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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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haben gegen Hitzeschleudern gekämpft, die ganze Landstriche in brodelnde Magmaseen verwandelten. Unsere Magischen Stimmen haben sich schließlich als stärker erwiesen. Viele Soldaten sind gestorben, um uns diese Freiheit zu erhalten. Und jetzt, nach nur dreißig Jahren, wollen wir dieses kostbare Gut auf dem Weg einer Abstimmung einfach wegwerfen? Gehen Sie nach Sudmar, verehrte Abgeordnete, und Sie werden sehen, was Moderntechnologie hervorruft.«
    »Ich wünsche mir Moderntechnologie nur für Produktion und Distribution«, wandte der Ker-Vertreter matt ein.
    »Nein.« Ein Wort wie ein Aufschrei. Einige der Abgeordneten zuckten unwillkürlich zusammen. Aus den Augenwinkeln erkannte er das Lächeln Renan Wyants. Es kümmerte ihn nicht. »Erst die Produktion«, fuhr er nun leidenschaftlich fort und hieb mit den Fäusten auf den Edelholztisch, »und dann die Konfrontation. Und dann alles andere. Bis wir selbst zu den Außenwelten gehören und uns nicht mehr der alten Werte erinnern. Bis wir selbst die Kraft der Magie vergessen haben, so wie es einigen Propheten in Sudmar ergangen ist. Ich stimme mit nein! «
    »Ich ebenfalls.«
    »Und ich auch …«
    Karamanash beobachtete unauffällig den Wyantpatriarchen. Er stimmte ebenfalls mit nein, was bewies, daß er sich keinen Vorteil aus der Einbeziehung von Moderntechnologie erhoffte.
    »Der Antrag ist damit abgelehnt«, stellte der Vorsitzende fest. »Es bleibt bei der bisherigen Regelung: Moderntechnologie ist mit dem Bann belegt und darf nur zu Vergnügungs- und Luxuszwecken eingesetzt werden. Im festgelegten Umfang.« Er blätterte in den Papieren. »Der nächste Antrag stammt von Rehan Wyant.«
    Karamanash kniff die Augen zusammen und überflog den Text. Er nickte langsam. Eine nicht sonderlich erfreuliche Lage.
    »Er erbittet die Aufnahme der Loti-Familie in den Kreis der Shikahma -Angehörigen.«
    Der Tergin sprang auf. »Soweit ich weiß, hat der Loti-Clan diesen Antrag bereits zweimal durch Rehan Wyant stellen lassen. Und jedesmal hat sich herausgestellt, daß er nicht die zur Aufnahme in unseren Kreis notwendigen Bedingungen erfüllen kann.«
    Rehan nickte langsam. Der Traghybride kroch einen halben Meter näher an den Tisch heran.
    »Die Sachlage hat sich geändert. Inzwischen besitzt die Loti-Familie die zur Shikahma -Aufnahme notwendigen tausend mal tausend Quadratkilometer Land.« Er warf einige Dokumente auf den Tisch. »Dies hier sind korrekte Unterlagen.«
    Karamanash spürte einen kurzen, dumpfen Schmerz in seinem Hinterkopf.
    Prophet?
    Ja, er hat versucht, ihre Ichabschirmung für einen Augenblick zu durchbrechen. Ich habe seinen Mentalfinger zerfetzt.
    Karamanash lächelte in sich hinein und betrachtete Rehan Wyant. Der ließ sich von seinem Schmerz nichts anmerken. Der Vorsitzende prüfte die Unterlagen. Karamanash wußte, daß sie in Ordnung waren. Rehan würde sich einen solchen Fehler hier nicht leisten, dazu war er viel zu gerissen.
    »Die Dokumente sind in Ordnung.« Der Vorsitzende reichte sie an den Mönch in der scharlachroten Robe weiter, der sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet hatte. Er nickte ebenfalls. Die Abstimmung war demnach nur noch Formsache. Die Lage im Shikahma änderte sich durch die Aufnahme der Loti-Familie, denn die Lotis waren abhängig von den Wyants. Es war somit anzunehmen, daß sie ständig mit den Wyants stimmen würden.
    »Kommen wir nun zum Kernpunkt dieser Tagung«, sagte der Vorsitzende. »Zum Clankrieg zwischen den Shikahma -Familien Ohtani und Wyant. Der Stand der Auseinandersetzung ist gegenwärtig folgender: Die Ohtanis haben zehn Schlachten gewonnen und können damit einen Teilsieg verbuchen. Die Wyants haben neun Schlachten gewonnen und sind damit einem Teilsieg sehr nahe. Ist das richtig so?«
    Der Mönch der Asketischen Kirche erhob sich. Der Blick aus den dunklen Augen ruhte eine Zeitlang auf Rehan Wyant, dann auf Karamanash Ohtani. Karamanash konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren.
    Prophet?
    Ja?
    Kann er die Abschirmung durchdringen und in meine Gedanken sehen? Es wäre fatal …
    Nein, ich glaube nicht. Die Abschirmung ist so stabil, wie sie nur sein kann. Sie können sicher sein, Hoher Herr. Ihre Gedanken gehören nur Ihnen. Der Asket kann nichts in Erfahrung bringen von …
    Schweig, Prophet! rief Karamanashs Gedankenstimme erschrocken. Kein Wort davon.
    Verzeiht, Hoher Herr.
    »Ja«, sagte der Mönch, »der Kriegsstand ist richtig so. In diesem Zusammenhang habe ich den beiden

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