Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
diese Boote waren ebenfalls auf Grund gelaufen, oft wurden sie regelrecht in den weichen Boden des Flußbetts gerammt. Eines der Boote ragte, den Bug sechs Fuß tief in Sand und Schlamm gebohrt, mit dem Heck nach oben.
„Ich glaube, die sind jetzt reif“, sagte Cletus zu Wefer.
Was endgültig zur Demoralisierung der Guerillas an Bord der Schlepper beitrug, war der Anblick der dunklen Umrisse der Mark V, die aus den Tiefen des Flusses auftauchte, während ihre zwei schweren Geschütze im Turm hin und her schwangen. Fast alle, denen es gelungen war, auf ihre havarierten Boote zu klettern, sprangen ins Wasser und versuchten verzweifelt, das Ufer schwimmend zu erreichen.
„Geschützturm …“ setzte Wefer erregt an, doch Cletus legte die Hand auf das Sprechgerät.
„Lassen Sie sie laufen“, sagte er. „Die Leute, auf die es ankommt, sitzen immer noch in den Booten fest. Sehen wir zu, daß wir sie kriegen, bevor sie sich von ihrem Schrecken erholt haben und einen Ausbruch wagen.“
Es war ein guter Rat. Die Neuländer, die in ihren Booten eingeschlossen waren und durch die Schaukelei vorübergehend die Nerven verloren hatten, begannen jetzt, sich zu besinnen. Zwar waren sie immer noch mit ihren Lastkähnen vertäut, die hilflos an der Oberfläche dümpelten, doch überall schienen die Decks zu bersten, als die Luken nacheinander aufgingen und die Besatzung ihre Notausgänge sprengte. Wefer lenkte die Mark V mitten in das Chaos und schickte seinen Offizier mit drei Matrosen durch die Deckluke nach oben, um die Neuländer mit Handfeuerwaffen in Schach zu halten, sobald sie an Deck auftauchten. Man befahl ihnen, zur Mark V zu schwimmen, wo man sie dann durchsuchte, ihnen Handschellen anlegte und sie durch die Luke unter Deck führte, wo sie in den vorderen Lagerraum des Bootes gesperrt wurden. Cletus und Melissa hielten sich diskret außer Sichtweite.
Den Lagerraum mit Gefangenen vollgepfropft und die Versorgungsschiffe im Schlepptau, kehrte die Mark V zu ihrer Basis im Hafen von Bakhalla zurück. Nachdem sie ihre Gefangenen und ihr Material abgeliefert hatten, begaben sich Cletus, Melissa und Wefer zu jenem späten Abendessen, das sie sich vorgenommen hatten und das sich jetzt schon fast als ein sehr zeitiges Frühstück entpuppte. Es war fast vier Uhr morgens, als Cletus eine erschöpfte, aber glückliche Melissa in der Wohnung ihres Vaters ablieferte. Je mehr sie sich aber dem Haus näherten, desto stiller und schweigsamer wurde Melissa. Und als sie vor dem Haus angelangt waren, das die Exoten Melissa und Eachan zur Verfügung gestellt hatten, machte sie keine Anstalten, aus dem Wagen zu steigen.
„Wissen Sie“, sagte sie, an Cletus gewandt, „Sie sind schon ein bemerkenswerter junger Mann. Zuerst diese Guerillas auf unserem Weg nach Bakhalla, dann jene, die Sie am Etter-Paß erwischt haben, und jetzt dies.“
„Danke“, sagte er. „Aber ich habe nichts weiter getan, als die optimale Lage im Hinblick auf deCastries einzuschätzen und dann zur Stelle zu sein, wenn sich meine Vorhersagen als richtig erweisen sollten.“
„Warum sprechen Sie von Dow, als hätte er persönlich ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen?“
„Weil es so ist“, sagte Cletus.
„Der Koalitionsminister für außerirdische Angelegenheiten und ein namenloser Oberst des Expeditionscorps der Allianz? Ist das wirklich vernünftig?“
„Warum eigentlich nicht?“ meinte Cletus. „Er hat bedeutend mehr zu verlieren als ein namenloser kleiner Oberst der Allianz.“
„Aber das bilden Sie sich doch nur ein!“
„Nein“, erwiderte Cletus. „Erinnern Sie sich, wie ich ihn damals im Speisesaal an Bord des Raumschiffes mit den Zuckerwürfeln irregeführt habe? Der Minister der Koalition kann es nicht verwinden, daß ihn ein namenloser Oberst der Allianz an der Nase herumgeführt hat – ein kleiner Oberst, wie Sie mich zu bezeichnen belieben. Keiner außer Ihnen weiß – und auch nur deshalb, weil ich es Ihnen gesagt habe –, daß er einen Fehler gemacht hat. Alsdann …“
„War das der Grund dafür, daß sie mir alles erzählt haben?“ warf Melissa rasch ein. „Nur, damit ich es an Dow weitergeben soll?“
„Teils, teils“, sagte Cletus. Er hörte, wie sie in der Dunkelheit tief Atem holte. „Aber eben nur so. Es ist nämlich wirklich gleichgültig, ob Sie es ihm hinterbracht haben oder nicht. Es ging ihm einfach gegen den Strich, einen wie mich frei herumlaufen lassen, einen, bei dem stets die Möglichkeit besteht, ihn
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