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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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verbotene Genexperimente mit Bakterienmaterial durchführt. Solche Experimente, das wissen wir alle, sind aber nur der Asketischen Kirche vorbehalten.«
    »Lüge!« rief Rehan Wyant.
    Karamanash reichte die Dokumente an den Mönch weiter.
    »Diese Papiere werden einer genauen Überprüfung unterzogen werden«, sagte der mit ausdrucksloser Stimme. »Sollte der Vorwurf zutreffen, wird den Wyants ein Schlachtsieg aberkannt.«
    Der Schwarzrubin vor Karamanash Ohtani begann zu erglimmen. Ein Magischer Ruf.
    Wer ist es?
    Einer Ihrer drei Hauptsöhne, Hoher Herr. Aimin Ohtani. Mit einer wichtigen Botschaft für Sie.
    Der Patriarch erhob sich.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er und deutete auf den Rufstein vor ihm. »Eine Dringlichkeitsbotschaft für mich. Ich bin in einigen Minuten zurück.«
    Der Vorsitzende neigte den Kopf, und Karamanash verließ den Prunksaal.
     
    Karamanash Ohtani schritt durch halbdunkle Gänge und Korridore. Talgfackeln brannten an den granitenen Wänden des Shikahma baus. Ihre Flammen warfen zitternde Schatten auf die Magischen Symbole an Wänden und Decke. Der Patriarch spürte die feinen Vibrationen, wenn er über eine der vielen Bannschwellen hinwegschritt, die verhindern sollten, daß ein Unbefugter dieses Gebäude betrat, das nur den Shikahma -Mitgliedern vorbehalten war. Es duckte sich in den heißen Sand der Zentralwüste, und nur wenige Magische Korridore führten zu dem granitenen Bau. Wer sie nicht kannte, verbrannte in einem versengenden Feuer, das die Bannschwellen in den Körperzellen hervorriefen. Sein Sohn hatte das Shikahma erreicht, konnte es aber nicht betreten, da nur der Patriarch legitimer Shikahma abgeordneter war.
    Aimin Ohtani wartete unmittelbar vor dem Eingang. Einige Dutzend Meter entfernt hatte eine schlanke Streitlibelle ihre Rudimentärbeine in den Heißsand gegraben und fächelte sich mit den Transparentschwingen Frischluft in die Atemporen. Ein Gebundener Prophet stand schweigend an der Seite seines Sohnes. Seine Magische Kraft schirmte dessen Gedanken ab.
    »Nun?« fragte Karamanash mit harter Stimme. »Was ist so wichtig, daß du mich aus einer Tagung rufst?«
    »Verzeih mir Vater.« Aimin neigte den Kopf. In seinen Augen brannte ein Feuer, das heißer war als der Sand der Zentralwüste. »Eine Komplikation. Die Ereigniskette ist unterbrochen.«
    »Tajima Nimrod?«
    »Ja.«
    Sofort wies Karamanash Ohtani den Propheten an, die gemeinsame Abschirmung zu verstärken.
    »Was ist geschehen?«
    »Eine unvorhergesehene Reaktion. Vielleicht nur eine zeitliche Verzögerung. Vielleicht mehr. Vielleicht eine Gefährdung unseres Vorhabens.« Er erläuterte seinem Vater die Einzelheiten.
    Karamanash schnaubte. »Du bist mein Sohn. Du bist mein Fleisch und Blut. Aber vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, als ich dich zeugte. Du hast in der Schlacht ohne meine Zustimmung einen Joker gesetzt und bist damit ein unnötiges und zudem gefährliches Risiko eingegangen.« Er schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Aimin stöhnte, wich dem Schlag aber nicht aus. Das Feuer in seinen Augen brannte heller. »Und jetzt kommst du zu mir wegen einer Nichtigkeit. Was soll ich mit dir machen, Sohn?« Ein erneuter Schlag. Aimins Schultern begannen zu zittern. »Kannst du nicht selbst entscheiden? Kannst du nicht selbst einen Ausweg finden? Kannst du nicht denken? « Der dritte und letzte Schlag. Aimin erlaubte sich die Schwäche, einen Schritt zurückzuwanken. Sein Vater schnaubte.
    »Geh mir aus den Augen, Aimin. Bewähre dich in der nächsten Schlacht. Dann gewinnst du meine Zuneigung und mein Wohlwollen zurück. Vielleicht.«
    Er wandte sich ohne ein weiteres Wort um und schritt wieder ins Shikahma hinein.
    Zurück blieb Aimin Ohtani. Seine Wangen waren gerötet; seine Augen funkelten in heißem Zorn.
    »Eines Tages«, zischte er und ballte dabei die Hände zu Fäusten, »eines Tages werde ich zurückschlagen, Vater. Dann, wenn ich soweit bin. Dieser Tag wird kommen. Und dann werde ich es sein, der sich abwendet …«
    Er stieß den Gebundenen Propheten an.
    »Komm endlich. Wir haben viel zu tun. Setz dich in Bewegung, verdammt!«
    Er hob die Peitsche und schlug zu. Einmal, zweimal. Und noch einmal. Der Prophet wich den Schlägen nicht aus. Er war ein Unfreier. Er hatte sich zu fügen. Aber er war auch mit der Magischen Stimme versehen, und mit ihrer Hilfe vermochte er den zornigen Schlägen des Ohtanis die schmerzende Wirkung zu nehmen. Auch in ihm brannte der Wunsch nach

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