Die Söldner von Dorsai (Dorsai 1)
Bulldozerteil des Bootes brauchte nur wenige Minuten, um eine flache Mulde zu schaffen, in der das Boot unter Wasser in Wartestellung gehen konnte.
Und dann warteten sie. Es dauerte drei Stunden – fast bis Mitternacht –, bevor der Sensor, der über dem Wasser schwebte, im das Ufer des Nebenarms säumenden Laubwerk das Bild eines Schleppers vermittelte, der über den Nebenarm herabtuckerte, bei einer Geschwindigkeit, die gerade ausreichte, um eine Last unter Wasser hinter sich herzuschleppen.
Sie hielten den Atem an und warteten, bis der Schlepper vorübergezogen war. Dann sprang Wefer auf und rannte zum Maschinentelegraf, an dem er vor Stunden seinen Leutnant abgelöst hatte.
„Warten Sie“, sagte Cletus.
Wefer zögerte, indem er Cletus anblickte. „Warten?“ sagte er. „Worauf denn?“
„Sie wissen, daß dieser Schleppzug die Barriere nicht passieren kann, die Sie flußabwärts aufgebaut haben“, erwiderte Cletus. „Warum also sollten wir hier nicht eine Weile warten und zusehen, ob vielleicht ein zweites Boot daherkommt?“
Wefer zögerte immer noch, dann entfernte er sich vom Maschinentelegrafen. „Meinen Sie wirklich, daß hier noch ein weiteres Boot vorbeikommen könnte?“ fragte er nachdenklich.
„Es würde mich nicht sonderlich überraschen“, sagte Cletus freundlich.
Kaum hatte er dies gesagt, meldete auch schon der Sensor einen weiteren Schleppzug, der auf sie zukam. Und kaum war dieser Zug im Hauptfluß angelangt, als ein weiterer Zug auftauchte. Und während Wefer noch mit unglaublichem Staunen und Entzücken auf den großen Bildschirm starrte, zogen nacheinander zwanzig Schleppzüge nur knapp dreißig Yards an der untergetauchten Mark V vorbei.
Nachdem sie einige Minuten den vorbeiziehenden Booten zugeschaut hatten, meinte Cletus, daß es jetzt an der Zeit sei, einmal nachzusehen, was sich weiter flußabwärts tat. Wefer setzte die Mark V in Bewegung. Das Boot löste sich aus seiner seichten Mulde, tauchte wieder bis dicht unter die Oberfläche auf und schwamm flußabwärts.
Sie erreichten den Mittelkanal des Hauptstromes und fuhren bergab. Das Licht ihrer Infrarotscheinwerfer sowie der Sensor, der über ihnen schwebte, enthüllten ein chaotisches Bild dicht vor ihren Augen. Von den zwanzig Zügen, die an ihnen vorbeigeschwommen waren, saß mindestens die Hälfte im Flußbett vor jener Rampe fest, die die Mark V errichtet hatte. Die anderen aber, die noch bewegungsfähig waren, versuchten verzweifelt, ihre gestrandeten Lastkähne, die hilflos an der Wasserfläche dümpelten, wieder freizuschleppen.
Wefer befahl, die Mark V anzuhalten, und starrte mit gemischten Gefühlen auf den Bildschirm.
„Was nun?“ sagte er zu Cletus. „Wenn ich sie hier angreife, werden die Boote, die dazu noch in der Lage sind, umkehren, flußaufwärts fahren und uns entwischen. Natürlich steht mir der Geschützturm zur Verfügung. Dennoch könnten es einige Boote schaffen, an uns vorbeizuziehen und zu entkommen.“
„Es ist nur ein Vorschlag“, meinte Cletus. „Könnte die Mark V nicht ein paar Wellen produzieren?“
Wefer starrte ihn an. „Wellen?“ sagte er – und dann, plötzlich ganz fröhlich: „Wellen! Das ist es!“ Er brüllte ein paar Kommandos ins Bordtelefon. Die Mark V fuhr etwa hundert Meter im Kanal zurück und stoppte. Die beiden Baggerflügel, die eingezogen worden waren, um den Widerstand während der Fahrt zu verringern, wurden ausgefahren und entfalteten sich in ihrer vollen Größe von zehn mal zwanzig Metern. Wefer hob den Bug der Mark V vorsichtig an, bis die obere Hälfte der Baggerflügel durch die Wasseroberfläche drang und das Laufwerk frei im Wasser schwebte. Dann stellte er die Maschinen auf volle Kraft voraus.
Die Mark V rauschte den Fluß entlang, wobei sie das Wasser aufwühlte, steuerte gegen und sank auf den Boden des Kanals, keine fünfzig Meter von den immer noch schwimmenden Zugbooten entfernt. Einen Augenblick lang verdeckte eine Riesenwelle die Sicht nach vorn, dann legte sie sich allmählich, während sich die Wasseroberfläche vor dem Kiel kräuselte.
Die Folge dieses Manövers war ein unbeschreibliches Durcheinander.
Einige Boote, die bereits auf Grund gelaufen waren, wurden von den Wellen überspült, die die Mark V erzeugt hatte, andere wiederum bekamen Schlagseite oder kenterten. Doch die größte Wirkung zeigte sich bei jenen Schleppern, die noch Wasser unter dem Kiel hatten und versuchten, die aufgelaufenen Boote wieder flottzumachen.
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