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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
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den nächsten Tagen The Eyrie verlassen können. Und dann erwarte ich einen überstürzten Aufbruch der meisten Gäste, den Mörder eingeschlossen."
    "Und er wird wieder davonkommen."
    Robs Herz krampfte sich zusammen beim Anblick ihres traurigen Gesichts. "Das ist gut möglich. Wir haben höchstens noch zwei Tage, um dieses Rätsel zu lösen, und ohne neue Informationen weiß ich nicht, wie uns das gelingen soll." Er strich ihr eine Locke aus der Stirn. "Aber wenigstens wird er dann fort sein, und Sie sind sicher."
    "Ich werde nie mehr sicher sein", erwiderte Iantha mit erstickter Stimme.
    "Leider ist auch das sehr gut möglich. Jedenfalls nicht, bevor wir den Mörder oder die anderen finden, die Sie zum Schweigen bringen möchten. Aber dazu brauchen wir Zeit." Obwohl Iantha wie erstarrte war, hob Rob ihre Hand an seine Lippen. "Darum sagen Sie mir, dass Sie mich sofort heiraten wollen. Nichts muss sich zwischen uns ändern. Wir werden weiterhin vorsichtig unseren Weg gehen, bis Sie sich wieder völlig wohl fühlen."
    "Aber dann werden Sie eine unwiderrufliche Verpflichtung eingegangen sein. Was ist, wenn wir niemals …"
    "Diese Möglichkeit habe ich noch nie in Betracht gezogen."
     
    Es folgten zwei sehr angespannte Tage. Rob hatte die Aufgabe, für eine Gruppe verängstigter Menschen den Gastgeber zu spielen – Menschen, die sich nachts in ihre Schlafzimmer einsperrten und niemandem die Tür öffneten. Menschen, die selbst in Gegenwart von Patrouillen in den Gängen nicht vergessen konnten, dass jemand unter ihnen einen der Ihren ermordet hatte.
    Rob konnte es gewiss nicht.
    Er ertappte sich dabei, wie er jeden misstrauisch beäugte, mit dem er sich unterhielt. Er und Sam spielten mit den Männern Karten und hielten die Ohren offen, begierig auf weitere Informationen. Doch die Gentlemen, die fortfuhren, Robs Alkoholvorräte zu plündern, waren nicht länger in der fröhlich lärmenden Stimmung wie bei der Weihnachtsfeier. Noch trugen sie etwas zur Klärung bei. Sie politisierten, tratschten über die königliche Familie und über ihre abwesenden Nachbarn und beäugten die ehrbaren jungen Damen, welche die einzigen unverheirateten Frauen auf dieser Gesellschaft waren, voller Enttäuschung.
    Aus purer Langeweile fing Horace Raunds einen oberflächlichen Flirt mit Meg Farlam an – sehr zum sichtbaren Ärger von Thomas –, und Stephen Wycomb unternahm einen vergeblichen Angriff auf Lady Kendals Tugend. Lord Sebergham trank in einem fort, aber man merkte es ihm nicht an, und Lord Kendal strich durch das Haus wie ein Wolf in der Schafherde.
    Eine Gruppe älterer Männer um Lord Alton und Mr. Welwyn murrte über Vijayas Anwesenheit, sehr zum – wie er hoffte, nicht erkennbaren – Ärger Robs. Das Subjekt ihrer Verdächtigungen blieb in seinen eigenen Räumen. Sam tat sein Bestes, alle bei Laune zu halten, aber niemand konnte den Leichnam vergessen, der oben in einem ungeheizten Zimmer langsam erstarrte. Jeder betete für besseres Wetter.
    Besonders Rob.
     
    Iantha mied die von Lady Dalston arrangierten Zerstreuungen für die Damen. Sie blieb in ihrem Salon und plauderte höchstens mit ihrer Mutter. Doch selbst in Mamas Gegenwart war es ihr nicht möglich, sich zu entspannen. Sie konnte jetzt einfach keine oberflächliche höfliche Unterhaltung führen. Das Dinner am Abend zuvor war ein Albtraum gewesen. Wie jeder jeden misstrauisch beäugt hatte, und Iantha hatte gefühlt, dass alle sie drohend anstarrten. Sie lebte mit angehaltenem Atem, und wenn sie schlief, bewachten entweder Burnside oder Feller oder Rob ihre Tür. Wie es schien, traute Rob noch nicht einmal den neu hinzugekommenen Mitgliedern der Dienerschaft.
    Sie versuchte, sich weiterhin mit ihrer Schreibarbeit zu beschäftigen, doch bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen. Warum nur lud Gott ihr diese Bürde auf? Iantha hatte immer versucht, anständig zu handeln – zu jedem lieb und freundlich zu sein. Lag es vielleicht daran, dass Gott Frauen auf die gleiche Art wertschätzte wie so viele Männer – nämlich gar nicht? Hatte er wirklich die Männer dazu erschaffen, die Herren über die Frauen zu sein, sie zu benutzen, wie es ihnen gerade passte?
    Wie konnte er nur!
    Iantha errötete bei diesem blasphemischen Gedanken. Sie war zornig auf Gott. Vernunft und Mitleid erinnerten sie daran, dass viele Menschen Unglück und Verletzungen erlitten – Männer wie Frauen, Hochgeborene wie Niedrige. Sicher schickte Gott nicht absichtlich Katastrophen. Bestimmt

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