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Die Socken des Kritikers

Die Socken des Kritikers

Titel: Die Socken des Kritikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schneyder
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Job.«
    Der Klavierspieler wollte sagen »Hast du nicht«, brachte es aber nicht heraus, quälte sich weiter. »Welchen?«
    »Ich mache in der ›Komödie‹so eine Chanson-Revue. Das ist ganz gut für mich. Ich habe für eine Zeit meine Ruhe und kann alles wieder auf die Reihe bringen. Du verstehst. Spielst
du
noch im ›Logos‹?«
    Jetzt hatte der Klavierspieler dem Kellner auf die Frage nach seinem Wunsch zu antworten. Seine Lippen formten mehrere nichtalkoholische Worte, dann sagte er:
    »Einen kleinen Cognac und ein Mineral. Sehr kalt. Eisig.«
    Dem Klavierspieler fiel ein, was ihn an den Worten des Kollegen irritiert hatte.
    »Wieso hast du gesagt, du hast einen ›im Grunde‹ganz guten Job? Was ist nicht o. k. dran?«
    Der Kollege sah ihn so offen an, dass es wehtat.
    »Du kennst doch dieses Schwein von Direktor. Der hat mich derartig in der Gage gedrückt. Budgetprobleme, Subventionskürzungen, lauter solchen Scheiß hat er mir erzählt. Um 25 Prozent weniger als zuletzt kann er mir nur zahlen, und das Zuletzt war vor drei Jahren. Um 25 Prozent weniger! Stell dir das vor!«
    »Kann man nicht machen!«, sagte der Klavierspieler laut, aber zu sich. »Darf man nicht machen!«
    »Ich hab mir gedacht, egal, Hauptsache, es läuft was«, sagte der Kollege. »Aber es stinkt mir. Es stinkt mir immer noch.«
    »Kann ich mir denken.«
    Er hatte den Cognac mit einem leichten Schluck zu trinken begonnen, jetzt leerte er den Rest mit gierigem Zug.
    »Herr Ober, noch einen!«
    Er wandte sich an den Kollegen: »Du auch?«
    Der lachte: »Nein, noch zu früh für mich. Überhaupt, ich muss.«
    Er reichte dem Klavierspieler die Hand, sah sich nach dem Kellner um, nahm diesen an der Theke wahr, ging hin und zahlte im Vorbeigehen.
    Wieso geht der jetzt, fragte sich der Klavierspieler. Jetzt hätte ich ihm reinen Wein eingeschenkt. Jetzt hätte ich ihm doch alles erzählt.
    Der Kollege verschwand, noch einmal zurückwinkend, aus der Tür. Auch der Klavierspieler hob die Hand.
    Ich hätte ihm jetzt alles erzählt. Beinahe hörbar sagte er das zu sich.
    Der Cognac kam. Nach kurzem Zögern war auch der unten. Das Glas Wasser gleich drauf.
    Der Klavierspieler begann zu rechnen. 25 Prozent meiner letzten Gage, das wären ja nur … Das ist doch völlig ausgeschlossen. Ich bin mehr oder weniger ein Szene-Star, ich bin der Beste von den Jüngeren, ich kann doch nicht um ein Butterbrot in diesem Theater herumklimpern, das ist doch – Moment! Wer sagt mir denn, dass der Direktor das auch bei mir probiert, das mit der geringeren Gage, gesagt hat er nichts, gesagt hat er allerdings auch nichts anderes, das ist zu klären, das muss ich klären, bevor ich mich einlasse auf diesen Job.
    Empörung und Entschlossenheit krochen gleichermaßen in ihm hoch.
    »Herr Ober, einen noch!«
    Er biss sich auf die Lippen.
    Ganoven, alles Ganoven. Bei den Musikern wollen sie immer sparen. Und die unmusikalischen Komödianten räumen ab. Obwohl sie keinen Ton halten können. Obwohl man sich manchmal in den Boden schämen müsste, wenn man die begleitet. Dann muss man sich das wieder anhören, man spiele zu laut oder zu kompliziert, man bringe sie heraus. Ich hab mir doch geschworen damals,
wenn
ich noch einmal Theater mache, dann muss das exzellent bezahlt sein. Im »Logos« kann ich spielen, was ich will und wie ich will. Und wenn ich sage, ich wechsle das Lokal, kriecht mir der Boss auf allen vieren nach.
    Er bezahlte. Das Trinkgeld war etwas zu hoch. Der Ober verzog keine Miene. Er kannte die Geltungssucht der Junggenies, wenn die schon am Vormittag einen in der Krone haben.
    Der Klavierspieler formulierte seine Forderungen. Probenpauschale, so viel. Vorstellungshonorar, so viel. Zulage bei Doppelvorstellungen am Sonntag. Er ertappte sich bei der Vorstellung, wie er seinem Vater beichtete, er habe dem Theaterdirektor erklärt: Um dieses Geld, oder sonst lassen wir’s! Und der Theaterdirektor habe geantwortet: Es ist schmerzlich, aber Qualität hat eben ihren Preis. Daraufhin hätte der Vater anerkennend gesagt, das ist schon ein tolles Honorar, dafür muss ich viel Weltgeschichte aufsagen und interpretieren.
    Der Klavierspieler stellte sich sein Ensemble zusammen. Diesen Bassisten werde ich nicht mehr nehmen. Ein guter Musiker, ja, aber unverlässlich. Was heißt unverlässlich? Ich werde alles doppelt besetzen. Das ist auch eine Voraussetzung. Wir müssen alle Proben mit voller Mannschaft spielen. Sonst wird das nichts. Es soll ja gut werden.
    Was

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