Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
kreisten und ihre Luftlandetruppen beiderseits der beiden Flußtäler absetzten. Ein Aufklärungsflugzeug, das vor zwei Stunden in der Dunkelheit nach Monduntergang tief über dem Dschungel kreiste, hatte mit der Infrarotkamera zwei große Ansammlungen von Neuländertruppen fotografiert, die in den beiden Flußtälern fünf Meilen oberhalb der Stadt auf die Morgendämmerung warteten. Eine kleinere Reservetruppe kampierte direkt unterhalb der Mündung des Etter-Passes – doch ihre Zahl war gering, so daß die Dorsai aus dieser Richtung kaum mit einem Gegenangriff zu rechnen brauchten. Cletus beobachtete den Feuerstrahl, der aus den Düsen ihrer Sprunggürtel schoß, während sie nach unten schwebten, dann wies er den Piloten seines Transportschiffes an, den Fluß zu überfliegen und flußabwärts auf Kurs zu gehen.
Eine Viertelmeile unterhalb der Stadt machte der Fluß eine Rechtsbiegung, und genau hinter dieser Biegung meldeten sich die M5 zum ersten Mal. Das Transportschiff kam herunter und schwebte über dem Wasser, während der Turm eines der gewaltigen Fahrzeuge schwarz aus dem dunklen Wasser ragte.
Cletus ließ sich an einem Hubseil zum Turm hinunter, die Turmluke ging auf, und Wefer kam heraus. Sie standen nebeneinander auf dem leicht abschüssigen, feuchten Metallgehäuse unterhalb des Turms.
„Da wären wir also“, sagte Wefer. „Zu dritt, genau, wie es der Doktor verordnet hat.“ Sein freundliches, kampflustiges Gesicht unter dem schwarzen Haar war von Erregung gerötet. „Was haben wir zu tun?“
„Die Truppen der Neuländer – und zwar ihre regulären Truppen“, sagte Cletus, „sind in den beiden Flußtälern einige Meilen oberhalb der Stadt zusammengezogen. Sie werden durch die beiden Täler marschieren und durch das Flachland unter den Steilufern in die Stadt eindringen. Aber ich glaube nicht, daß sie versuchen werden, sich von dieser flußabwärts liegenden Seite der Stadt zu nähern. Sie werden also operieren können, ohne gesehen zu werden.“
„Sicher, sicher“, sagte Wefer und schnüffelte wie ein Jagdhund in die kühle Morgenluft. „Aber was haben Sie mit uns vor?“
„Können Sie das Flußbett umpflügen, und zwar dicht unterhalb der Stadt, so daß der Wasserpegel innerhalb und oberhalb der Stadt ansteigt?“
„In diesem armseligen Wässerchen?“ erwiderte Wefer. „Überhaupt kein Problem. Wir werden einfach an irgendeinem Punkt einen Wall unter Wasser errichten, wo die Ufer an beiden Seiten direkt zum Wasser abfallen. Das Wasser muß so hoch steigen, daß es über die Ufer tritt. Wie hoch soll der Damm sein? Wie weit soll der Wasserspiegel steigen?“
„Die Wassertiefe soll eine Meile oberhalb der Stadt sechs Fuß betragen“, sagte Cletus.
Wefer runzelte erstmals die Stirn. „Sechs Fuß? Ein ganzer Faden? Da wird ja auch die Stadt überschwemmt. Dieses flache Gebiet, auf dem die Stadt zwischen den Flüssen erbaut ist, dürfte auf beiden Seiten nicht mehr als sechs oder acht Fuß über dem Wasserspiegel liegen. Der Wasserstand in den Straßen könnte vier bis sechs Fuß betragen. Wollen Sie das wirklich?“
„Genau das will ich“, sagte Cletus.
„Nun ja … es gibt allerdings genug feste Häuser im Einkaufszentrum, wo die Leute unterkommen können“, meinte Wefer. „Ich möchte nur nicht, daß die Marine wegen Hochwasserschäden verklagt wird …“
„Das wird nicht der Fall sein“, erwiderte Cletus. „Ich bin immer noch unter dem direkten Befehl des General Traynor als Befehlshaber abkommandiert. Ich übernehme die Verantwortung.“
Im zunehmenden Licht der Morgendämmerung riskierte Wefer einen Blick auf Cletus, schüttelte den Kopf und ließ einen bewundernden Pfiff ertönen.
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