Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Cletus zu unterbrechen und etwas zu sagen, dann schloß er ihn wieder. Der General saß einen Augenblick schweigend da. Dann liefen die Brauen auseinander, und seine Stirn glättete sich.
„Warum also dieser Bericht?“ fragte er in etwas neutralerem Ton.
„Soweit ich erkennen konnte“, sagte Cletus, „hatte die Schiffsbesatzung eindeutig für die Koalition Partei ergriffen.“
„Alsdann, verdammt noch mal“, explodierte Fledermaus, „warum haben Sie dann die Sache nicht aufgeklärt?“
„Aus elementaren strategischen Gründen“, sagte Cletus, „war ich der Ansicht, daß es nichts schaden könnte, wenn sich die Koalitionsleute eine möglichst abfällige Meinung über mich bilden würden – sowohl über meine Person als auch über meine Fähigkeiten, Ihnen als taktischer Experte von Nutzen zu sein.“
Fledermaus starrte ihn unheilvoll an. „Deren Meinung kann kaum geringschätziger gewesen sein als die meine“, sagte er. „Für mich sind Sie absolut unbrauchbar, Oberst. Das hier ist ein kleiner, schmutziger, heimtückischer Krieg, der irgendwelchen strategischen Mysterien keinerlei Raum bietet. Diese exotische Kolonie hat alles, was sie braucht: kluge Köpfe, Geldmittel, technologische Hilfe und eine Meeresküste. Die Neuländer haben dagegen weder eine Küste noch eine Industrie, dafür aber eine Menge hungriger Mäuler, die sie mit Hilfe ihrer Agrarwirtschaft, die sie im Hinterland betreiben, nicht stopfen können – vor allem wegen ihres religiösen Kults, der die Vielweiberei erlaubt. Dafür sind aber genügend Leute da, um den Guerillas nie versiegenden Nachschub zu bieten. Also streben die Neuländer das an, was die Exoten bereits besitzen, und die Koalition versucht ihnen zu helfen. Wir aber sind dazu da, um dies zu verhindern. Das ist alles. Was die Neuland-Guerillas anstreben und woran wir sie hindern wollen, ist offensichtlich. Darum kann ich einen Taktik-Experten ebensowenig brauchen wie ein Symphonieorchester mit hundert Mann. Und ich bin sicher, daß deCastries und die anderen Koalitionsleute an Bord das ebensogut wußten wie ich.“
„Mag sein, daß ich so unnütz bin, wie der Herr General meinen“, sagte Cletus, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Natürlich muß ich dennoch die Lage überwachen und sondieren, indem ich damit beginne, einen Plan zu entwickeln, um jenen Guerillas das Handwerk zu legen, die während der nächsten Tage über den Etter-Paß ins Land einzudringen versuchen.“
Fledermaus’ Augenbrauen schnellten wieder nach oben. „Neue Guerillas? Wer hat Ihnen etwas vom Etter-Paß erzählt?“ schnappte er. „Welches Kaninchen wollen Sie jetzt schon wieder aus dem Hut zaubern?“
„Diesmal ist es kein Kaninchen“, gab Cletus zurück. „Ich befürchte, es handelt sich nicht einmal um eine professionelle Beurteilung, eher um gesunden Menschenverstand. Während deCastries hier ist, wollen die Neuländer versuchen, irgend etwas Spektakuläres in die Welt zu setzen … Haben Sie eine Landkarte zur Hand?“
Fledermaus drückte einen Knopf auf der Schreibtischplatte, und die Wand zu Cletus’ Linken wurde hell und enthüllte eine große Karte, auf der die lange, schmale Küstenlandschaft der exotischen Kolonie sowie die Berge, die sie von der Binnenlandkolonie Neulands trennte, sichtbar wurden. Cletus trat an die Projektion heran, untersuchte die Landkarte und wies dann mit dem Zeigefinger auf einen Punkt inmitten des Gebirgszuges, der auf der linken Seite der Karte entlanglief.
„Hier liegt der Etter-Paß“, erläuterte er, „ein tiefer Einschnitt im Gebirge, der von Neuland hinunter nach Bakhalla führte – nach den
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