Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
leicht wie ein Blatt im Wind auf den schlammigen Boden des Hafenbeckens sechzig Fuß tief hinabschwebte.
„Alle Kraft voraus, Kurs dreißig Grad waagerecht“, befahl der Leutnant. Damit begann die Unterwasserfahrt von Bakhalla stromaufwärts.
„Wie sie bemerkt haben“, erläuterte Wefer im Ton eines stolzen Vaters, der die Begabung seines ersten Stammhalters ins rechte Licht rückt, „hat das Fahrgestell hier keinen Kontakt mit dem Boden. Unter uns liegen mindestens zehn Fuß lockerer Schlamm und Schlick, erst dann kommt fester Grund, über den die Mark V rollen kann. Natürlich könnten wir hinabtauchen und den Boden berühren, wenn wir es wünschten. Aber warum eigentlich? Wir kommen im Wasser ebensogut voran und sind bedeutend beweglicher, wenn wir unser Fahrgestell als eine Art Ruder benutzen … Schauen Sie her …“
Er zeigte auf den Bildschirm. Etwa zweihundert Meter voraus fiel der Boden plötzlich ab. Es entstand eine Lücke von mindestens fünfzig Meter, bevor der Boden wieder sichtbar wurde.
„Das hier ist der Hauptkanal – die direkte Zufahrt zum Meer“, sagte Wefer. „Sie wird täglich gereinigt – nicht weil hier Schiffe verkehren würden, deren Tiefgang eine Wassertiefe von etwa einhundertundzehn Fuß erfordert, sondern weil dadurch ein Kanal für die Strömung geschaffen wird, der den Hafen vor dem Verschlammen bewahrt. Ein Großteil unserer Aufgabe besteht darin, die vorhandenen Strömungsbilder des Wassers zu erforschen und zu nutzen. Indem wir diesen Kanal sauberhalten, sparen wir uns die Hälfte der Entschlammungsarbeiten. Nicht daß wir dies nötig hätten, aber bei der Marine ist es nun einmal Brauch, dafür zu sorgen, daß alles möglichst sauber und wirkungsvoll verläuft.“
„Soll das heißen, daß Sie genügend Einheiten vom Typ Mark V zur Verfügung haben, um den Hafen sauberzuhalten, selbst wenn der Kanal nicht vorhanden wäre?“
Wefer schnaufte gut gelaunt. „Durchaus …“ gab er zurück. „Sie haben keine Ahnung, zu welchen Dingen eine solche Mark V fähig ist! Ich könnte mit dieser Maschine allein den Hafen sauberhalten, selbst wenn der Strömungskanal nicht vorhanden wäre! – Ich möchte Ihnen das Boot einmal zeigen.“
Er führte Cletus und Melissa durch das Boot, von der Taucher-Fluchtkammer im massiven Fahrgestell bis hinauf zum Geschützturm, von wo aus die Mark V ihre beiden schweren Energiegeschütze oder den Unterwasser-Laser abfeuern konnte.
„Jetzt wissen Sie auch, warum Traynor diese Mark V für den Dschungeleinsatz haben wollte“, schloß Wefer, als sie ihre Tour beendet hatten und wieder im Kontrollraum vor dem halbrunden Bildschirm standen. „Dieses Fahrzeug verfügt zwar nicht über die Feuerkraft, die Urwaldpanzer der Armee besitzen, doch in fast jeder anderen Hinsicht, von der Geschwindigkeit an Land einmal abgesehen, ist sie jedem anderen Fahrzeug dieser Art beispielslos überlegen …“
„Sir“, unterbrach ihn der Leutnant, der hinter ihm stand. „Ein Schiff mit großem Tiefgang nähert sich auf dem Kanal. Wir müssen tauchen und uns auf unsere Räder setzen.“
„In Ordnung. Tun Sie, was Sie für richtig halten, Leutnant“, erwiderte Wefer. Er wandte sich dem Bildschirm zu und zeigte auf das V-förmige Objekt, das die Flußoberfläche in etwa zweihundert Metern Entfernung vor ihnen durchpflügte. „Melissa, Cletus …
Sehen Sie das? Das ist ein Schiff mit einem Tiefgang von neun oder zehn Fuß. Der Kanal ist knapp fünfzig Fuß tief, also müssen wir bis zum Boden tauchen, um sicherzugehen, daß dieses Schiff in einigen Faden Abstand an uns vorbeischwimmt.“
Er warf noch einmal einen Blick auf dieses V-förmige Etwas, das auf dem Bildschirm immer größer wurde, dann lachte er. „Dacht’ ich’s mir doch!“ sagte er. „Es ist eines der Flußpatrouillenboote, Cletus. Wollen Sie’s mal von oben sehen?“
„Vielleicht mit einem Schwimmersensor?“ fragte Cletus ruhig.
Wefers Kinnlade fiel herunter. „Woher wissen Sie das?“ fragte er und starrte Cletus an.
„Da war vor knapp zwei Jahren ein Artikel im Marine Journal“, erwiderte Cletus. „Das ist jene Art von Gerät, das jeder einigermaßen vernünftige Seemann an Bord haben möchte.“
Wefer schaute ihn immer noch fast anklagend an. „Wirklich?“ fragte er. „Was wissen Sie sonst noch über die Mark V, wovon ich nichts weiß?“
„Ich meine, daß Sie mit etwas Glück in der Lage sind, eine Bootsladung Neuländer-Saboteure nebst Nachschub zu kapern, die
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