Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
jedoch an, daß der tückische Urfin tagsüber das Land unbewacht lasse, dafür aber nachts Späher aussende.
Deshalb schickte Charlie, als sie ihre Sachen eingepackt hatten, den Löwen voraus, denn dieser konnte ja gut im Finstern sehen.
Der Löwe schlich lautlos auf seinen samtenen Pfoten mit eingezogenen Krallen dahin und spähte aufmerksam nach allen Seiten. Hinter ihm lief Totoschka, der mit seiner feinen Nase in die nächtliche Luft schnupperte.
Kaggi-Karr, die auf der Schulter des Seemanns saß, versank bald in einen tiefen Schlaf, und Elli maßte sie auf ihre Arme nehmen. Bald aber fielen auch ihr vor Müdigkeit die Augen zu, doch sie kämpfte, sich an Charlies Hand haltend, gegen den Schlaf an und schritt tapfer weiter.
Nach mehreren Wegmeilen stutzte der Löwe plötzlich. Totoschka reckte den Kopf und begann zu schnuppern.
„Ich rieche Farbe und Holz", flüsterte er.
Augenblicklich war Elli hellwach und schmiegte sich ängstlich an Onkel Charlie.
Sie maßten nun herausfinden, wie viele Holzsoldaten sich in der Nähe befanden. Waren es zwei oder drei, so konnte man es mit ihnen aufnehmen, waren es aber viele, so maßte man das Feld räumen.
Totoschka drückte sich an die Erde, daß sein schwarzes Fell mit ihr verschmolz, und robbte nach vorn. Wenige Minuten später war er wieder da.
„Dort stehen zwei Soldaten", sagte er, „und irgendeine dritte Figur, die ihnen ähnlich sieht und doch anders ist als sie. Der Mann ist auch aus Holz, nur ist er dünner, und seine Füße sind lang und krumm, während die Arme wie Spinnenbeine aussehen."
„Pfui, wie ekelhaft", flüsterte Elli.
Totoschka aber fuhr fort:
„Der Mann hat grüne Augen und große, abstehende Ohren. Wahrscheinlich hört er besser als eine Katze. Ich bewegte mich unhörbar, und doch spitzte er sofort die Ohren. Dann wandte er sich ab, und ich schlich mich eilends davon."
Kaggi-Karr sagte, das könne niemand anders als ein Polizeimann sein.
Charlie überlegte.
„Wir müssen uns in acht nehmen", sagte er. „Mit den Tölpeln von Soldaten sind wir leicht fertig geworden, den Polizisten aber werden wir schwerlich in unsere Hand bekommen. Er wird uns davonlaufen, Alarm schlagen und die ganze Meute auf uns hetzen."
Zum Glück gab es in der Nähe dichtes Gestrüpp, das gute Deckung bot. Als unsere Wanderer in die Büsche eindrangen, rissen sie sich an den vielen Stacheln Löcher in die Kleider. Charlie machte sich mit seiner Säge einen Platz für das Zelt frei, und bald versanken der Seemann und Elli in tiefen Schlaf, während der Löwe und Totoschka Wache hielten.
DIE ABENTEUER IN DER HÖHLE
Am Morgen flog Kaggi-Karr die Umgebung auszukundschaften. Zum Mittag war sie wieder zurück. „So ein Pech: Auf allen Wegen stehen Polizisten."
„Was fangen wir nun an?" fragte Elli erschrocken. „Wir können unsere Freunde doch nicht im Stich lassen!"
Da sagte Kaggi-Karr:
„In meiner Kindheit hörte ich einmal von meinem Großvater, daß es einen unterirdischen Gang zum Turm gibt. Dieser Gang, sagte er, wird aber schon lange nicht mehr benutzt, weil dort Ungeheuer hausen . . ."
„Ich habe nur vor den Polizisten Angst", rief Elli. „Wenn wir mit den Säbelzahntigern fertig geworden sind, so werden wir uns doch nicht vor unterirdischen Ungeheuern fürchten!"
..Aber wie finden wir diesen Gang?" fragte der Seemann.
„Ich hab eine Idee", rief die Krähe. „Elli soll mit ihrer Zauberpfeife Ramina rufen - die Mäuse treiben sich doch überall herum, sie werden bestimmt auch den unterirdischen Gang kennen."
„Und wenn das Pfeifchen nicht mehr wirkt?" fragte Elli. „Versuchen wir's doch!" schlug Totoschka vor.
Pochenden Herzens blies Elli in die Silberpfeife.
Da raschelte es auf einmal im Gras, und hervor trat Ramina, eine winzige goldene Krone auf dem Kopf.
Im Wunderland hatte das Pfeifchen seine Zauberkraft zurückbekommen. Totoschka wollte sich aus Gewohnheit auf die Maus stürzen, doch Elli packte ihn rechtzeitig am Fell.
Die Mäusekönigin sagte:
„Guten Tag, liebe Fee. Dieses kleine schwarze. Tier mag uns Mäuse noch immer nicht?"
„Oh. Eure Majestät!" rief Elli aus. „Verzeiht, daß ich Euch wieder belästige . . . Ich wollte Euch um Beistand bitten. In der Nähe soll sich ein unterirdischer Gang zum Kerkerturm befinden. Wollt Ihr uns helfen, ihn zu finden?"
„Warum nicht? Das ist sicher leichter, als einen Löwen aus dem Mohnfeld zu schleppen", erwiderte Ramina.
Sie klatschte in die Pfoten, und im Nu standen mehrere
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