Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Berichten nicht allzusehr von den Neuländern frequentiert, da es auf der Seite der Exoten kaum etwas gibt, was im Umkreis von etwa hundert Meilen einen Angriff rechtfertigen würde. Andererseits ist der Paß verhältnismäßig leicht zu durchqueren. Hier, am Ende des Passes, liegt nichts weiter als die kleine Stadt Zweistrom. Vom praktischen Standpunkt aus gesehen ist es natürlich besser, wenn die Neuländer ihre Guerillas über jene Pässe ins Land schicken, die näher bei den dichter bevölkerten Zentren liegen. Doch wenn sie eher auf ein Spektakel als auf Beute aus sind, würde es sich auszahlen, einen einigermaßen gut ausgerüsteten Trupp während der nächsten paar Tage hier einzusetzen, so daß sie innerhalb der nächsten Woche eine der kleineren Küstenstädte angreifen, vielleicht sogar erobern und einige Tage halten können.“
Cletus drehte sich um, humpelte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Fledermaus betrachtete stirnrunzelnd die Karte.
„Auf jeden Fall“, sagte Cletus, „dürfte es nicht besonders schwer fallen, eine Falle zu stellen und die meisten von ihnen zu fangen, sobald sie versuchen, Zweistrom zu passieren. An und für sich könnte ich die Operation selbst durchführen. Wenn Sie mir ein Bataillon Fallschirmjäger geben …“
„Bataillion! Fallschirmjäger!“ Fleldermaus schreckte plötzlich aus seinen Gedanken hoch und warf einen Blick auf Cletus. „Was glauben Sie, wo wir sind? In einem Klassenzimmer, wo Sie sich jede Armee erträumen können, die Sie für eine bestimmte Operation brauchen? Auf Kultis gibt es keine Fallschirmjäger. Und Ihnen gleich ein Bataillion zur Verfügung zu stellen, ganz gleich, um welche Art von Truppen es sich handelt – selbst wenn an Ihren Vorahnungen etwas dran wäre …“ schnarrte Fledermaus.
„Die Guerillas werden bestimmt kommen. Ich setze für diese Prognose meine gesamte Reputation aufs Spiel“, sagte Cletus ungerührt.
„Das heißt, die habe ich wohl bereits aufs Spiel gesetzt, wenn ich’s mir recht überlege. Ich erinnere mich an ein paar Gespräche mit einigen Mitgliedern meines Staates an der Akademie und an ein Gespräch mit einem Freund in Washington, wo ich eine solche Infiltration vorausgesagt habe, sobald Dow deCastries in Neuland eingetroffen ist.“
„Sie haben bereits prophezeit …“ Fledermaus’ Stimme klang plötzlich nachdenklich, fast hinterlistig. Er saß wieder hinter seinem Schreibtisch, hatte die Brauen zusammengezogen und schaute Cletus abwägend an. Dann wurde der Blick seiner dunklen Augen scharf. „Also haben Sie Ihre Reputation verwettet, Oberst, nicht wahr? Aber ich habe keine Ersatztruppen, und in jedem Fall sind Sie nur als technischer Berater angestellt … Ich will Ihnen mal was sagen. Ich werde eine Kompanie aus Urlaubern und Umschülern zusammentrommeln und mit einem Feldoffizier aussenden. Er wird wahrscheinlich jünger sein als Sie, aber Sie können ihn begleiten, wenn Sie wollen. Offiziell nur als Beobachter, aber ich werde dem kommandierenden Offizier sagen, daß er sich an Ihre Anweisungen zu halten hat … Reicht Ihnen das?“
Fledermaus’ letzte Worte hörten sich an, als wollte er Cletus die Pistole auf die Brust setzen. Nimm, Vogel, friß oder stirb, sonst gibt es keine Alternative.
„Sicher“, sagte Cletus. „wie Herr General wünschen.“
„Also gut!“ Fledermaus richtete sich auf und bleckte die Zähne mit fast wölfischem Grinsen. „Sie können gehen und Ihr Quartier aufsuchen, Oberst. Aber halten Sie sich zur Verfügung.“
Cletus erhob sich. „Danke, Sir“, sagte er und machte Anstalten zu gehen.
„Keine Ursache, Oberst, keine Ursache“, vernahm er
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