Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Stadt. Der Komplex bestand aus einer Reihe von Gebäuden, die ursprünglich eher nach nützlichen als nach ästhetischen Gesichtspunkten zusammengestellt worden waren. Nun aber schien die Zweckmäßigkeit etwas in den Hintergrund gedrängt zu sein, nur die Form der Gebäude erinnerte noch entfernt an die ehemals praktischen Überlegungen, denn in jeder Beziehung hatte ein sanfter, künstlerischer Einfluß gewaltet, der bei aller Praxisnähe unübersehbar war.
Die harten, weißen Blocks der Gebäudekomplexe, die jetzt im Schein der untergehenden Sonne glühten, endeten nicht abrupt am Rande des grünen Rasens, sondern waren durch Baumgruppen, Patios und halboffene Räume mit weinumrankten Spalieren erweitert worden. Nachdem Cletus und Axvid aus ihrem Wagen gestiegen und diese Vorgärten betreten hatten, konnten sie nicht jederzeit mit Bestimmtheit sagen, ob sie sich nun wirklich schon im eigentlichen Gebäudekomplex befanden oder nicht.
Mondar empfing sie in einem halboffenen Raum, der von drei soliden Wänden und einem dieser weinumrankten Spaliere begrenzt wurde. Er führte sie tiefer ins Haus hinein, in einen langen, geräumigen, hallenartigen Raum mit tief hängender Decke, der mit dicken Teppichen belegt und mit bequemen, gepolsterten Sesseln und Liegen ausgestattet war. Einige Gäste waren schon anwesend, unter ihnen Melissa und Eachan Khan.
„Ist de Castries schon hier?“ wandte sich Cletus an Mondar.
„Da ist er“, erwiderte der Gastgeber. „Er und Pater Ten haben soeben ein Gespräch mit einem meiner Exoten-Freunde beendet.“ Währenddessen führte er die beiden zu einer kleinen Bar, die in einer Ecke des Raumes aufgebaut war. „Bestellen Sie sich, was Sie trinken möchten. Ich muß noch ein paar Leute begrüßen – aber ich möchte Sie später gern sprechen, Cletus. In Ordnung? Ich werde Sie aufsuchen, sobald ich wieder frei bin.“
„Auf jeden Fall“, sagte Cletus. Als Mondar sie verließ, wandte er sich der Bar zu. Arvid nahm gerade ein Glas Bier entgegen.
„Sir?“ fragte Arvid. „Darf ich Ihnen vielleicht …“
„Nein, danke, im Augenblick gar nichts“, sagte Cletus. Er blickte erneute in die Runde und erblickte Eachan Khan, der mit einem Glas in der Hand in der Nähe eines großen Fensters stand. „Bleiben Sie noch eine Weile in der Nähe, Arvid. So kann ich Sie leichter finden, wenn ich Sie später brauchen sollte.“
„Jawohl, Sir“, gab Arvid zurück.
Cletus ging auf Eachan Khan zu. Er stand mit steinernem Gesicht da, als wolle er jede Unterhaltung, die etwa aufkommen mochte im Keim ersticken. Als er den Offizier erblickte, entspannte sich sein Gesicht – sofern sein Gesicht überhaupt je entspannt wirken konnte.
„Guten Abend“, sagte Eachan. „Wie ich hörte, haben Sie Ihren Kommandeur aufgesucht?“
„Neuigkeiten haben flinke Beine“, versetzte Cletus.
„Schließlich sind wir ein Militärposten“, gab Eachan zurück. Er schaute für einen Augenblick über Cletus hinweg, dann faßte er ihn wieder ins Auge. „Außerdem habe ich auch gehört, daß Sie etwas über eine neue Infiltration von Neuländer-Guerillas durch den Etter-Paß geäußert haben.“
„Das stimmt“, sagte Cletus. „Halten Sie es nicht ebenfalls für wahrscheinlich?“
„Für sehr wahrscheinlich sogar – jetzt, wo Sie darauf hingewiesen haben“, sagte Eachan. „Übrigens – ich habe mir jene drei Bände über Taktik beschafft, die Sie bereits veröffentlicht haben. Die exotische Bibliothek besitzt ein paar Exemplare. Bisher habe ich die Bücher nur flüchtig durchblättern können“ – sein Blick versenkte sich plötzlich tief in Cletus’ Augen – „aber es hört sich alles recht vernünftig an. Sehr
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