Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
werden alle lokalen Offiziere ablösen – buchstäblich alle. Der Vertrag wird so aufgesetzt, daß Sie in militärischen Dingen allein das Sagen haben. Sehen Sie zu, daß Sie dieses Kommando festigen. Vor allem aber befolgen Sie unter keinen Umständen irgendwelche Anweisungen von Walco oder seiner Regierung. Sagen Sie den Leuten, wenn man Sie nicht gewähren läßt, dann würden Sie abziehen und zu uns zurückkehren.“
David nickte. „Jawohl, Sir“, sagte er. „Haben Sie irgendwelche Pläne für die Operationen?“
„Lassen Sie sich auf keine Kämpfe ein“, meinte Cletus. „Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß sich Ihre VFG-Truppen sich auch kaum für so etwas eignen. Aber selbst wenn dies anders wäre, möchte ich nicht, daß Sie kämpfen. Versetzen Sie diesen Allianz-Koalitions-Streitkräften Nadelstiche, animieren Sie sie zu einer Verfolgungsjagd – und spielen Sie Fuchsjagd mit ihnen. Führen Sie sie kreuz und quer über die Landkarte. Versetzten Sie ihnen immer wieder einen Hieb, damit sie Ihnen auf den Fersen bleiben, und lösen Sie sich in Guerillatruppen auf, wenn sie Ihnen zu nahe kommen. Tun Sie alles, was notwendig ist, um sie in Trab zu halten, und lassen Sie sich wie gesagt nach Möglichkeit nicht in Kämpfe verwickeln.“
David nickte wieder.
„Ich glaube …“ – Cletus schaute ihn ernst an – „… Sie werden in den ersten vier bis sechs Wochen etwa siebzig bis achtzig Prozent Ihrer VFG-Truppen durch Desertion verlieren. Diejenigen, die bei Ihnen bleiben, werden allmählich Vertrauen zu Ihnen fassen. Sie werden in der Lage sein, sie auszubilden, so daß sie allmählich zu guten Soldaten werden.“
„Ich werde Ihren Rat befolgen“, sagte David. „Sonst noch was?“
„Nein. Aber verkaufen Sie Ihre Haut so teuer wie möglich“, erwiderte Cletus. „Lassen Sie sie ungeschoren, wo immer es möglich ist. Machen Sie es ihnen nicht allzu schwer, aber plündern Sie ihr Material. Je mehr aktive Soldaten sie haben, um so härter wird sie jeder Verlust an Lebensmitteln, Geräten oder sonstigem Nachschub treffen. Vernichten Sie alles, was Ihnen unter die Finger kommt, nehmen Sie jede sich bietende Gelegenheit wahr.“
„Verstanden“, sagte David. Dann ging er pfeifend aus dem Zimmer und begab sich in das nahe gelegene Fal Morgan, um seine Sachen zu packen. Wie alle Mitglieder seiner Familie besaß auch er eine angenehme Stimme und verstand es, sanft und fast künstlerisch zu pfeifen. Während er pfeifend durch die Eingangshalle ging und der Pfeifton immer schwächer wurde, bis er schließlich die Haustür des Grahame-Hauses hinter sich schloß, fiel Cletus plötzlich ein Lied ein, das ihm Melissa einst vorgespielt und vorgesungen hatte. Es war eine kleine, einfache, hübsche Melodie, die ein junges Mitglied der Familie Ap Morgan komponiert hatte, ein junger Mann, der in irgendeinem Feldzug gefallen war, als Melissa noch sehr jung war, lange bevor Cletus zu den Dorsai stieß.
Er konnte sich nicht mehr genau an den Text erinnern, aber es ging wohl um die Erinnerungen eines jungen Soldaten an das Haus, in dem er aufgewachsen war, während er auf einen Marschbefehl wartete, das ihn in andere Welten entführte.
… Fal Morgan, Fal Morgan, der Morgen graut, deine Mauern, dein Dach sind mir nah und vertraut …
Cletus schüttelte sich und streifte die sentimentale Stimmung ab, die ihn zu überkommen drohte. Dann machte er sich daran, die Leute auszusuchen, die er befördern und David mitgeben wollte.
Während der kommenden Wochen hielt die Nachfrage nach den Berufssoldaten der Dorsai weiter an. Überall, wo Cletus eine Auseinandersetzung gewonnen hatte, war die kombinierte Streitmacht
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