits den Rhythmus.
    Er erwies sich als bemerkenswert leichtfüßig. Nie hätte Iantha geglaubt, dass ein so großer Mann sich so schnell bewegen konnte. Als die Musik immer schneller wurde, konnte sie kaum noch seine Füße erkennen. Unter der engen Wildlederhose zeichnete sich das Spiel seiner Muskeln ab. Seine Zuschauer klatschten immer lauter. Schließlich, auf einen besonders lauten Akkord hin, warf er die Arme in die Luft, stieß einen Schrei aus und blieb regungslos stehen.
    Iantha begann zu applaudieren. Er war sicher der einzige Pair des englischen Königreiches, der mit solcher Hingabe tanzen konnte. Er verbeugte sich vor ihr und nahm schwer atmend wieder in seinem Sessel Platz. "Ich danke Ihnen, Miss Kethley. Wenn es Ihnen gefallen hat, hat sich die Anstrengung gelohnt."
    "Besonders in Ihrem fortgeschrittenen Alter! Ich habe noch nie jemanden so tanzen sehen, Mylord. Wo haben Sie das gelernt?"
    "Hier, natürlich, bevor ich nach Indien ging. Ich bin gerne zum Dorftanz gegangen."
    "Bei den älteren Stämmen meines Landes gibt es ähnliche Tänze", warf Vijaya überraschend ein. "Doch ich habe sie nie gelernt."
    "Wie schade." Seine Lordschaft stärkte sich an seinem Bier. "Wir hätten gerne eine Kostprobe davon gesehen."
    Vijaya schüttelte nur lächelnd den Kopf.
    "Dann müssen wir eben auf Thursby zurückgreifen. Ich habe gehört, du kannst den Schwerttanz ganz ausgezeichnet, Thursby."
    Thursbys junges, blasses Gesicht wurde ganz rot. "Es geht so, Mylord."
    "Du musst ihn uns unbedingt vorführen. Wir werden dir dafür auch deine schottischen Ahnen verzeihen."
    "Und ich Ihnen Ihre englischen, Mylord."
    Unter lautem Gelächter und Beifall nahm Lord Duncan zwei sehr alte Schwerter von der Wand und legte sie über Kreuz mitten auf den Boden.
    "Ich denke, dieser knappe Platz sollte ausreichen. Wenn du bereit bist, Thursby?"
    Immer noch errötend, schritt Thursby zu den Schwertern, während Feller eine Highland-Melodie anstimmte.
    Fasziniert beobachtete die Gruppe, wie die Füße des jungen Mannes über und zwischen den Schwertern herumwirbelten, ganz dicht an den scharfen Klingen vorbei, sie aber nie berührten. Er beendete seinen Tanz tadellos, und alle spendeten ihm ehrlichen Beifall.
    "Thursby ist bei uns, seit wir aus Indien zurück sind", erklärte Seine Lordschaft.
    "Aber Feller und Burnside waren mit Ihnen dort?"
    "Ja. Seit ich ein Junge war, sind sie bei mir." Er strahlte sie an. "Jetzt sind aber Sie dran. Geben Sie mir die Ehre, einen ländlichen Tanz mit mir zu tanzen?"
    Iantha erschrak. "Oh! Oh nein! Ich kann nicht. Ich habe seit Jahren nicht mehr getanzt."
    "Aber heute Abend sind doch nur wir Burschen vom Lande hier. Wenn Sie einen falschen Schritt machen, wird das gar keiner bemerken."
    Iantha schüttelte entschlossen den Kopf. "Nein, Mylord. Ich kann nicht."
    Seine Lordschaft seufzte laut auf. "Und was soll ich jetzt tun? Wollen Sie mich zwingen, mit Burnside zu tanzen?"
    Trotz ihrer aufsteigenden Panik musste Iantha lachen. "Ich bezweifle nicht, dass Sie das tun werden, Mylord."
    Lord Duncan erhob sich mit einem traurigen Kopfschütteln und verbeugte sich vor seinem Diener. Mit affektiertem Lächeln machte Burnside einen Knicks. Thursby platzte bald vor Lachen, und Iantha kicherte. Selbst Vijaya gluckste vor Vergnügen. Feller spielte einen Cumbria Reel, und die Männer begannen mit den Tanzschritten. Es war ein furchtbares Gestolpere und Durcheinander, ganz anders als ihre hervorragenden vorherigen Solodarbietungen. Nach einigen Minuten machte Burnside eine ungeschickte Drehung und landete auf dem Boden.
    Er stand auf, rieb sich seine schmerzenden Glieder und wandte sich mit fröhlichem Grinsen an Iantha. "Miss Iantha, Sie müssen tanzen. Ich bin nicht zur Tänzerin geschaffen."
    Iantha hob die Brauen. "Was für ein Schwindel! Burnside, ich fürchte, Sie halten es nicht sehr mit der Wahrheit."
    "Er ist eine miserable Partnerin, das kann ich nur bestätigen." Seine Lordschaft fiel vor Iantha auf die Knie. "Kommen Sie. Retten Sie mich vor weiteren Demütigungen!"
    Gegen ihren Willen musste sie laut lachen. "Wie der Herr, so der Knecht. Mylord, Sie sind genauso gerissen wie er."
    Er streckte ihr die Hand entgegen, und bevor sie noch lange nachdenken konnte, hatte sie ihm schon die ihre gereicht und war aufgestanden. "Aber Mylord." Sie protestierte, während er sie zur Raummitte führte. "Wir

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