Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
schnappte Dupleine schließlich.
„Ich darf Sie daran erinnern, Oberst“, erwiderte Cletus ruhig, „daß mir der General das Kommando über diese Dorsai übertragen hat und daß ich nur ihm allein verantwortlich bin.“
„Sie … aber das ist doch ein Befehl des Generals, Grahame! Haben Sie nicht zugehört?“ Beim letzten Wort überschlug sich Dupleines Stimme.
„Dafür gibt es keinen Beweis, Oberst“, meinte Cletus im gleichen unerschütterlichen Ton. „Ich nehme meine Befehle nur vom General persönlich entgegen. Wenn mir der General dasselbe sagt wie Sie, werde ich mich glücklich schätzen zu gehorchen.“
„Sie sind übergeschnappt!“ Eine Weile starrte er Cletus sprachlos an. Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme tiefer, gefaßter und gefährlich. „Ich hoffe, Sie sind sich darüber im klaren, Oberst, was es bedeutet, einen solchen Befehl zu verweigern. Ich gebe Ihnen fünf Minuten Bedenkzeit. Wenn ich dann nichts von Ihnen höre, sehe ich mich gezwungen, Ihre Antwort dem General wörtlich zu überbringen. Überlegen Sie sich’s.“
Der kleine Bildschirm wurde dunkel, und im Hörer klickte es. Cletus legte auf.
„Wo steht Ihr Kartenprojektor?“ fragte er Marc.
„Gleich dort drüben“, erwiderte Marc und führte ihn durch das Zimmer zu einem horizontalen Bildschirmtisch, unter dem ein Projektor befestigt war. Auf dem Bildschirm war eine Karte des Gebietes rund um den Etter-Paß zu sehen. Am Tisch angekommen, legte Cletus den Finger auf die markierte Stelle bei Zweistrom, wo sich der Milchfluß und der Blaue Fluß vereinigten.
„Bis morgen bei Tagesanbruch“, sagte er zu Marc, „wird der Kommandant der Neuländer, wer auch immer es sein mag, in der Lage sein wollen, unsere Truppen in der Stadt anzugreifen. Das heißt“, Cletus zeichnete mit dem Finger hufeisenartige Linien, deren offene Enden flußabwärts in Richtung der beiden Flußtäler direkt oberhalb der Stadt zeigten, „unsere Leute müssen bereit sein, als Luftlandetruppen zu operieren – schließlich haben sie ihre entsprechende Ausbildung gerade abgeschlossen –, und zwar direkt flußaufwärts von diesen beiden Positionen, die einigermaßen sicher sind, da die Neuländer ihre Aufmerksamkeit allesamt flußabwärts richten dürften. Wenn ich gut unterrichtet bin, verfügen die Neuländer ebensowenig über eine schlagkräftige Artillerie wie wir. Stimmt das?“
„Stimmt genau, Sir“, sagte Marc. „Kultis ist eine jener Welten, wo ein ungeschriebenes Übereinkommen mit der Koalition existiert, unsere Verbündeten oder unsere Truppen, die zusammen mit unseren Verbündeten stationiert sind, nur mit tragbaren Waffen zu beliefern. Soweit uns bekannt ist, hat sich die Gegenseite an diese Vereinbarung gehalten, zumindest was die Neuländer betrifft. In der Tat brauchen sie ebenso wie wir nichts weiter als Handfeuerwaffen, da bisher alle Kämpfe nur mit Hilfe einheimischer Guerillas ausgetragen wurden. Wahrscheinlich tragen ihre Leute kugelsichere Westen, Strahlenwaffen und Abschußgeräte für Raketen und Brandbomben …“
Die beiden legten die möglichen zukünftigen Positionen der Neuländer-Truppen fest, besonders die Stellungen derjenigen, die mit Abschußgeräten und Spezialwaffen ausgerüstet waren. Während sie noch am Überlegen waren, wurden sie häufig von dem endlosen Strom von Befehlen unterbrochen, der vom und zum Feldhauptquartier floß.
Es war mehrere Stunden nach Sonnenuntergang, als einer der Jungoffiziere Cletus vorsichtig auf den Ellenbogen tippte und ihm den Hörer entgegenhielt.
„Da ist wieder Oberst Dupleine, Sir“,
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