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Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition)

Titel: Die Sklavin des Sultans: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Johnson
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Alles ist möglich: Marokko ist einer der Knotenpunkte für den Welthandel, das ganze Land ein einziger Markt. Doch wenn er nur ein Händler ist, warum hat Sidi Kabour mich dann gewarnt? Und warum versucht dieser Mann, in meiner Hörweite ein starkes Gift zu kaufen? Wenn er weiß, wer ich bin, muss er auch wissen, dass ich in einer ähnlichen Mission unterwegs bin wie er. Ist das eine Art Prüfung? Und wenn ja, wer steckt dahinter?
    Natürlich habe ich einen Verdacht. Ich habe gewisse Feinde, genauso wie meine Herrin.
    Sidi Kabour kommt zurück. »Ist es das, wonach du suchst?«
    Der Kunde schnuppert an den Knollen, als könne er allein mit der Nase feststellen, ob sie seinen Ansprüchen genügen. Noch so eine falsche Note: Jeder echte Giftmischer weiß, dass es keine Rolle spielt, wie alt die Wurzel ist. Wie ihre Verwandte, die Lilie, bewahrt die Wolfszwiebel ihre tödliche Wirkung unbegrenzt lange.
    »Wie viel?«
    Der Kräuterhändler nennt einen weit überhöhten Preis, und der andere willigt nach kurzem Hin und Her ein. Das überzeugt mich noch mehr davon, dass hier etwas faul ist. Während der Mann aus dem Süden in seinem Beutel nach Münzen kramt, trete ich wieder hinaus in den Henna- souq , wo ich um ein Haar mit einem Handkarren zusammenstoße, der hoch mit Wasserkannen, Töpfen und Pfannen beladen ist, und bringe schnell ein paar Esel, eine Schar verschleierter Frauen und eine Bande von Kindern zwischen den Verfolger und mich. Ich suche Zuflucht unter der Markise einer Kaffeebude, sehe mich um und betrachte die Vorübergehenden auf der Suche nach den scharfen Zügen unter der roten Strickmütze. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass mir niemand folgt, verfluche ich meine Dummheit. Das Gejohle der europäischen Sklaven hat mich nervös gemacht. Ich bin nicht ich selbst.
    Außerdem muss ich einiges für meinen Herrn erledigen. Ich habe keine Zeit, hier herumzustehen und meinen Verfolgungswahn zu pflegen. Am besten warte ich, bis Sidi Kabour mit dem Mann aus dem Süden fertig ist und sich der Bestellung der Herrscherin widmen kann. Ich werde später noch einmal vorbeigehen. Es gibt ein paar Substanzen auf der Liste, deren Zubereitung Zeit brauchen könnte.
    Der Stand des Geschirrmachers liegt am anderen Ende des souq , hinter den Tuchhändlern, Kurzwarenhändlern und Schneidern, Flickschustern und Schuhmachern. Der Sattler ist ein hochgewachsener Mann, fast so dunkelhäutig wie ich selbst, mit einem großen, schwermütigen Gesicht, das sich bei meiner Frage zu einem Ausdruck komischen Entsetzens verzieht. »Einen Kotbeutel? Mit Gold bestickt?«
    Ich nicke. »Für ein heiliges Pferd. Es hat die Pilgerreise nach Mekka gemacht; seine Exkremente dürfen nicht auf die Erde fallen.« So präzise und detailliert wie möglich beschreibe ich ihm den von Moulay Ismail gewünschten Entwurf.
    Die Augen des Mannes treten hervor. »Und wie viel würde der Sultan für eine derart komplizierte Arbeit bezahlen?« Doch er wirkt bereits resigniert, denn er kennt die Antwort.
    Ich breite entschuldigend die Arme aus. Der Sultan trennt sich nur ungern von seinem Geld. Das Land und alles, was es enthält, gehören ihm: Wozu soll er zahlen? Was spielt Geld in einem solchen System für eine Rolle? Dennoch häuft mein Herr es in der Schatzkammer an, und wenn man Gerüchten glauben will, auch in vielen geheimen Kammern unter der Palastanlage. Am Tag nach dem Tod seines Bruders Sultan Moulay Rachid, der im vollen Galopp von einem tief hängenden Ast eines Orangenbaums erschlagen wurde, besetzte Ismail die Schatzkammer in Fès und erklärte sich selbst zum Herrscher. Die Armee, über deren Sold er fortan bestimmte, schwor ihm auf der Stelle Treue. Mein Herr ist ein schlauer Fuchs, und er hat einen Riecher für die Macht. Er ist ein guter Herrscher, obwohl er sich selbst dazu ernannt hat.
    Ich erinnere den armen Geschirrmacher daran, dass der königliche Auftrag ihm mit Sicherheit weitere lukrative Bestellungen von denen einbringen wird, die dem Beispiel meines Herrn folgen wollen, doch als ich ihn verlasse, ist er offensichtlich nicht überzeugt, dass es viele Interessenten für goldbestickte Kotbeutel geben wird.
    Der Rest meiner wichtigen Aufgaben lässt sich leichter erledigen, denn die Händler kennen die Spielregeln. Außerdem gilt es als Ehre, den Herrscher zu beliefern, da er ein direkter Abkomme des Propheten ist. Damit kann man sich brüsten. Manche haben sogar Schilder entworfen, auf denen zu lesen steht: Im Auftrag Seiner

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