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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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Kriegsparteien allerdings eine bedauernswerte Mitteilung zu machen. Die Kosten für die Produktion der Soldaten und dem übrigen zulässigen Kriegsmaterial haben sich erhöht. Eine Preiserhöhung läßt sich somit nicht umgehen.«
    »Wieder eine?« Rehan Wyant richtete sich unwillkürlich auf. Karamanash lächelte in seinem Innern. Ein Fehler, dachte er. Er hat sich nicht vollkommen unter Kontrolle.
    Der Mönch sah Rehan einen Augenblick lang stumm an und nickte dann.
    »Ja, wieder eine. Falls Sie damit allerdings nicht einverstanden sind, Rehan Wyant …«
    »Doch, doch, natürlich.« Jetzt hatte er seinen Fehler bemerkt. Man kritisierte die Maßnahmen der Asketischen Kirche nicht. Sie verfügte über das Monopol der Hybridisierung. Ihr Wohlwollen war nicht nur wichtig, sondern für das Fortbestehen der Familien von existenzieller Bedeutung. Es gab viele Möglichkeiten, mit denen die AK eine Beleidigung durch einen Clan vergelten konnte: Preiserhöhung, die Lieferung von nicht genreiner Ware, oder Lieferstopp überhaupt. Oder gar die Verhängung des Kirchenbanns. Kein Magier würde dann mehr für den betreffenden Clan arbeiten. Die Ländereien waren den Unbilden des Wetters hilflos ausgeliefert, und Stürme und Taifunregen mochten die gesamte Ernte vernichten und somit die Lebensgrundlage der betreffenden Familien vollkommen zerstören. Nein, das Wohlwollen der Asketischen Kirche war mehr als wichtig.
    Aber vielleicht, dachte Karamanash Ohtani, nicht mehr lange … Sofort unterdrückte er diesen Gedanken und musterte für einen Sekundenbruchteil den undeutbaren Gesichtsausdruck des Mönches. Nein, er hatte keinen Gedanken aufgefangen. Gut so.
    Er erhob sich. »Wenn die Preiserhöhung für Soldaten und andere Hybriden unumgänglich ist, so wird sie von meiner Familie vorbehaltlos akzeptiert. Wir vertrauen den Worten der Asketischen Kirche.«
    Der Mönch verneigte sich. »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Karamanash Ohtani. Ja, die Preiserhöhung ist leider unumgänglich.« Kurzes Schweigen, dann: »Sind Beschwerden vorzubringen?«
    Rehan Wyant hob den Arm. »Ja. Eine Verletzung der Alten Regeln.«
    »Sprechen Sie, Vertreter eines Kriegsclans.«
    »Es betrifft die unerschlossenen Ländereien im Südwesten.« Rehan breitete theatralisch die Arme aus. »Sie alle wissen, daß meine Familie sich nur deshalb im Clankriegszustand mit den Ohtanis befindet, weil die Ohtanis unseren legitimen Anspruch auf das Unerschlossene Land leugnen. Meine Familie hat alle Vermessungsarbeiten durchgeführt. Wir haben alles für eine Erschließung vorbereitet.«
    »Welch ein Argument«, sagte Karamanash. »Mein Clan ebenfalls.«
    Alle Shikahma -Mitglieder wußten um die Bedeutung des Unerschlossenen Landes. Einige der kleineren Familien hatten ebenfalls eine Bebauung und Bewirtschaftung in Angriff genommen, waren aber bald entweder von der einen oder der anderen der beiden größten Familien auf Leseitis aus dem Wettbewerb gedrängt worden. Das Unerschlossene Land war ein Kontinent mit einer Landmasse von mehr als elf Millionen Quadratkilometer. Wer es in seinen Besitz nahm, vereinnahmte damit gleichzeitig das Recht auf fünf weitere Stimmen im Shikahma. Für den Ohtani- wie auch den Wyant-Clan genug, um damit die absolute Stimmenmehrheit zu erringen, denn jede dieser beiden Familien verfügte bereits über Ländereien von jeweils mehr als neun Millionen Quadratkilometer.
    »Mir liegen Informationen vor, nach denen die Ohtanis eine Landwirtschaftsgruppe ins Unerschlossene Land hineingeschickt und bereits zwei Ernten erfolgreich eingebracht haben. Vielleicht wird von diesem Geld Kriegsmaterial bezahlt. Und es ist verboten, Kriegsbeute bereits vor Ende des Krieges als Zahlungsmittel zu verwenden.«
    Karamanash lächelte.
    »Sie selbst, Renan Wyant, wissen am besten, wie dumm und töricht dieser Vorwurf ist.« Er wandte sich dem Asketen zu. »Ich schlage eine offizielle Untersuchung durch die Kirche vor. Sie wird die Unschuld meines Clans beweisen.« Sein Lächeln vertiefte sich, als er in seine Tasche griff und ein Dokument hervorholte. »Ich habe ebenfalls eine Beschwerde. Vor vier Langtagen ist ein Großteil des Getreides meiner Westplantagen durch eine rätselhafte Krankheit vernichtet worden. Glücklicherweise ist es uns gelungen, den dafür verantwortlichen Saboteur zu stellen. Seine Aussage ist hier schriftlich niedergelegt. Es beweist, daß er im Auftrag des Wyantclans gehandelt hat. Und es beweist ferner, daß die Wyant-Familie

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