Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
die er von Newton aus bestellt hatte, abmarschbereit und fertig zum Einschiffen vor. Unter diesen Leuten waren nur etwa fünfhundert neuausgebildete Dorsai. Bei den anderen zweitausendfünfhundert handelte es sich um solide Söldnertruppen vom Planeten, die bis jetzt noch nicht an Cletus’ Spezialtraining teilgenommen hatten. Dieser Umstand schlug aber nicht zu Buche, da diese nichtausgebildeten vierundzwanzig Hundertschaften nach Cletus’ Plan nur als Reserve dienen sollten.
Bevor er mit seiner Mannschaft in drei Tagen nach Newton reisen wollte, sollte zwischenzeitlich seine Hochzeit mit Melissa über die Bühne gehen. Die Verhandlungen in Bakhalla und auf Newton hatten ihn aufgehalten. Als er dann endlich eintraf – nachdem er eine Nachricht vorausgeschickt hatte, daß er beizeiten eintreffen würde, selbst wenn er ein Raumschiff entführen müßte –, knapp 45 Minuten vor der Zeit, schien es, nach allem, was er zu hören bekam, daß seine Mühe für die Katz gewesen war.
„Sie sagt, sie hat es sich anders überlegt, das ist alles“, sagte Eachan in der Geborgenheit des schattigen Speisezimmers mit leiser Stimme zu Cletus. Über Eachans steife Schultern hinweg erblickte Cletus in einiger Entfernung den Kaplan seines neuausgebildeten Dorsai-Regiments und die Schar der übrigen Gäste, die am kalten Buffet sorglos den Speisen und Getränken zusprachen, ohne sich um die drastische Änderung des Tagesplans zu kümmern, alles alte, treue Freunde Eachans und neue, aber ebenso treue Freunde und Offiziere von Cletus. Es war nicht leicht, unter den Söldnern Freunde zu gewinnen, doch hatte man erst welche, konnte man mit ihnen rechnen. Cletus’ Freunde waren in der Überzahl, weil er die Einladungsliste entsprechend zusammengestellt hatte.
„Sie sagt, irgend etwas sei nicht in Ordnung“, sagte Eachan hilflos, „und sie möchte mit Ihnen sprechen. Ich kann sie nicht begreifen. Früher habe ich sie verstanden, bevor deCastries …“ Er brach ab, und seine Schultern sackten unter der Galauniform zusammen. „Aber jetzt nicht mehr.“
„Wo ist sie?“ fragte Cletus.
„Im Garten. Dort unten am Ende des Gartens im Sommerhaus“, sagte Eachan.
Cletus drehte sich um und trat durch die offenen französischen Fenster des Speiseraums in den Garten hinaus. Sobald er Eachans Blicken entschwunden war, schlug er einen Bogen um den Parkplatz und den Mietwagen, mit dem er aus Foralie gekommen war.
Er öffnete den Wagenschlag, holte seinen Koffer heraus und klappte den Deckel auf. Im Koffer lagen sein Patronengürtel und seine Waffe. Er legte den Gürtel um und entfernte die Schutzhülle vom Kolben. Dann wandte er sich wieder dem Garten zu.
Er fand sie an jenem Ort, den Eachan bezeichnet hatte. Sie stand im Sommerhaus mit dem Rücken zu ihm, die Hände aufs weiße Geländer gestützt und betrachtete durch die Büsche die fernen Gipfel der Berge. Beim Geräusch seiner Schritte auf dem Holzboden des Sommerhauses drehte sie sich um und schaute ihm entgegen.
„Cletus!“ sagte sie. Ihr Gesichtsausdruck war kühl und gefaßt wie stets, ihre Gesichtsfarbe normal, wenn auch ihre Lippen etwas schmaler waren als sonst. „Hat dir mein Vater Bescheid gesagt?“
„Ja“, erwiderte er und blieb vor ihr stehen. „Du solltest jetzt hineingehen. Wir müssen weiterkommen.“
Ihre Augen weiteten sich, ihr Blick wurde unsicher. „Weiterkommen?“ fragte sie. „Cletus, bist du nicht im Haus gewesen? Du sagtest doch, du hättest bereits mit Vater gesprochen.“
„Das habe ich“, sagte er.
„Dann …“ Sie starrte ihn an. „Cletus, hast du nicht begriffen, was er gemeint hat? Ich sagte ihm – es ist etwas nicht in Ordnung. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgend
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