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Die Sirenen von Kalypso

Die Sirenen von Kalypso

Titel: Die Sirenen von Kalypso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Werning
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Tage zusammen. Vielleicht kam einmal die Zeit, zu der sie ihm mehr von sich erzählte. Wortlos schritten sie dahin. Ab und zu murmelte Rovaria ein Magisches Wort, und daraufhin verwandelte sich Kälte in Wärme. Rovaria hatte recht. Sie verfügte über einige Begabungen, die Tajima ein Rätsel waren. Er sah sie von der Seite an. Und wieder war die Wärme nahe seinem Herzen. Es war ein merkwürdig intensives Gefühl, eine sonderbare Erfahrung. Gerade für einen Soldaten.
    Stunden vergingen. Der Weiße Zwerg stieg höher und senkte sich dann wieder dem Horizont entgegen. Die Kälte nahm zu. Die Gräser des Steppenlands neigten sich im auflebenden Wind hin und her. Sie legten dann und wann eine Pause ein, und Rovaria Louca erhob ihre Magische Stimme, um aus gefrorener Erde Nahrungsmittel und kühles, frisches Wasser zu schaffen.
    »Eine Außenweltlerin wie du«, sagte Tajima einmal, mehr zu sich selbst. »Du mußt die Prophetenschule besucht haben, denn du bist der Gedankenstimme mächtig. Und dennoch … du bist auf der Flucht.«
    Sie antwortete auch diesmal nicht. Die Zwischennacht kam mit einer Intensivierung und Kälte. Düstere Wolkenbänke kletterten über den Himmel und verschluckten den Glanz der vielen Lichter. Bald darauf begann es zu schneien. Die Außenweltlerin murmelte Worte, die Tajima nicht verstand. Er blickte zurück. Die Spuren, die sie im fallenden Schnee hinterließen, lösten sich nur wenige Meter hinter ihnen einfach auf. Und der Wind, der ihnen jetzt heftiger entgegenblies, trug in seinen ausgebreiteten Armen einen Hauch von Wärme. Sie wanderten die ganze Nacht hindurch. Rovaria wurde nicht müde. Und Tajima war ein Soldat, gewohnt, viele Stunden ohne Schlaf auszukommen. Manchmal meldete sich der Schmerz in ihm: eine pochende Stimme nahe seinen Gedanken, mal lauter, dann nur ein fernes Flüstern.
    Am frühen Morgen legten sie eine Rast ein, und ein weiteres Mal verwandelte Rovaria gefrorene Erde in Nahrung.
    »Er ist wieder stärker geworden«, sagte Tajima.
    »Der Schmerz?«
    »Ja. Es ist … eigenartig.« Er horchte in sich hinein, so, wie er es von ihr gelernt hatte. Es war schwierig, auch wenn es ihm jetzt etwas leichter fiel. »Es ist wie eine … fremde Anwesenheit …«
    Sie nickte. »Ich verstehe.« Ihre Hände strichen über seine Wangen und hinterließen Wärme.
    »Ist es die … Mentalabhängigkeit?«
    »Nein.« Sicher und überzeugt. »Die hast du überwunden. Wir sind bereits mehr als hundert Kilometer vom unmittelbaren Einflußbereich deiner Dienstfamilie entfernt. Du müßtest längst den Heißschmerz verspüren. Oder das Fieber. Nein, ich bin ziemlich sicher, du hast deine Mentalabhängigkeit überwunden. Es ist … etwas anderes.«
    Sie runzelte die Stirn. Sie machte einen unsicheren Eindruck. »Es ist besser, wir brechen wieder auf. Auch ich kann es spüren. Eine … Präsenz, mal weiter entfernt, dann wieder etwas näher.«
    Tajima sprang auf die Beine und griff aus einem Reflex heraus nach seinen Waffen: ein Wurfmesser, ein zusammengefaltetes Klebnetz, ein Platzkristall. Es war nicht viel. Es mußte ausreichen, berücksichtigte man auch die Magische Stimme der Außenweltlerin.
    »Werden wir verfolgt?«
    Sie zögerte mit der Antwort, schloß für einen Augenblick die Augen und sagte dann: »Ich bin mir nicht sicher, Tajima.«
    »Aber wer kann von uns wissen, Außenweltlerin? Die Ohtanis? Haben sie von meinem Vorhaben erfahren? Wissen sie, daß ich nicht den Endgültigen Tod gestorben bin, sondern mich von der Dienstabhängigkeit befreit habe?«
    »Hast du Angst?«
    Tajima überlegte. »Ja, ich habe Angst. Der Einfluß der Ohtanis ist groß. Groß genug, um mein Vorhaben zu vereiteln.« Er blickte in die Ferne. Bäume und Sträucher, die aus wenig fruchtbarer Erde wuchsen. Die dünne, blaue Linie der Grottenberge, die sie überqueren mußten an einem der nächsten Tage. Im Nordosten war eine Staubfahne. Eine Karawane wahrscheinlich, auf dem weiten Weg nach Sudmar oder einer Leseitisstadt. Kein anderer Reisender war zu sehen. Sie waren allein. »Sie würden meine Mentalabhängigkeit wiederherstellen. Und dann wäre ich wieder nur ein Soldat, geboren, um zu kämpfen und irgendwann während meines Kampfes endgültig zu sterben. Ohne das gefunden zu haben, was ich suche.«
    »Und was suchst du?«
    »Antworten. Vielleicht.« Er schüttelte den Kopf und lächelte gezwungen. »Ich weiß es nicht genau. Es ist … eine Unruhe, die mich erfüllt und antreibt.«
    Rovaria schmiegte sich

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